Essen. . Den Start in die wärmere Jahreszeit nehmen viele Menschen zum Anlass, altes Gerümpel und den Mief vergangener Monate aus der Wohnung zu verbannen. Das schafft nicht nur Platz, sondern ist auch gut für die Seele. Sammeln dagegen nur bedingt. Wir erklären, wie's klappt mit dem Frühjahrsputz.

Alljährlich stehen ab März die Zeichen auf Erneuerung. In gleichem Maße, wie die Natur zum Leben erwacht, wächst in vielen Menschen die Sehnsucht, die dunklen Wintertage hinter sich zu lassen. Spätestens wenn sich die ersten warmen Sonnenstrahlen ihren Weg durch dreckige Fensterscheiben bahnen, gibt es in den meisten Haushalten kein Halten mehr. Dann wird geputzt und aufgeräumt, bis die eigenen vier Wände in frischem Glanz erstrahlen.

Das Frühjahr ist die beste Aufräumzeit

Eine Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) beweist, dass wir Deutschen gerade im ersten Quartal des Jahres putzmunter sind. Von Januar bis April verzeichnen die Hersteller von Reinigungsmitteln ihre höchsten Umsätze. Zeitgleich steigen die Preise für Reinigungsprodukte an. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

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Traditionelle Arbeitsaufteilung

In deutschen Familien erfolgt die Arbeitsaufteilung beim Räumen und Putzen noch immer eher traditionell. Die Wohnung ist Aufgabe der Frau, Garage, Garten und Keller sind meist Männersache. Beim Blick über den Gartenzaun fällt zudem auf: Insbesondere der Einsatz von Hochdruckreinigern scheint dem vermeintlich starken Geschlecht vorbehalten, genauso wie das Steuern eines Rasenmähers.

Aufräumen schafft Platz und íst gut für die Seele

Sich vom Gerümpel des Alltags zu befreien, fühle sich prima an, schaffe Platz für Neues und tue auch der Seele gut, sagen Werner Tiki Küstenmacher und Lothar J. Seiwert. In ihrem Ratgeber „Simplify your life“ (Vereinfache Dein Leben) zeigen sie leicht nachvollziehbare Lösungswege für die Gestaltung eines einfachen und entschleunigten Alltags auf. Ihre Tipps reichen vom Ausmisten bis zum sinnvollen Zeitmanagement. Vor allem die Hinwendung zum Wesentlichen sei der Schlüssel für ein zufriedenes und damit auch für ein gesünderes Leben.

Zu viel Besitz kann zu Ballast werden

Doch Ordnung wird für viele zum Problem. Menschen mit einer ausgeprägten Sammelleidenschaft verlieren sich häufig in ihrem Hobby. Ob Nippes, Schuhe oder Zeitschriften. Die Objekte der Begierde nehmen großen Raum ein; im Denken und Handeln.

Und das mündet nicht selten in akutem Platzmangel. Wenn Besitz zu Ballast wird, leidet die Lebensqualität und der Grad zum Messie-Syndrom ist schmal. Entgegen der landläufigen Meinung, Messies seien schlichtweg faul, undiszipliniert und einer bestimmten sozialen Schicht zuzuordnen, ist diese spezielle Form einer Persönlichkeitsstörung keineswegs ein Armutsphänomen.

Messies sind häufig depressiv und einsam

Allein in Deutschland leben rund zwei Millionen Messies. Häufig sind ältere Menschen betroffen, die aufgrund von Verlusterfahrungen in ihrer Kindheit mehr oder weniger brauchbare Gegenstände horten. „Die Betroffenen haben eine schwere Depression mit Gefühlen der Leere und Verlustängsten.

Sie leiden unter Zwängen und neigen dazu, sich von anderen zurückzuziehen“, erklärt Rainer Rehberger, Autor des Buches „Messies – Sucht und Zwang“. Darüber hinaus falle es ihnen deutlich schwerer als anderen, sich Therapeuten anzuvertrauen und ihren Alltag räumlich und zeitlich zu organisieren. „Messies leiden unter ihrem Chaos. Sie wünschen sich ihre Umgebung sogar oft besonders ordentlich.“

Die Wohnung als Spiegel der Seele

Nicht jeder Unordentliche ist ein Messie. Doch spiegele sich im Zustand von Wohnung und Schränken sehr oft eine seelische Befindlichkeit wider. Altlasten belasten, Ordnung und Struktur im räumlichen Umfeld begünstigten hingegen eine klare Denkweise.

Aufräumprofis wissen, dass es vielen Menschen besonders schwerfällt, das Ordnen zu beginnen. Aufräumcoach Rita Schilke aus Berlin rät deshalb, sich einen festen Termin für die Aktion zu setzen und positiv an die praktischen Vorteile einer ordentlichen Wohnung zu denken. Das erhöhe die Motivation.

Realistischer Aufräumplan erleichtert die Arbeit

Die Aktion „Das Sichere Haus“ in Hamburg empfiehlt sogar, einen Plan mit überschaubaren Stationen und einer realistischen Zeiteinteilung zu schreiben. Auf der Liste sollte jeder Raum eingetragen werden – und die Aufgaben, die dort zu erledigen sind. „Die Reihenfolge des Großreinemachens wird am besten nach dem eigenen Wohlbefinden festgelegt.

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Wer mit Wollmäusen im Wohnzimmer und Krümeln in der Küche gut leben kann, nimmt sich eben zuerst das Kinderzimmer vor.“ Das Aufräumen könne zudem dort beginnen, wo es gut sichtbar ist. Das erleichtere die weiteren Schritte.

Auch ans Wegwerfen denken

Experten zufolge sollten Frühjahrsputzer aber auch ans Wegwerfen denken. Die Drei-Kisten-Methode könne bei kniffligen Entscheidungsprozessen helfen: In die eine Kiste kommt, was bleiben darf, in die zweite, was weg kann und in die dritte, was vielleicht noch gebraucht wird. Haben Aufräumer nach spätestens einem Jahr in die dritte Kiste nicht hineingeschaut, könnten sie davon ausgehen, dass auch die dort verstauten Dinge entsorgt, verschenkt oder verkauft werden könnten.

Atmosphäre schaffen und gemeinsam aufräumen

Für Rita Schilke ist auch die Atmosphäre wichtig. Sie rät, Musik aufzulegen, die beste Freundin oder den besten Freund einzuladen. Familien könnten das Aufräumen zur Gemeinschaftsaufgabe machen. „Und nach der Arbeit, das Vergnügen nicht vergessen. Man sollte sich belohnen.“