Von Bohnen bis Black Pudding – beim englischen Frühstück kommt Herzhaftes auf den Tisch. Das ist nicht jedermann Geschmack, aber Tradition.
Kolonialmächte haben weltweit ihre Spuren hinterlassen. Das wohl bedeutendste kulinarische Vermächtnis der Briten ist das English Breakfast. Das schmeckt in der Strandbar mit Blick auf den Indischen Ozean vor dem Surfen genauso gut wie im verschneiten Pub oder an Neujahr zu Hause, wenn der Körper nach viel und fettig verlangt.
Weil es aufwendig in der Zubereitung ist, nehmen die Briten ihr Frühstück vornehmlich in Pubs oder Pensionen ein oder legen die üppige Mahlzeit auf den Sonntag. In Herdecke kann man dafür in den Shakespeare gehen. Auf Anfrage bereitet Inhaber und Koch Nathaniel Stott auch abends ein English Breakfast zu. Er selbst ist im englischen Totnes geboren und lernte die Zubereitung bei einem Praktikum.
English Breakfast aus Herdecke
Was bei einem klassischen English Breakfast auf die Teller gehört: Toastbrot mit Butter, Hash Browns, Spiegelei, Bacon, Würstchen und Black Pudding, für den Rot- oder Blutwurst in der Pfanne angebraten wird. Dazu gibt es Baked Beans, für die weiße Bohnen in Tomatensoße im Ofen gebacken werden.
Nathaniel Stott selbst bietet eine leichtere, aufgelockerte Version des English Breakfast an: „Ich schaue, was ich gerade in der Küche habe und die Region so hergibt. Für Vegetarier ersetze ich das Fleisch durch Zucchini oder gebratene Tomaten.“
Der gute Ruf der englischen Küche
Die englische Küche wird gerne auf ihr Frühstück und das berühmte Sunday Roast reduziert. Sinnbildlich für ihren schlechten Ruf steht eine Szene in der Comic-Verfilmung „Asterix bei den Briten“, in der sich Obelix in einem Pub nach seiner Leibspeise sehnt. Der britische Wirt serviert ihm Wildschwein, nur wurde das nicht gegrillt, sondern in Pfefferminzsoße gekocht. Die Enttäuschung darüber ist für Obelix in etwa so groß wie die letzte Brexit-Entscheidung für Europafreunde.
Dabei genoss die Cuisine anglaise, wie die Franzosen die englische Küche nannten, vor allem in der Kolonialzeit hohes Ansehen. Die Briten hatten Zugang zu exotischen Ressourcen und Zubereitungsmethoden. Was ihrer Raffinesse obendrein zuspielte, waren fruchtbare Böden und fortschrittliche Viehzucht. Etliche Schmortechniken wurden in England angewandt, noch bevor sie im kontinentalen Europa ankamen. Hauptsächlich war es übrigens das Dienstpersonal, das sich um die Zubereitung der Speisen kümmerte.
Jamie Oliver setzt auf Slow statt Fast Food
Mit dem Niedergang des Kolonialreichs und durch die Folgen der beiden Weltkriege ging es auch mit der englischen Küche bergab. Lebensmittel waren sehr teuer, ebenso fehlte das Geld für Personal, wodurch Expertise verloren ging. Seit einiger Zeit versuchen Pioniere wie TV-Koch Jamie Oliver, die Küche wieder gesünder und vielfältiger zu gestalten und auf Slow Food zu setzen.
Das English Breakfast aber sollte schon aus Nostalgiegründen weiter auf den Speisekarten erhalten bleiben. Egal ob in Indien, in Südafrika, in England oder eben in Herdecke.
Weitere Klassiker von der Insel:
Scones gehören zu Großbritannien wie die Queen und „a nice cup of tea“. Insbesondere zu Letzterem wird das nur leicht gesüßte Brötchen gerne gereicht. Stilecht mit Erdbeerkonfitüre und „clotted cream“, einer Art Streichrahm, die den trockenen Teilen ordentlich Gehalt gibt.
Fish and Chips: Knusprig frittierte Backfischstücke und grob geschnitzte Pommes, das heimliche Nationalgericht der Briten, findet man wirklich überall auf der Insel. Es wird in speziellen Läden verkauft und tatsächlich in Zeitungspapier gewickelt serviert. Traditionell gibt es Salz und Malzessig dazu.
Sandwich: Das belegte Klappbrot aus gebuttertem Toast, das sich so leicht mit einer Hand essen lässt, wurde angeblich vom gleichnamigen Earl beim Kartenspiel erfunden. Die Briten schätzen das Sandwich, gerne belegt mit Huhn oder Roastbeef, als preiswerten Mittags-Snack.
Shepherd’s Pie ist Hausmannskost und Seelenwärmer für vernieselte Tage. Aromatisch gewürztes Gehacktes – die Briten nehmen dafür Rind, die Iren lieber Lamm – wird mit pürierten Kartoffeln überzogen und im Ofen gratiniert. Traditionell gehört ein Hauch Minze dazu.