Gelsenkirchen/Moers. Sparen beim Heizen der Wohnung ist kompliziert, denn oft ist es mit dem Drehen am Heizkörperventil allein nicht getan. Tipps von Energieberatern.

Nach einem milden Jahreswechsel ist das Wetter wieder frostig geworden in NRW - das kann teuer werden, wenns ums Heizen geht. Beim Heizen von Haus oder Wohnung lässt sich eine ganze Menge Geld sparen. Doch mit dem Drehen am Heizkörperventil alleine ist es vielfach nicht getan.

„Das Thema Heizung ist komplex und schwierig ‘rüberzubringen“, sagt Norbert Mohr, Energieberater bei der Verbraucherzentrale in Gelsenkirchen. „95 Prozent der Menschen, die wir in der Energieberatung kennen lernen, sagen, an die Detail-Einstellung ihrer Heizungsanlage gehen sie nicht ran.“ Dabei lassen sich zehn bis 15 Prozent Energie sparen, wenn man alle Heizungselemente im Haushalt bestmöglich aufeinander abstimmt, schätzt Mohr.

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Schornsteinfeger und Energieberater Andreas Schoßland aus Moers, beim Verband Schornsteinfeger NRW Technischer Innungswart, beobachtet zum Beispiel sehr oft, dass Heizungsanlagen auf Werkseinstellung stehen: „Die ist aber meistens zu hoch“, sagt Schoßland, und zum Beispiel auf ‘Altbau’ gepolt, selbst wenn das Gerät in einem besser gedämmten Gebäude im Einsatz ist. Dann heizt z.B. eine Gastherme „mit höherer Temperatur als benötigt wird“ - und das kostet Geld.

Hier einige Tipps von den Experten:

Wie lässt sich beim Einstellen der Heizkörperventile sparen?

„Es ist ein weit verbreiteter Irrtum anzunehmen, dass ein Heizkörper auf höchster Ventil-Stufe besonders schnell erwärmt wird. Das stimmt so nicht“, sagt Energieberater Norbert Mohr: „Das Ventil macht den Volumenstrom voll auf, wenn die Zieltemperatur noch nicht erreicht ist, egal auf welcher Stufe es steht. Das wissen viele nicht.“

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Skalen von Heizkörperventilen reichen oft von 1 bis 5 oder auch mal etwas mehr. Das Ventil riegelt je nach gewählter Stufe jeweils ab, sagt Mohr. „Die Stufen der Skala entsprechend grob Temperaturschritten, meist etwa 4 Grad. Wenn Stufe 1 etwa einer Temperatur von 12 Grad entspricht, dann wäre Stufe drei ungefähr 20 Grad und Stufe fünf 28 Grad.“

Mohr rät: Bei längerer Abwesenheit die Heizkörperventile herunterdrehen. Und: Nicht alle Räume müssen gleich warm sein, sagt Mohr: „Man sollte eine Wohnung nur dann auf ‚Wohlfühltemperatur‘ heizen, wenn man auch anwesend ist. Zudem sollte man Räume je nach Nutzung erwärmen, im Schlafzimmer also eher kühl, im Wohnzimmer oder in der Küche dafür näher am ‚Wohlfühlbereich‘.“ Die Tür zum Schlafzimmer sollte man dann schließen, damit die feuchte Luft aus dem Rest der Wohnung dort nicht auskondensiert, sagt Mohr: „Dann kann sich Schimmel an den Wänden bilden.“

Der Energieberater rät zudem: Nach längerer Abwesenheit Heizungsventile nicht auf ‘volle Pulle’ stellen: „Räumen werden so nicht schneller warm, vielmehr geht viel Wärme verloren, wenn man zu spät merkt, dass der Raum überhitzt“, und dann erst das Ventil wieder ‘runterdreht.

Was ist bei einem Raum-Thermostat zu beachten?

