Essen. Mit einer klebrigen Flüssigkeit sind derzeit zahlreiche Autos überzogen. Experten warnen: Betroffene Autofahrer sollten jetzt rasch tätig werden.

Wer sein Auto oder Fahrrad derzeit direkt unter einer Linde parkt, sollte sich nicht zu früh über die vielen Vorteile des schattigen Plätzchens freuen. Denn gerade hier lauert aktuell eine klebrige Gefahr: der sogenannte Honigtau. Die zähflüssige Substanz tröpfelt immer wieder in den Sommermonaten von Linden und kann – ganz zu schweigen, davon dass sie alles vollklebt - unter Umständen sogar zu Schäden am Autolack führen. Aber was genau hat es mit der tröpfelnden Gefahr auf sich und wie schützt man sein Auto am besten? Wir haben nachgefragt.

Bei dem Honigtau handele es sich um Ausscheidungen von Läusen, erklärt Birgit Königs, Biologin und Sprecherin des Naturschutzbundes (Nabu) NRW. Die Läuse saugen den Saft aus den Lindenblättern und scheiden eine zuckerhaltige Flüssigkeit wieder aus. „Etwas anderes ist es letztlich nicht."

Läuse sind auf den Bäumen gut versorgt

Doch dieses Phänomen sei nicht neu, sagt Königs: „Durch die hohen Temperaturen ist aktuell einfach ein gutes Jahr für die Läuse und dadurch fällt es verstärkt auf. Ob aber wirklich mehr Honigtau von den Blättern tröpfelt als in den Jahren zuvor, ist nicht klar.“ Die Läuse sind in den Bäumen jedenfalls gut versorgt, die klebrige Flüssigkeit wird also auch in den kommenden Sommermonaten von den Linden tropfen – sehr zum Leidwesen vieler Auto- und Fahrradfahrer.

Auch auf dieses Auto ist der Honigtau getropft.
Auch auf dieses Auto ist der Honigtau getropft. © Annika Rinsche

Denn Honigtau sieht auf dem Auto nicht nur unschön aus, er klebt auch wie verrückt – ähnlich wie ein Sirup. Unachtsame Fahrradfahrer kleben dann mal schnell mit den Händen am Lenker oder dem Po am Sattel. Und auch Autofahrer müssen auf der Hut sein: Denn wer den schmierigen Belag nicht rasch von seinem Wagen entfernt, riskiert Schäden am Lack.

Eine Gefahr für den Autolack

„Je früher man in die Waschanlage fährt, desto besser“, betont Heinz-Gerd Lehmann, Techniker beim ADAC Nordrhein. Denn wenn der Honigtau lange auf dem Lack bleibt, werde dieser zerfressen. Irgendwann helfe dann auch kein Wasser mehr, sondern nur noch der Kunststoffspachtel, sagt Lehmann. Damit lassen sich zwar klebrige Überreste wie Baumharze und Insektensekrete vom Lack entfernen, aber der Spachtel kann für Kratzer sorgen. „Und dann wird es richtig teuer“, sagt der ADAC-Techniker.

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Sind die Ablagerungen hartnäckiger, empfiehlt Lehmann, den Schmutz vor der Fahrt in die Waschanlage mit dem Hochdruckreiniger vorzubehandeln. Und: „Nach der Wäsche muss man gegebenenfalls nochmal nachpolieren.“

Noch bis Herbst kann es von den Bäumen tröpfeln

Damit es aber gar nicht erst zu hartnäckigem Schmutz kommt, ist es ratsam, den Lack mit einer Hartwachs-Politur aufzubereiten, sagt Heinz-Gerd Lehmann. "Dann ist er resistenter und der Schmutz lässt sich leichter abwaschen."

Noch spätestens bis zum Herbst müssen alle Auto- und Fahrradfahrer vor dem Honigtau auf der Hut sein, sagt Birgit Königs. Denn spätestens wenn die Blätter von den Bäumen abfallen sind auch die Läuse wieder verschwunden. Doch Besserung ist vielleicht schon früher in Sicht: Sobald das Wetter wieder schlechter wird, nehme auch die Menge des produzierten Honigtaus ab, prognostiziert die Biologin. Aber dann sind die schattigen Parkplätze unter den Bäumen ohnehin nicht mehr so gefragt wie im Sommer.