Stuttgart. .

Die schnelle mobile Datenübertragung per UMTS ist seit Jahren Standard. Jetzt schicken sich die Mobilfunkbetreiber allerdings daran, dieses System schon wieder in den Ruhestand zu versetzen. „Long Term Evolution“ (LTE) soll Nutzern von unterwegs künftig schnelle Downloads und aufwendige Spiele auf dem Handy ermöglichen.

Der sogenannte Mobilfunk der vierten Generation, LTE, soll mehr als zehnmal schneller sein als UMTS samt Ausbaustufe HDSPA. Damit sind Geschwindigkeiten von theoretisch maximal 14,4 Megabit pro Sekunde (Mbit) möglich. LTE schafft in Testnetzen bereits jetzt 170 Mbit, in einem bestimmten Rahmen sogar 300 Mbit. Erste Geräte hätten im Labor sogar bereits erfolgreich 1,2 Gigabit erreicht, sagt Experte Wolfgang Boos von der Zeitschrift „Connect“.

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Von DerWesten

Mit einer solchen Geschwindigkeit würde man über 150 Megabyte in der Sekunde herunterladen, damit hätte man eine herkömmliche CD-Rom nach fünf Sekunden Download bereits auf der Festplatte: „Das ist ein große Wurf.“ Das System ist außerdem fixer als ein üblicher DSL-Anschluss - das könnte dem mobilen Internet dann auch endgültig zum Durchbruch verhelfen.

Erheblich schneller im Netz unterwegs

Die sogenannte Latenzzeit, also die Geschwindigkeit, in der das Netz auf eine Anfrage antwortet, liegt bei zehn Millisekunden. Das ist die Hälfte dessen, was ein Festnetzanschluss schafft, und bedeutet, dass eine Internetseite direkt nach dem Druck auf die Enter-Taste oder einem Klick auf einen Link auf dem Bildschirm erscheint. „Eine solche Geschwindigkeit ist zum Beispiel bei eBay wichtig, wenn eine Auktion fast vorbei ist“, sagt Boos.

Ebenso bringe sie eine echte Beschleunigung bei Internetseiten, die viele Inhalte nachladen - etwa multimediale Zeitungsportale. Möglich wird das durch eine neue Technik: Bei LTE kommt im Gegensatz zu UMTS dasselbe Protokoll wie beim Internet selbst zum Einsatz. Durch den Wegfall komplizierter Übersetzungen von einer Technologie in die andere wird die Technik zudem billiger.

Ende der Einheitstarife

Erst im Mai wurden die Sendelizenzen von der Bundesnetzagentur für knapp fünf Milliarden Euro versteigert. Für den Mobilfunkkunden ergeben sich viele Vorteile. Zum einen ist das eben der rasend schnelle Aufbau von Internetseiten. Zum anderen ermöglicht LTE aber auch, Daten zu priorisieren und eine Bandbreite zu garantieren. Das ist unter UMTS nicht möglich. Hier bekommt jeder die Geschwindigkeit, die gerade zur Verfügung steht.

Das bedeute das Ende der Einheitstarife, wie sie jetzt für mobiles Surfen angeboten werden, vermutet Boos: „Wer eine garantierte Bandbreite haben will, wird wohl zukünftig zur Kasse gebeten.“ So kann er sich einen allgemeinen Tarif vorstellen, außerdem Extrakosten für eine garantierte Bandbreite oder eine bevorzugte Behandlung der Anfrage, was auch erstmals von LTE ermöglicht wird.

Erste LTE-Laptops wahrscheinlich Ende des Jahres

Wann genau die Nutzer in Deutschland auf LTE-Technik zugreifen können, steht noch nicht fest. Entsprechende USB-Sticks für den Laptop sind bereits in der Entwicklung. Wahrscheinlich Ende des Jahres würden die ersten Smartphones mit LTE präsentiert werden, sagt Boos.

Die Netzbetreiber stecken eine Menge Energie in das System LTE. Für sie ist der Betrieb günstiger als UMTS, außerdem gibt es noch Potenzial für Weiterentwicklungen. Für Boos handelt es sich bei LTE im eine „echte Revolution“: „LTE ist bereits in den Feldversuchen mehr, als UMTS je war.“ (ddp)