Essen. Als „La Signora“ ist die Oberhausenerin Carmela De Feo erfolgreich. Im Interview spricht sie über „das Bermudadreieck der Leidenschaft“.
Mit Fräulein-Rottenmeier-Gouvernanten-Graufrack und Haarhäubchen macht Carmela De Feo in ihrer Rolle als La Signora die Bühnen des Landes unsicher. In ihrem neusten Solo ist die 47-jährige Oberhausenerin „Allein unter Geiern“. Wie es dort so ist und warum sie das Akkordeon nur ungern aus der Hand legt, verriet sie Kirsten Gnoth im Interview.
Ihr neues Programm heißt „Allein unter Geiern“. Was machen Sie dort überhaupt so ganz allein?
Carmela De Feo: Allein unter Geiern sind wir gefühlt alle! Immer ist da jemand, der uns beobachtet, der darauf wartet, dass wir Fehler machen. Selbst wenn man mal Glück hat, sitzen die Neider und Missgünstigen noch da und zerreißen sich die Mäuler. Und da komme ich ins Spiel: Ich bin eher ein schwarzer Flamingo, der ein bisschen Freude und Spaß in den Alltag bringt.
Und schützt das Haarnetz auch vor dem gefräßigen Federvieh?
Natürlich. Eine Frau ohne Haarnetz ist wie ein Mann mit Glatze!
Ihr Terminplan ist gut gefüllt. Wie gehen Sie mit Stress um?
Stress kriegt man nur, wenn man erfolgreich ist. Wenn man wie ich ganz unten in der Nahrungskette ist, lässt es sich entspannt versagen. Der Trick ist: Liegen, bevor man fällt!
Dennoch: Wobei finden Sie Ruhe und Erholung?
Ich zähle gerne Geld und meine Sorgen.
Teilweise springen Sie täglich zwischen verschiedenen Programmen. Kommen Sie da manchmal nicht durcheinander?
Nie! Ich bin Profi-Showgirl. Wenn ich einmal was im Kopf habe, dann … wie war noch mal die Frage?
Sie waren nicht immer La Signora, ihre Bühnenwurzeln liegen in der Musik – genauer gesagt beim Akkordeon. Können Sie eine Lanze für das vermeintlich „uncoole“ Instrument brechen?
Wenn man ein wenig Liebe und Geborgenheit sucht, dann ist man beim Akkordeon genau richtig. Es gibt kein Instrument, das sich so leidenschaftlich in deine Arme legt, das so herzzerreißend seufzen kann. Wenn man nicht so gut aussieht, kann einem das Akkordeon den Prinzen auf dem weißen Pferd ersetzen. Zumindest tagsüber.
Sie haben bei Musikwettbewerben abgeräumt. Vermissen Sie die Zeit als reine Akkordeonistin?
Nein, ich bin vor lachendem Publikum sehr gut aufgehoben. Außerdem habe ich keinen Platz mehr in meiner Vitrine für weitere Pokale.
Das Akkordeon reist immer mit, wenn sie auf Tour gehen. Wünschen Sie sich manchmal einhandlicheres Instrument – eine Piccoloflöte vielleicht?
Blasinstrument?! Bah! Das ist ein Labyrinth für Spucke. Würden Sie mir mein Akkordeon wegnehmen, dann könnten Sie mir auch einen Arm abschneiden, oder ein Bein. Außerdem hält mich das Gewicht des Akkordeons auch immer auf dem Boden, falls ich mal einen Höhenflug bekommen sollte.
Wie kam eigentlich der Wechsel von der Musik zur Comedy?
Da die Leute immer schon gelacht haben, wenn sie mich gesehen haben, war der Schritt nicht groß.
Mit dem Sprung zur Comedy legten Sie auf der Bühne auch ihren richtigen Namen ab. Steckt überhaupt etwas von Carmela De Feo in La Signora?
Leider. Diese Carmela De Feo steckt überall ihre Nase rein und weiß immer alles besser. Ich wäre froh, wenn ich eines Tages in den Spiegel gucke und diese Frau nicht mehr sehen müsste. Es kann nur eine geben: La Signora!
Kleidungstechnisch verbindet Sie beide wohl eher nicht so viel, oder? Woher kommt der biedere Look?
Wenn ich offenherziger daherkäme, wäre Schluss mit tausenden von Langzeitbeziehungen. Goldene Hochzeiten würden ausfallen und Liebespaare würden sich nicht mehr finden. Ich bin das Bermuda Dreieck der Leidenschaft, da musst du dich schon entsprechend kleiden. Wenn man zu viel meiner Haut sehen würde, wer trägt dann die Konsequenzen?
La Signora geht mit dem Publikum auf Tuchfühlung. Sind Sie vor den Improteilen der Show nervös?
Nein, erst nachher, wenn die Post vom Gericht kommt und mich die Leute verklagen.
Und wie interagieren Sie mit dem Publikum in Corona-Zeiten?
Auf Abstand, aber mit Herz! In den Theatern wird Personal zur Verfügung gestellt. Es wird darauf geachtet, dass ich dem Publikum nicht zu nahe kommen, da es sich herumgesprochen hat, dass ich beim Singen ziemlich viel spucke.
Geboren wurden Sie in Oberhausen, ihre Eltern stammen aus Italien. Welche italienischen Marotten haben Sie geerbt und welche Revier-Charakteristika haben sich bei Ihnen eingeschlichen?
Ich bin leidenschaftliche Malocherin … mit einer Schwäche für Dolce Vita. Sozusagen die Päpstin vom Pütt.
Wenn Sie wählen müssen: Pizza oder Pommes Schranke?
Pizza Schranke oder Pommes Margherita? Ich weiß nicht, ist wirklich schwer.
Die Infos zur Tour
Allein unter Geiern: u.a. 2.10. Bocholt (Alte Molkerei), 7.11. Bonn (Haus der Springmaus), 24.+25.11. Oberhausen (Ebertbad), 15.12. Köln (Comedia).
Weitere Shows und mehr Termine zu „Allein unter Geiern“ unter www.carmeladefeo.de