Sie gehört zu Geburtstags- oder Hochzeitsfeier einfach dazu: die Torte. Im Trend liegen Drip Cakes, Spiegelglasur und fröhliche Fondant-Deko.
Amalfi-Zitronen und Holunder, Buttercreme und frische Blüten – das sind nur einige Zutaten der wohl berühmtesten Torte des Jahres. Die Hochzeitstorte von Prinz Harry und Meghan Markle war damit ein Gegenentwurf zum traditionellen, massiven englischen Fruit Cake. Doch nicht nur seit der royalen Traumhochzeit zeigt sich, dass Torten Trends setzen können und dass sich beim Thema Backen die Welt weiterdreht. Auch wenn Tante Irmgards Buttercremetorte immer noch gut schmeckt – Backblogs und Backbücher sind derzeit voller kunterbunter Layer Cakes oder Drip Cakes.
Motivtorte: Das Auge isst mit
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Für eine Torte werden üblicherweise mehrere Tortenböden horizontal übereinandergeschichtet und mit Creme gefüllt. Anschließend wird die Torte noch mit einer Glasur überzogen.
Die Tortenböden bestehen oft aus Biskuit- oder Rührteig und können geschmacksverstärkend auch in Flüssigkeit – etwa Alkohol, Saft oder Kaffee – getränkt werden. Mit Lebensmittelfarbe eingefärbt, wird die Torte farblich ein Hingucker.
Fondant ist eine pastöse Zuckermasse zum Überzug von Torten, die sich modellieren lässt. Damit sie haftet, muss die Torte versiegelt werden.
Das geht gut mit Ganache. So nennt man eine dickflüssige Creme aus Schokolade und Sahne. Sie eignet sich gleichfalls als Füllung.
Auch mit amerikanischer Buttercreme aus Butter und Puderzucker lässt sich eine Torte bestreichen oder füllen. Sie ist ebenso als Topping für Cupcakes beliebt.
Deutsche Buttercreme enthält neben Fett noch eine milchhaltige Creme (z. B. Pudding) und ist daher flüssiger. Sie eignet sich auch als Füllung, aber weniger als Fondant-Untergrund.
Verziert werden kann die Torte mit Dekor aus Fondant, aber auch mit Baisers, Zuckerperlen, Schokolinsen, Blüten oder Früchten.
Und noch ein Trend hält seit Jahren an, sagt Matthias Ludwigs, Konditormeister und Juror der TV-Sendung „Tortenschlacht“: „Motivtorten sind immer noch sehr beliebt. Die Torte selbst bleibt dabei ein Platzhalter, den man mit Fondant einpacken und verzieren kann.“ Das steht im klaren Kontrast zu Klassikern wie etwa der Schwarzwälder Kirschtorte, wo die Deko aus den gleichen Zutaten besteht wie die Torte selbst. Egal ob die Motivtorte als Feuerwehrauto, blaues Krümelmonster oder in roséfarbener Verkleidung daherkommt – damit sie das viele Schmücken und Verzieren auch aushält, muss sie eher stabil ausfallen: „Da geht es weniger um den Genuss, sondern mehr ums Basteln“, sagt Matthias Ludwigs. „Sehr beliebt sind auch Torten im Mirror-Glaze-Effekt, da glänzt die Oberfläche wie ein bunter Spiegel. Hier ist die Grundlage oft eine Mousse-Torte, bei der man sich geschmacklich schon mehr Gedanken machen kann.“
Quasi als Gegentrend haben sich Naked Cakes etabliert, hier werden Tortenböden und Füllungen übereinandergeschichtet und seitlich nur sanft verblendet. Dieser natürliche Look ist derzeit besonders bei Hochzeitstorten gefragt. Und noch etwas beobachtet der Patissier: „Die Leute wollen verstärkt selber backen. Das hat sicher auch mit den Herstellern zu tun, die sich mehr und mehr den Hobbybäckern zuwenden.“ Und tatsächlich finden sich Glitzerperlen, Marzipandecken und Lebensmittelfarben in jedem gut sortierten Supermarkt – während sich das Internet als wahres Schlaraffenland in Sachen Backzutaten entpuppt.
Zu experimentell darf es nicht werden
Ludwigs, Mitinhaber der stylischen „TörtchenTörtchen“-Cafés in Köln, bietet seit zehn Jahren selbst Backkurse an: „Am Anfang waren das vielleicht ein bis zwei Kurse pro Monat, heute sind es sechs bis acht.“ Die Leute seien neugieriger geworden, auch was die Zutaten betrifft: „Mittlerweile kann man auch mal Gewürze und Kräuter zum Backen nehmen, die man sonst beim Kochen verwendet, etwa Kurkuma oder Curry.“ Zu experimentell darf es aber nicht werden, weiß der Patissier: „Im Zweifelsfall greifen die Kunden doch lieber zum Schoko-Himbeer-Törtchen oder zum karamellisierten Apfel auf Mandelmürbeteig – da wissen sie, was sie haben.“