Bangkok. Wie geht es weiter nach dem Tod des geliebten Königs Bhumibol? Die Touristen jedenfalls werden weiterhin so herzlich begrüßt wie zuvorq.

Arun und seine Freundin Joy betreiben in Bangkok eine Garküche am Straßenrand, nicht weit entfernt vom heiligen Fluss Chao Phraya und vom wuseligen, geheimnisvollen Chinesenviertel. Für ihre einheimischen Freunde und für eine Handvoll Farangs, so nennen sie die ausländischen Stammgäste, gibt es nirgendwo in der Zehn-Millionen-Me-tropole eine bessere Garnelensuppe – Tom Yam Gung, beliebt wie kein anderer Snack. Und Straßenküchen soll es immerhin, wie kürzlich eine lokale Zeitung schrieb, einige Hunderttausend ­allein in der Hauptstadt geben.

Thailand boomt wieder, Thailand lächelt wieder. Aber Bhumibol, der vermeintlich ewige König, ist tot. Bis zum 13. Oktober 2017, dem ersten Todestag, herrscht im ganzen Land Staatstrauer. Um ein angemessenes Maß an Respekt gegenüber Seiner Majestät und der Trauergemeinde wird gebeten. Feiertage wie Silvester und das chinesische Neujahr werden abgehalten, allerdings in einem etwas gediegeneren Rahmen. Darüber hinaus lädt das Kultusministerium Thailands Besucher ein, Nationalmuseen und historische Parkanlagen noch bis zum 31. Januar 2017 kostenfrei zu besuchen, um mehr über Thailands Geschichte unter König Bhumibol zu erfahren.

König war Stabilitätsanker und beliebte Persönlichkeit

Bhumibol war der Stabilitätsanker in einer politisch oft verworrenen Zeit, der ruhende Pol für Arm und Reich, eine Art Buddha-Stellvertreter. Sein Geburtstag am 5. Dezember, es wäre der 90. gewesen, wird noch einmal ein herausragender Trauertag sein. Ob der Kronprinz, eine bizarre, wenig beliebte Persönlichkeit, je den Thron besteigen, ob er auch nur annähernd den Respekt genießen wird wie sein Vater, wissen Arun und Joy so wenig wie alle anderen. Sie mögen jedenfalls nicht darüber sprechen oder spekulieren.

Das Land hat viele Probleme: politische Gruppen, sogenannte Gelb- und Rothemden, deren heftig ausgetragene Konflikte nicht zum Etikett vom „Land der Sanften“ passen. Umweltzerstörung als bitterer Preis für den Wirtschaftsaufschwung, Ärger mit radikalen Muslimen an der Grenze zu Malaysia. Aber Arun und seine Freunde beruhigen die Gäste aus dem fernen Europa: „Das alles hindert uns nicht, Spaß zu haben.“ Der heißt hier Sanuk und überwiegt auch in schwierigen und sogar in traurigen ­Zeiten. Da zieht man sich in die Fa­milien zurück, trauert und lacht mit­einander und teilt mit den Besuchern die Weisheit des Buddha: „Das Leben ist kein Problem, das es zu lösen, sondern eine Wirklichkeit, die es zu erfahren gilt.“

Ruhe finden Urlauber auf den Inseln Yao Noi und Yao Yai

So gesehen bleibt Thailand, was es immer war: Asiens Sonnenseite, das beliebteste Reiseziel der Region: Trauminseln, Palmenküsten, herzliche Menschen, große Kultur, Urwaldabenteuer im grünen Norden, Naturerlebnisse und Action für Biker, Rafter, Kiter und Surfer, eine bekömmliche Küche, die in ganz Asien ihresgleichen sucht. Mehr Vielfalt geht kaum. Wohin also – und wann am besten ?

Auf den bekanntesten Inseln, Phuket in der Andamanen-See - Trockenzeit November bis Mitte März – und Ko Samui im Golf von Siam – wenig Regen von Mitte Januar bis Ende April – geht es am lebhaftesten zu. Geheimtipps für einsame Buchten sind dort nicht mehr drin. Dafür aber eine ausgereifte Infrastruktur, Abwechslung ohne Ende, auf Phuket auch ein buntes, nicht immer seriöses Nachtleben. Wer es intimer mag, folgt zum Beispiel Antje Löhner auf kleine Inseln.

Auch ohne Geheimtipps gibt es viel Interessantes

Sie ist Thailand-Expertin beim Asien-Reiseveranstalter Lotus Travel. Ihre Lieblings-Hideaways liegen unter anderem auf den Inselchen Yao Noi und Yao Yai, östlich von Phuket. Fischfang, Kokos- und Kautschukernte, die Arbeit im Reisfeld prägen dort noch das Leben der Einheimischen. Weiter nördlich, zwischen Phuket und der Grenze zu Myanmar auf dem Festland gelegen, hat sich Khao Lak, vor zwölf Jahren vom Tsunami schwer getroffen, zu einem Traumziel entwickelt. Russische und chinesische Urlauber sind dort kaum vertreten, anders als an vielen Buchten Phukets.

