Berlin. Rekordhitze und extreme Unwetter: Das Klima verändert sich bedrohlich. Eine neue Studie zeigt nun, was viele nicht wahrhaben wollen.
Eine beliebte Ausrede von Leugnern des menschengemachten Klimawandels lautet: Klimaveränderungen habe es schon immer gegeben, sie seien gewissermaßen eine Gesetzmäßigkeit der Natur. Der Einfluss des sei Menschen marginal. In der Klimaforschung ist man sich seit Jahren einig, dass dieser Ansicht ein verheerender Denkfehler zugrunde liegt. Und dank relativ neuer Simulations- und Rechenmodelle lässt sich diese grundfalsche Ansicht auch eindeutig widerlegen.
Das Zauberwort heißt Attributionnstudien. Eine der Koryphäen auf diesem Gebiet kommt aus Deutschland, heißt Friederike Otto und forscht am renommierten Imperial College in London. Die Antwort der Physikerin auf Rekordhitze bis 50 Grad am Mittelmeer und Überschwemmungen in Afghanistan lässt sich in einem Satz zusammenfassen: "Wenn wir nicht aufhören, fossile Kraftstoffe zu verbrennen, müssen wir uns auf noch heißere Sommer einstellen."
Das, was die Menschen in Spanien oder Griechenland derzeit erlebten, sei nicht einmal mehr extremes Wetter, sondern der neue Normalzustand, sagte Otto im Interview mit dem ZDF.
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Extremwettereignisse durch Klimawandel immer häufiger
Verkürzt erklärt funktioniert das Attributionsmodell folgendermaßen: Anhand von Klimamodellen bestimmen die Wissenschaftler, wie wahrscheinlich ein gemessenes Ereignis in unserer heutigen Welt ist. Dieses vergleichen sie anschließend am Computer mit möglichem Wetter in einer fiktiven Welt ohne den Ausstoß menschengemachter Treibhausgase. Der Vergleich der Wahrscheinlichkeiten zeigt den Einfluss des Klimawandels.
Die Daten des Attributionsmodells rechnen vor, dass etwa die aktuelle Hitzeperiode in Südeuropa künftig etwa alle zehn Jahre auftreten wird. Ohne zusätzliches Kohlendioxid aus der Verbrennung fossiler Kraftstoffe läge die Wahrscheinlichkeit für eine solche Wetterlage praktisch bei Null. Auch die ähnlich extreme Hitzewelle in China lässt sich mit dem Modell erklären. Derartige Extremereignisse dürften dort alle fünf Jahre auftreten. In einer Welt ohne Treibhausgasemissionen käme es nur alle 250 Jahre zu Hitzeperoden mit bis zu 50 Grad.
Phänomene wie El Nino müssen noch erforscht werden
Forscherinnen wie Otto betonen aber auch, dass das Attributionsmodell nicht alle Extremwettereignisse erklären kann. Menschengemachte Faktoren wie die Versiegelung von Böden oder etwa das Phänomen El Nino, bei dem es zu einer ungewöhnlichen Veränderung von Meeresströmungen kommt, sind nicht berücksichtigt. Klimaforscher gehen davon aus, dass El Nino ebenfalls zu Hitzewellen beiträgt. Allerdings müsse dies noch genauer untersucht werden.
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Friederike Otto macht uns für die Zukunft wenig Hoffnung. Die Hitze werde in den nächsten Jahren noch größer werden, Dürren und noch mehr Waldbrände wie aktuell auf Rhodos seien die Folgen. Dies habe auch soziale undwirtschaftliche Auswirkungen.
Laut einer aktuellen Studie, die die Bundesministerien für Umwelt sowie Wirtschaft und Klimaschutz vorstellten, könnten durch den Klimawandel bis Mitte des Jahrhunderts Kosten von bis zu 900 Milliarden Euro für Deutschland entstehen.
Ärmere Menschen von Klimawandel besonders betroffen
Ärmere Menschen werden vom Klimawandel besonders betroffen sein. Menschen in schlecht isolierten Häusern und an viel befahrenen Straßen werden die Hitze besonders schlimm spüren, sagte Otto dem ZDF. Die Zahl der Hitzetoten könnte weiter steigen.
Im Sommer 2022 waren es in ganz Europa bereits über 60.000. Durch vermehrte Dürren dürften auch die Preise für viele Lebensmittel steigen. Der Preis für den menschengemachten Klimawandel – ärmere Menschen werden ihn doppelt zahlen. (tok)