Berlin. Das Pixel Fold ist Googles erstes Falthandy und hat einen stolzen Preis. Wie es sich im Alltag schlägt und ob sich der Preis lohnt.
Das neue Google Pixel Fold ist eine willkommener Neuzugang – für alle, die sich ein faltbares Handy wünschen. Denn der Markt an Smartphones mit Bildschirmen zum Ausklappen auf Tablet-Größe – wie das Samsung Z Fold sowie das Huawei Mate X2 – oder zum Zusammenfalten auf Hosentaschengröße – wie das Samsung Z Flip oder das Motorola Razer – ist in Deutschland noch recht übersichtlich und wird von Samsung dominiert. Mit dem Google Pixel Fold – das zu den Smartphones mit Innenbildschirm in Tabletgröße gehört – steht also frischer Wind ins Haus.
Googles erstes Falthandy macht bei seinem Debüt einiges anders als Samsung, kostet zum Start aber auch üppige knapp 1900 Euro. Unsere Redaktion konnte das Pixel Fold zwei Wochen lang im Alltag ausprobieren, kennt die Stärken und Schwächen und verrät, für wen das neue Flaggschiff im Feld der sogenannten Foldables einen Blick wert sein könnte.
Stärken Google Pixel Fold
- Guter Formfaktor, Frontbildschirm mit gutem Seitenverhältnis
- Display schön hell
- Scharnier gut verarbeitet
- Sehr gute Kameras
- Nach IPX8 gut gegen Wasser geschützt
Schwächen Google Pixel Fold
- Schwer
- Bildschirmränder vergleichsweise dick
- hoher Preis
- Kein Eingabestift
- Noch zu wenige Apps für breiten Hauptbildschirm optimiert
- Apps auf Außen- und Innenbildschirm lassen sich nicht unterschiedlich anordnen
Google Pixel Fold: Formfaktor und Scharnier überzeugen
Das Google Pixel Fold macht beim Auspacken und auch nach mehreren Tagen im Alltag einen äußerst wertigen Eindruck und liegt, zumindest was die Größe angeht, gut in der Hand. Es gehört zu den dünnsten Klapphandys auf dem Markt. Die Rückseite besteht, anders als bei den glänzend-glatten Pixel-7-Modellen, aus mattem Glas, was sich ausgesprochen angenehm anfühlt. Der Aluminiumrahmen ist leicht abgerundet. Auf der Rückseite steht das Kameramodul Pixel-typisch deutlich hervor. Das Hochglanz-Scharnier ist im zugeklapptem Zustand schön abgerundet und unterstreicht den Eindruck, dass es sich um ein Premium-Smartphone handelt.
Beim Frontbildschirm hat sich Google entschieden, ihn im Vergleich zu Samsung und Co. breiter und dafür weniger hoch zu gestalten – eine gute Wahl. So lässt sich der 5,8-Zoll (14,7 Zentimeter Diagonale) große Bildschirm in vielen Situationen sehr brauchbar als Hauptbildschirm nutzen, ohne für jede Aufgabe oder App das Gerät aufklappen zu müssen. Es lässt sich bequem mit einer Hand bedienen. Geschützt wird es von sehr widerstandsfähigem Gorilla Glass Victus, welches auch beim aktuellen Samsung Galaxy Z Fold 4 zum Einsatz kommt.
Sehr gelungen ist auch das 7,6 Zoll (19,2 Zentimeter) große Innendisplay, das sich beim Aufklappen zeigt. Beide Displays bieten flüssige 120 Bilder pro Sekunde Bildwiederholrate und werden auch bei Tageslicht unter freiem Himmel ausreichend hell. Farben und Kontraste beider Bildschirme sind auf hohem Niveau und lassen keine Wünsche übrig. Die typische Falz in der Bildschirmmitte ist beim Drüberwischen klar zu spüren, stört aber schon nach kurzer Zeit nicht mehr.
Besonders Spaß auf dem Pixel Fold bereitet Filmeschauen, Spielen und Multitasking: Mehrere Apps lassen sich mühelos nebeneinander anordnen. Dank der neuen Taskleiste am unteren Bildschirmrand sind die meistgenutzten Apps stets verfügbar. Von dort aus lassen sich die Apps auf den gewünschten Bildschirmbereich ziehen. Neben einigen anderen sind vor allem Google-eigene Apps auf den Tablet-großen Bildschirm angepasst.
Dreifach-Kamera auf Pixel-7-Niveau
Für Bilder und Videos setzt das Pixel Fold auf der Rückseite auf eine Dreifach-Kamera. Die Hauptkamera löst mit 48 Megapixeln (MP) auf, die Ultraweitwinkel- und die Telezoom-Kamera je mit 10,8 MP. Die Aufnahmen sind bei Tageslicht auf sehr hohem Niveau, auch dank der Pixel-typischen KI-Nachbearbeitung des Tensor-G2-Chips. Bei wenig Licht und in der Nacht können die drei Kameras ebenso überzeugen. Zoom-Aufnahmen sind mit bis zu 5-facher Vergrößerung möglich und gehören zu den besten im Falthandy-Bereich.