Mitunter aber gibt es neben den Heizkörperventilen in Wohnungen auch ein Raumthermostat in einem der Zimmer. Dann sollte in diesem Zimmer das Heizkörperventil nicht auf ‘kalt’ stehen, denn über das Thermostat wird die Heizung - etwa eine Gastherme - gesteuert. „Steht die Ventileinstellung an der Heizung auf zu geringer Stufe, kommt der Raum nicht auf Temperatur“, erklärt auch Andreas Schoßland. Folge: Die Therme heizt mehr, als nötig wäre - aber es wird der Raum kaum warm.

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„Beim Raum-Thermostat ist eine Nacht-Absenkung sinnvoll“, rät Norbert Mohr. Dazu kann man auf den meisten modernen Raum-Thermostaten die Heizphasen einstellen, erklärt er. Nachts wird die Heizung gedrosselt, zumal man bei kühleren Temperaturen auch besser schläft. Generell gilt: „Je kleiner der Temperatur-Unterschied zwischen Innen- und Außentemperatur ist, desto größer ist der Spar-Effekt, weil weniger Wärme durch Wände und Decke nach draußen entweicht.“

Heizen mit Gastherme: Das Wasser muss nicht möglichst heiß sein

„Wer mit einer Gastherme heizt, kann über die Einstellungen am Gerät einiges an Energie sparen“, sagt Norbert Mohr: „Zum Beispiel zeigt sich sehr oft, dass Gasthermen das ganze Jahr durch im Winterbetrieb laufen“, hat der Energieberater festgestellt. Für die wärmere Jahreszeit ist es sinnvoll, die Therme auf Sommerbetrieb zu stellen und so dafür zu sorgen, dass die Heizung nicht nur an den Heizkörperventilen auf Null – bzw. das „Frost“-Symbol – gestellt wird, „sonst läuft die Therme im ‚Stand-by‘ weiter.“

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Und im Winter? Lässt sich an modernen Geräten zum Beispiel die Vorlauftemperatur einstellen, also auf wie viel Grad das Wasser erhitzt wird, das durch die Heizkörper strömt: sind es 40 Grad oder 70 Grad? Manche Geräte könnten an ein Außenthermometer gekoppelt sein, sagt Mohr. Dann erhitzen sie das Wasser abhängig von der Außentemperatur; bei Frost heißer als bei mildem Wetter. Wo kein Temperaturfühler ist, „sollte man die Einstellmöglichkeiten an der Therme ausprobieren“, sagt Andreas Schoßland.

Noch weitere Faktoren haben Einfluss auf die Leistung einer Heizung: Die Größe der Heizkörper in einem Raum ebenso, wie die Frage, ob womöglich Vorhänge oder Möbel eine Heizung verstellen - und am Heizkörperventil einen Hitzestau erzeugen. Dann riegelt das Ventil am Heizkörper zu früh ab, das vielleicht vorhandene Raumthermostat registriert nicht die eingestellte Gradzahl und lässt die Therme heizen und heizen.

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Mitunter sind gar elektronische Heizkörperventile verbaut, die sich womöglich per App steuern lassen. Aber auch hier gilt: Gibt es noch weitere Einstellmöglichkeiten? Und sind sie aufeinander abgestimmt? „Was man an den verschiedenen Geräten der Heizung einstellt, sollte möglichst gut aufeinander abgestimmt sein“, sagt Norbert Mohr. Dann lässt sich womöglich tatsächlich nachhaltig Energie und Geld sparen.

>> Info: Energieberatung bei der Verbraucherzentrale NRW

Wer sich zum Energie sparen beraten lassen will, findet über die Verbraucherzentrale NRW zahlreiche Angebote. Informationen gibt es online unter diesem Link und unter der zentralen Nummer 0211/33 99 6555. Auch der Bundesverband der Verbraucherzentralen hat ein großes Angebot an Energieberatung. Erreichbar online unter verbraucherzentrale-energieberatung.de oder Telefonisch unter der Service-Nummer 0800/809 802 400.