Berlin. Wie kann ich im Kampf gegen das Coronavirus helfen? Mit den Daten einer Smartwatch oder eines Fitnessarmbands. Wir erklären, wie genau.

Daten in Echtzeit, das wäre es. Davon träumen die Virologen im Kampf gegen SARS-CoV-2. Längst wird er auch digital geführt. Das Robert-Koch-Institut (RKI) setzt auf zwei Apps. Eine kann man sich seit Dienstag herunterladen, die andere soll bald folgen. Wie sie funktionieren, was sich die Virologen erhoffen.

Eine Corona-Datenspende – so heißt die App – würde helfen, besser einzuschätzen, wo und wie schnell sich Covid-19 verbreitet. Zehn Millionen Bürger haben eine Smartwatch oder ein Fitnessarmband.

Die App vom RKI kann sich jeder bei Google Play oder im Apple Store kostenlos herunterladen. Sie erfasst Symptome, die für Leute typisch sind, die am Virus erkranken. Das wäre ein früher Indikator für eine Ansteckung. RKI-Präsident Lothar Wieler wünscht sich, „dass viele Menschen diese App herunterladen“.

RKI-App: Kampf gegen das Coronavirus mithilfe von Vitaldaten

Eine Smartwatch oder ein Fitness-Armband zeichnen Vitaldaten auf, etwa Ruhepuls, Körpertemperatur, Aktivitätsniveau, Schlafverhalten. Bei einer akuten Atemwegserkrankung ändern sich auch die Vitaldaten, gerade über die Aktivität, Körpertemperatur und Schlafverhalten. Das RKI würde daran die regionale Verbreitung der potenziell Infizierten erkennen - bis auf die Ebene der Postleitzahl - und eine entsprechende Karte ins Internet stellen. „So bekommen unsere Wissenschaftler ein präziseres Bild“, sagt Wieler.

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„Wir hoffen, dass wir zehn Prozent aller Nutzer erreichen, das wäre supergut“, erläutert der RKI-Experte Professor Dirk Brockmann. Zehn Prozent, das wären eine Million Menschen, „ein toller Erkenntnisgewinn“. Die Nutzer müssten über die App ihre Postleitzahl und Körperdaten wie Geschlecht, Alter, Körpergröße und Gewicht angeben. Das RKI wird nach Wielers Auskunft keine Namen, Anschriften, Mobilfunk oder Ortungsdaten erfassen.

Natürlich ersetze die App keinen Test, sie könne nicht Covid-19 nachweisen, so Wieler. Aber mit ähnlichen Apps habe man bereits in den Vereinigten Staaten gezeigt, dass mit diesen Daten zum Beispiel Grippewellen sehr gut abgebildet werden könnten, erläuterte der Virologe.

Kontaktpersonen erfassen und im Ansteckungsfall warnen

Die nächste App steht kurz vor ihrer Einführung und setzt auf das Handy. Über Bluetooth würde jedes Smartphone andere Handys erfassen, die sich über einen bestimmten Zeitraum in der Nähe aufhalten. Erkrankt der Nutzer an Corona, kann er diese Daten freigeben und anonym alle warnen, die sich in seiner Nähe aufgehalten haben und potenziell gefährdet sein könnten. Nach 21 Tagen werden die Daten gelöscht. Die Inkubationszeit beträgt maximal 14 Tage.

Auch diese App wäre anonym. Sie wird vom RKI mit dem Heinrich-Hertz-Institut entwickelt. Die Plattform „Pan-European Privacy-Protecting Proximity Tracking“ soll es ermöglichen, alle Apps darauf aufzubauen. Vorteil: Die Smartphones würden miteinander kommunizieren, unabhängig von Betriebssystem oder Aufenthaltsort, auch grenzübergreifend. Man könnte reisen und trotzdem alle Kontaktpersonen zurückverfolgen – das A und O der Seuchenbekämpfung.

Die Plattform dürfte noch vor Ostern starten, die App kurz danach. Schätzungsweise 80 Prozent der Deutschen haben ein Smartphone.