Die letzten Äpfel aus eigener Ernte sind zu Trockenobst-Chips verarbeitet – und ließen dem Gartenkolumnisten so manchen Wurm durch den Kopf gehen.
Diese Woche habe ich aus den letzten Äpfeln von eigenen Bäumen Dörrobst gemacht – und staunte doch sehr, dass so wenige kleine Äpfel noch dazu gereicht haben, alle neun Bleche im Dörrgerät zu belegen. Jedes Jahr bleiben am Ende die kleinsten Äpfel übrig, obwohl sie ja oft besser schmecken als die großen. Aber bei der Entscheidung vor dem Griff in die Apfelkiste scheinen sich die Augen regelmäßig gegen den Gaumen durchzusetzen. Ich wüsste wirklich gern, ob sich die vielbeschworene Künstliche Intelligenz in diesem Fall anders entscheiden würde als die natürliche Dummheit, hinter der wahrscheinlich die nackte Gier steckt.
Jedenfalls könnte mein Triumph, alle neun Bleche belegt bekommen zu haben, auch darauf zurückgehen, dass ich die Äpfelchen in besonders dünne Scheibchen geschnitten habe. Das ergibt dann noch mehr knusprige Apfel-Chips – da beißen dann auch unsere Kinder gerne an.
Viele Apfelwickler-Tunnel brechen ab, bleiben kurz
Während ich also die geschälten Äpfel mit Hilfe unseres schärfsten Messers in beinahe transparente Ringe verwandelte, ging mir noch einmal der vergangene Sommer durch den Kopf, der wieder so trocken war. Ich weiß nicht, ob das auch dem Apfelwickler zu schaffen gemacht hat. Eigentlich waren es ja verflixt viele Würmer, die sich in unsere Äpfel gebohrt haben, da sind schon viele noch am Baum braun geworden. Aber gerade an den letzten Äpfeln fiel mir auf, dass etliche braune Tunnel in den Äpfeln ganz kurz waren. Zumal man von außen überhaupt nicht erkennen konnte, dass da überhaupt ein Wurm im Apfel am Werke war. Vielleicht verfügt auch die Haut des Apfels über gewisse Selbstheilungskräfte.
Der Wurm im Oberstübchen
Ich habe versucht, mir den Grund für die vielen kurzen und krummen Apfelwickler-Touren vorzustellen (echt lästig rauszuschneiden, aber ich will angesichts des Dörrergebnisses nicht klagen): Da kommt also eine Apfelwicklermade den Stamm heraufgekrochen und erreicht japsend den ersten Apfel. Beißt sich durch die Haut. Und fängt an, einen Gang zu graben, Apfelwicklerkindchen wollen immer zum Kerngehäuse, da ist am meisten Platz zum Wachsen. Aber dann stellt das Würmchen schon nach Millimetern fest, dass das Apfelfleisch viel zu fest ist, weil es doch so trocken war. Gibt auf, robbt sich rückwärts wieder raus – und versucht es beim nächsten Äpfelchen. Um ein Haar hätte ich Mitleid mit den kleinen Erntevernichtern bekommen. Aber das hätte ja bedeutet, dass bei mir im Oberstübchen irgendwie der Wurm drin ist.