Leicht verwackelte Aufnahmen lassen sich im Nachhinein auch noch über die künstliche Intelligenz (KI) des Pixel ausmerzen. Insgesamt bietet das Fold eine ähnlich starke Kamera-Ausstattung wie das hochgelobte Pixel 7 Pro. Trumpf des Falthandys: Für Selfies lässt sich umgeklappt die starke Hauptkamera nutzen.
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Googles eigener Tensor-G2-Chip stammt aus den Pixel-7-Modellen und sorgt samt 12 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher für mehr als ausreichend Leistung. Grund für die stets flotte und flüssige Bedienung ist auch Googles Benutzeroberfläche, die Android 13 optimal auf die Pixel-Geräte anpasst – auch beim Fold.
Der Akku zeigte sich im Alltag recht ausdauernd: Bis zur Nachtruhe hielt das Fold bei Normalnutzung problemlos durch, meist waren noch Reserven für den kommenden Tag vorhanden. Die Kapazität von 4821 Milliamperestunden (mAh) liegt höher als beim Samsung-Konkurrenten (4400 mAh). Die Ladeleistung ist mit 30 Watt solide. Nach rund einer Stunde und 45 Minuten war das Pixel Fold komplett gefüllt.
Zum Start gibt es den Neuling in zwei Farben: Schwarz (Obsidian) und Weiß (Porcelain). Google verspricht Fold-Käufern drei Jahre Android-Updates und fünf Jahre Sicherheits-Updates. Das ist fair – Samsung allerdings verspricht inzwischen schon vier Android-Updates bei neuen Modellen.
Google Pixel Fold: Hier schwächelt das Falt-Flaggschiff
So dünn das Fold auch gestaltet ist: Schwer liegt es mit 283 Gramm trotzdem in der Hand oder der Hosentasche. Wer einen Handy-Tablet-Mix möchte, muss das auch hier in Kauf nehmen.
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Sofort ins Auge fallen beim Aufklappen die vergleichsweise breiten und mit dem Finger spürbaren Bildschirmränder. Sie sind dem geschuldet, dass Google sein Scharnier in den Bildschirmrahmen baut und nicht unter das Display. Trotzdem wirkt die Optik nicht gerade modern.
Den großen Innenbildschirm nutzen vor allem Google-eigene Apps optimal aus. Insgesamt dürften es gern noch mehr sein. Die vielen nicht-angepassten Apps werden mittig dargestellt mit dicken schwarzen Rändern links und rechts und lassen sich nur an die Ränder verschieben. Ein Detail: Wer daran gewohnt ist, wie seine Apps auf dem Hochkant-Außenbildschirm angeordnet sind, muss sich beim Aufklappen umgewöhnen – die Anordnung wird nicht übernommen.
Stand jetzt bietet Google zu seinem Fold auch noch keinen Eingabestift für noch besseres Multitasking und produktives Arbeiten. Hier liegt Samsung klar vorn.
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Im Netz – etwa auf der Plattform Reddit – machten zudem schon nach wenigen Wochen erste unschöne Berichte die Runde, wonach das Innendisplay bei einzelnen Käufern durch Staubkörner schnell beschädigt werden könne. Wir können diese Erfahrung beim Testgerät nicht bestätigen, die Berichte lassen aber Zweifel zu, wie anfällig die erste Generation von Googles Falthandy auf Dauer ist.
Fazit: So schlägt sich das Google Pixel Fold im Alltag
Google macht beim ersten Aufschlag im Falthandy-Bereich vieles richtig und geht beim Format einen eigenen, sinnvollen Weg. Das Design überzeugt. Multitasking, Spielen und Medienkonsum machen dank der schönen Pixel-Oberfläche richtig Freude. Die Kamera gehört zu den besten unter den Foldables.
Allerdings wirkt die Optik im entfalteten Zustand etwas altbacken. Beim Aufklappen müssen Nutzer zudem etwas mehr Kraft aufwenden, damit der Bildschirm wirklich 180 Grad erreicht. Viele Apps spielen die Stärke des Tablet-Bildschirms noch nicht aus.
Die Richtung stimmt: Technik-Enthusiasten mit dem nötigen Budget finden hier eine spannende Alternative zum Samsung Z Fold 4. Das Z Fold 5 steht aber schon in den Startlöchern und dürfte einiges besser machen. 1900 Euro sind ein hoher Preis für den Erstling – für die meisten wohl zu hoch. Interessenten müssen sich zudem noch gedulden: Google hat die Auslieferung bei Vorbestellung auf August verschoben.