Berlin. Meeresbiologen schlagen Alarm. In Meeren und Ozeanen weltweit droht ein Massensterben von Korallen. Was das für die Umwelt bedeutet.

Seit Monaten sind die Wassertemperaturen in den Meeren und Ozeanen vieler Regionen weltweit deutlich erhöht. Dadurch könnte es bald zu großen Korallenbleichen kommen, fürchten Meeresbiologen. Besonders akut ist demnach die Bedrohung der Korallen im Golf von Mexiko, wo die Temperaturen der Oberflächenwasser deutlich über 30 Grad liegen.

„Im Golf von Mexiko wurden in den vergangenen Wochen zwei bis drei Grad Celsius höhere Wassertemperaturen verzeichnet im Vergleich zum langjährigen Mittelwert“, sagte Christian Wild, Leiter der Arbeitsgruppe Marine Ökologie an der Universität Bremen, dem Science Media Center (SMC). „Die aktuelle Extremsituation wird mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Massenbleiche mit anschließender Mortalität führen.“

Korallenbleiche: Hitzewellen treten immer häufiger auf

Wild rechnet damit, dass die zu erwartende Bleiche noch extremer ausfallen werde als die karibische Bleiche von 2005. Damals blichen im tropischen Atlantik seinen Angaben zu Folge 80 Prozent der Korallen aus. Die Hälfte davon starb.

„Seitdem haben sich einige der karibischen Riffe wieder teilweise erholt, aber nicht vollständig“, erklärt Meeresbiologe Wild. Das hätten Studien gezeigt. Sebastian Ferse, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung in Bremen befürchtet jedoch, dass die Riffe langfristig „nicht mit den zunehmenden Meerestemperaturen umgehen können, zumal die Hitzewellen immer häufiger auftreten und immer stärker werden, was eine Erholung erschwert.“

Korallenabsterben: Meeresbiologe zieht drastischen Vergleich

Um Korallen bei hohen Wassertemperaturen kurzfristig zu unterstützen, sei jede Verringerung zusätzlicher Stressfaktoren hilfreich, so Ferse. Die Korallen könnten ihre Energiereserven so besser darauf verwenden können, mit der Hitze umzugehen. Gemeint sind Stressfaktoren wie Überfischung, Überdüngung, aber auch Krankheiten und korallenfressende Schädlinge.

„Es gibt zwar Forschung zu hitzetoleranten Arten, allerdings steckt diese noch in den Anfängen und beschränkt sich auf wenige Arten“, räumt Ferse ein, zeigt sich zeitgleich jedoch besorgt. Der Grund: Korallenriffe seien der artenreichste Lebensraum unter Wasser – ein Absterben daher tragisch. „Das wäre ungefähr so, als würde man den Amazonasregenwald nach seinem Abbrennen mit einer Handvoll Setzlinge einiger weniger Baumarten von Hand wieder aufforsten wollen.“ (aknv)