Zu Beginn des Jahres zieht es viele in den Skiurlaub. Auf der Hütte gibt es nicht nur Herzhaftes, sondern auch eine Spezialität: Den Germknödel.
So simpel die Rechnung auch ist, aufzugehen scheint sie immer: In der alpinen Winterlandschaft steigt die Lust auf Germknödel pro gefahrenem Meter Skipiste exponentiell. Zur Mittagszeit erreicht sie für gewöhnlich den Gipfel, was den Skifahrer dazu veranlasst, schleunigst die Piste zu verlassen, um einzukehren. Hier reiht er sich meistens in eine Schlange von Süßmäulern ein, die abseits vom Berg womöglich gar keine sind.
Germknödel sind ein österreichisches Kulturgut
Der Germknödel ist damit ein Touristen-Phänomen, das sich neben Tomatensaft oder Ouzo in die Kategorie „schmeckt am besten woanders“ einordnen lässt. Für Österreicher und Knödelfans ist der Germknödel eine klassische Wiener Mehlspeise – und ein Kulturgut. Immerhin stammt der Germknödel aus einer Zeit, in der Könige und Kaiser regierten und es wenig Exotisches gab. Dafür jede Menge Mohn, Germ – wie Hefe in alpenländischer Mundart heißt –, Mehl und Powidl.
Letzteres ist das Pflaumenmus im Innern, das den Germknödel von der Dampfnudel unterscheidet und ihm diesen würzig-saftigen Charakter verleiht. Im Gegensatz zum weiblichen Adel, der gewissenhaft auf seine schmale Taille achtete, gab es für das gemeine Volk zu jener Zeit noch keine mageren Schönheitsideale. Es futterte seine Germknödel bevorzugt an Fastentagen, wie dem Freitag.
Zerlassene Buttert statt Vanillesoße
Auch heutzutage, insbesondere auf Skihütten, scheinen gute Vorsätze und Regeln aufgehoben. Germknödel gehen zuhauf über die Tresen, am liebsten in Vanillesoße getränkt. Ein Fauxpas, findet Michael Cadek, waschechter Österreicher und Wiener-Kaffeehaus-Betreiber in Dortmund. „Ein Germknödel sollte mit zerlassener Butter serviert und mit einer Staubzucker-Mohn-Mischung bestreut werden“, sagt er mit Wiener Schmäh und klärt auf: Staubzucker ist das österreichische Wort für Puderzucker.
Im Gegensatz zu den meisten Skihütten, in denen in der Regel Tiefkühlknödel angeboten werden, macht Michael Cadek in seinem Kaffeehaus Alt Wien die Knödel noch selbst. „Der Germknödel besteht aus einem leichten Hefeteig, der mit Pflaumenmus gefüllt wird und in Wasser gekocht oder über Wasserdampf gedünstet wird“, so Cadek. Ähnlich sind Buchteln oder Rohrnudeln, nur dass diese im Ofen gebacken werden.
Herzhaft mit Ziegenkäse und Honig
Neben der klassischen Variante gibt es zahlreiche Entwicklungsmöglichkeiten. Das beweist das Restaurant Häppies in Berlin, das sich sogar auf herzhafter Linie kreativ austobt. Ihr Bestseller namens Bärbel wird mit Ziegenkäse, Honig und Walnüssen gefüllt und mit einem Rucola-Cashewnuss-Pesto und Cranberries getoppt. Natürlich gibt es auch den Klassiker, standesgemäß serviert mit Kaffee. Und auf der Almhütte? Da darf es zum Germknödel auch mal Jagertee oder Bier sein. Denn hier ist, wie gesagt, eben alles ein bisschen anders als sonst.
Knödel Einmaleins:
Dampfnudeln sind eine spezielle Variante der Hefeklöße. Sie werden gleichzeitig gegart und angebraten, sodass sie oben weich und unten knusprig sind. Man gibt die zu faustgroßen Kugeln geformten Klöße mit Milch und etwas Fett in eine hohe Pfanne und setzt einen Deckel drauf. Ist die Flüssigkeit verdampft, bildet sich am Boden der Klöße eine goldbraune Kruste.
Neben süßen Dampfnudeln gibt es den Hefekloß auch herzhaft. Die Dampfnudeln mit Salzkruste sind eine Spezialität aus Rheinland-Pfalz. Dort werden sie mit süßen Beilagen, etwa Weinsoße, oder herzhaft zur Kartoffelsuppe genossen.
Eine Spezialität aus Böhmen sind die Zwetschgenknödel. Dabei umhüllt Kartoffelteig süßsaure Zwetschgen; nach dem Garen werden die weichen kleinen Klöße in einer knusprigen Mischung aus gerösteten Semmelbröseln, Zimt und Zucker gewälzt und mit Vanillesoße serviert.
Aprikosen- oder Marillenknöde l funktionieren ähnlich wie Zwetschgenknödel, werden aber meistens mit Quarkteig zubereitet. Auch sie werden nach dem Garen in karamellisierten Semmelbröseln gewälzt.