Eher im Windschatten der großen Touristenströme liegen die Insel Ko Chang oder die Winzlings-Eilande Ko Kut, Ko Wai, Ko Mak vor der Ostseite des Siam-Golfes. Sie sind nicht ganz einfach zu erreichen, sind aber bei Thailand-„Feinschmeckern“ gerade deshalb beliebt. Zu den Strandzielen, die von Bangkok aus mit Auto oder Bahn bequem zu erreichen sind, gehören Hua Hin, das noble Seebad der Königsfamilie, und Cha-am, weniger glamourös und nicht von Palmen, sondern von Kasuarinen gesäumt. Pattaya hingegen, noch näher an Bangkok, wird wohl das Schmuddel-Image einer Prostituierten-Hochburg nicht mehr los.

Das Goldene Dreieck war Dorado der Drogenschmuggler

Pflichtprogramm für Premierenbesucher in Bangkok: Königspalast, Smaragdbuddha im Wat Phra Kaeo, Wat Pho, ältester und größter Tempel, und auf der anderen Flussseite Wat Arun, Buddhas wohl schönste Unterkunft in dieser Stadt, sowie Chinatown. Kür: Frühmorgens im Lumpini-Park den Tai-Chi-Sportlern zusehen, abends am gleichen Ort über den Nachtmarkt bummeln. Bangkok ist übrigens dynamischer, weltoffener und cooler geworden, das Sexquartier Patpong ist out.

Antike Tempelstädte und Pilgerziele gehören zu jeder Thailand-Rundreise. Allen voran Ayutthaya, Hauptstadt eines siamesischen Königreichs vom 14. bis zum 18. Jahrhundert. Die Ruinen der Paläste und Klöster tragen seit 1991 das Weltkulturerbe-Etikett. Ein anderes spektakuläres Muss-Ziel ist Sukhothai, auf dem Wege von Bangkok nach Chiang Mai gelegen. Auch der historische Park dieser ersten Thai-Hauptstadt gehört zum Kulturerbe der Menschheit.

Thailand bietet Dschungel und Großstadt

Chiang Mai, Zentrum des Nordens, grün, von überschaubarer Größe, reich an Tempeln und neuerdings an hochkarätigen Wellnesshotels, und Chiang Rai, knapp 200 Kilometer weiter nördlich, sind die Tore zu so beliebten Dschungelabenteuern wie Trekking, Rafting, Besuchen im Elefantencamp, Abstechern ins legendäre Goldene Dreieck, einst das Dorado der Drogenschmuggler aus Laos und Burma.

Letzter Tag in Bangkok, letzte Stippvisite bei unsern Streetfood-Freunden. Arun und Joy füllen diesmal die Schüsseln mit Tom Khaa Gai, einem pikanten Hühnersüppchen. Der Duft von Zitronengras, der Geschmack der Kokosmilch, das scharfe Aroma der frischen Chilischoten gehört zum Abschiedsritual: Sanuk süß-sauer, Wehmut mit Spaß gewürzt.

Tipps & Informationen

Anreise Von Berlin z. B. mit Eurowings über Köln oder mit Air Berlin und Etihad nach Phuket. Alternativ dazu mit z. B. Turkish Airlines über Istanbul nach Bangkok.

Reisezeit Bangkok und der Süden sind von November bis Februar trockener und weniger heiß. Im Norden (Chiang Mai/Chiang Rai) kann es in dieser Zeit sogar mal weniger als 15 Grad kühl werden. Große Unterschiede auch auf den Inseln, z. B. regnet es auf Samui im Dezember/Januar wesentlich mehr als etwa auf Phuket. Die Sommermonate sind überall feucht-schwül.

Veranstalter Großveranstalter wie Tui, Thomas Cook oder Meier’s Weltreisen bieten neben diversen Strand­zielen klassische Rundreisen „von der Stange“ an. Asien-Spezialisten wie Lotus Travel (www.lotus-travel.com), Tischler-Reisen (www.tischler-
reisen.de) oder Geoplan Privatreisen (www.geoplan-reisen.de) bündeln einzelne Bausteine je nach Wunsch des Kunden zu individuellen Reisen.

Reiseführer „Thailand“ von Stefan Loose, Reihe Travel Handbücher,
26,99 Euro.

Auskunft Thailändisches Verkehrsamt in Frankfurt, Tel. 069/1381390

Internet www.thailandtourismus.de; www.thaizeit.de