NRW. Homepages von Kommunen sollen Bürger schnell und effektiv informieren. Wir haben uns neun Internetseiten näher angeschaut.
Mal eben einen Termin beim Bürgerbüro beantragen oder sich über Veranstaltungen in der Stadt informieren: Homepages von Kommunen sollen schnell und effektiv das gewünschte Ergebnis liefern. Wir haben uns neun Websites näher angeschaut.
Wie schnell findet der Nutzer ein bestimmtes Formular? Wie verhält sich die Seite beim Abruf per Smartphone? Wie gut funktioniert die Suchfunktion? Wir haben die Websites der Städte Bochum, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Gelsenkirchen, Hagen, Mülheim und Oberhausen unter die Lupe genommen.
Inhalt und Design gleichermaßen wichtig
Christin Heinze lehrt an der Folkwang Universität in Essen Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Digitales Publizieren. Was eine gute Homepage ausmacht, liegt in erster Linie daran, welchen Zweck sie erfüllen soll, sagt sie: „Ein sehr umfangreiches Nachrichtenportal mit einer breiten Zielgruppe, legt andere Schwerpunkte als ein werbender One-Pager.“ Für sie sind Design und Inhalt gleichermaßen wichtig: „Wenn die Website durch einen übersichtlichen Aufbau und eine intuitive Navigation leicht zugänglich ist, steigt auch das Interesse und die Bereitschaft, sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen.“
In Punkto Gestaltung überzeugt von den Ruhrgebietsstädten besonders die Homepage der Stadt Duisburg mit großen Bildern und einer aufgeräumten Oberfläche. Aber wie sieht es aus mit der Bedienbarkeit?
Formularsuche: Klicken durch mehrere Ebenen
Das erste Szenario: Ein Umzug innerhalb der Stadt, dafür benötigt man eine (Um-)meldebescheinigung. Die meisten Seiten haben einen Reiter, der „Rathaus“ oder „Bürgerservice“ benannt ist. Darunter befinden sich alle Angelegenheiten, die mit dem Bürgeramt zu tun haben.
Im Test schneiden die meisten der untersuchten Kommunen gut ab: Innerhalb von drei bis fünf Klicks hat der Nutzer das entsprechende Formular im PDF-Format gefunden. In Hagen und Gelsenkirchen sind sogar nur zwei Klicks nötig. Auch in Düsseldorf und Dortmund kommen Bürger schnell ans Ziel. Die Stadt Hagen bietet nahezu alle Formulare sowohl als PDF als auch direkt zum Ausfüllen auf der Seite an.
Die Internetseiten der Kommunen im Überblick
In Mülheim hingegen ist das Dokument etwas versteckt. Der Nutzer muss sich zunächst durch einige Unterkategorien klicken, bis er an der das gewünschte Ergebnis kommt („Bürgerservice“ -> „Einwohnerangelegenheiten“ -> „Meldeangelegenheiten“ -> „Wohnungswechsel“).
Auch die Internetseite der Stadt Duisburg liefert das gewünschte Ergebnis erst nach einigem Suchen. Die Seiten sind zwar aufgeräumt, jedoch verstecken sich die Formulare hinter einem aufklappbaren Reiter, der „Weitere Links und Download“ heißt.
Positiv: Alle Kommunen listen auf, welche Dokumente zur Ummeldung mitzubringen sind und ob es eine Gebühr kostet.
Suche liefert schnelle Ergebnisse
Christin Heinze nennt einen weiteren Aspekt: „Die Suchfunktion spielt eine wichtige Rolle, insbesondere bei umfangreichen Webseiten. Nicht jede Unterseite kann im Hauptmenü abgebildet werden.“ Als Test suchen wir nach Informationen zur Hundesteuer. Alle Kommunen liefern schnell und übersichtlich das gewünschte Ergebnis. Die Infos finden sich immer unter den ersten fünf Suchergebnissen.
Eine Besonderheit ist die Homepage der Stadt Hagen: Zunächst werden als Suchergebnis Telefonnummern von entsprechenden Ansprechpartnern im Rathaus angezeigt. Infos und Formulare gibt es mit einem Klick auf den Reiter „Dokumente“.
Mobile Darstellung klappt nicht überall gut
Die Internetnutzung hat sich in den letzten Jahren immer mehr vom Computer zum Smartphone oder Tablet verlagert. Heinze: „Jede Website, die heute entwickelt wird, sollte immer responsiv gedacht sein.“ Das bedeutet, dass sich eine Internetseite je nach Gerät etwas anders darstellt. „Der Nutzer erwartet mobil ein ebenso gutes Nutzungserlebnis wie am Desktop. Daher geschehen die wesentlichen Anpassungen nicht auf der inhaltlichen, sondern der gestalterisch-funktionalen Ebene.“ Die meisten der getesteten Seiten lösen diese Aufgabe gut. Die Hagener Website stellt die Bilder leider etwas zu klein dar.
Der Internetauftritt der Stadt Essen hingegen passt sich gar nicht an das Hochkant-Bildschirmformat des Mobilgerätes an. Die mobile Seite der Stadt Oberhausen bietet eine angepasste und reduzierte Oberfläche. Die am häufigsten genutzten Anfragen sind so schnell zu erreichen. Nicht so gut ist, dass Suchergebnisse zur Standardseite im Desktopformat zurückführen. Hier müssen Nutzer wieder unnötig wischen und zoomen.
Barrierefreiheit und Fremdsprachen ausbaufähig
„Barrierefreiheit spielt eine immer größere Rolle und steht mittlerweile auch stark im Fokus bei der Weiterentwicklung von HTML“, sagt Christin Heinze. „Je mehr Menschen Zugang zum WWW haben, desto wichtiger wird es niemanden auszuschließen.“ Hier liegt Essen weit vor den anderen Kommunen: Alle wichtigen Seiten gibt es sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch. Dazu gibt es eine gut funktionierende zweisprachige Vorlesefunktion, die nur im Englischen leichte Ungenauigkeiten hat.
Auch die Seite der Stadt Düsseldorf bemüht sich um internationale Besucher. Es gibt zum Beispiel Angebote auf Englisch, Chinesisch und Türkisch. Allerdings zielen diese Texte eher auf Touristen oder internationale Unternehmen ab, die zur Ansiedlung in der Region überzeugt werden sollen. Ein großes Plus sind ein Video, das in Gebärdensprache den Aufbau der Homepage erklärt, sowie eine Erklärung der Seite in Leichter Sprache. Schwieriges Behördendeutsch wird in kurze und verständliche Sätze „übersetzt“.
Etwas hölzerner Vorleser
Auch Dortmund und Mülheim bieten Übersetzungen an. Die Stadt Dortmund beschränkt sich dabei allerdings ebenfalls auf touristische Themen. Mülheim bietet die wichtigsten Überrubriken (auch Bürgerservice) auch auf Englisch an. Auf den konkreten Rubrikseiten fehlt aber die Übersetzung. Eine Vorlesefunktion gibt es auch bei der Mülheimer Homepage. Allerdings wirkt diese stellenweise etwas hölzern.
Auf den Webseiten der übrigen Kommunen gibt es keine fremdsprachigen Angebote. Auf der Bochumer Website ist eine mittelprächtige automatisierte Übersetzungsfunktion von Google eingebaut.
Fazit
Insgesamt schneiden die Homepages der Städte gut ab. Informationen sind in der Regel schnell zu finden, insbesondere mithilfe der Suchfunktion. Kleinere Mängel wie fehlende Übersetzungen oder die Anpassung am Smartphone könnten noch ausgebessert werden.