Esbjerg. Mieses Wetter im Urlaub? Macht nichts. Dänemarks Südwest-Jütland bietet viele Attraktionen für Kinder, vom Aquarium bis zu Legoland.

Verreise niemals nördlicher als List! Die letzten 20 Jahre bin ich mit dieser selbstauferlegten Regel gut gefahren – immer gen Süden. Pinienduft, verbrannte Dekolletés und Strandverkäufer, deren lautes Werben das Dösen in der Hitze unterbrechen, das bedeutete für mich Urlaub. Herrlich. Der Norden hingegen: Funktionsjacken, Wind, der stets von vorne kommt. Weinende Wolken.

Bekommt man allerdings ein Kind, werden viele bislang geltende Gesetze über den Haufen geworfen. Und bekommt man das zweite Kind, fallen sogar die letzten guten Vorsätze. Weil Säuglinge zu lange Autofahrten häufig hörbar ablehnen und vor der ersten Impfung nicht unbedingt fliegen sollten, blieb uns von Hamburg aus ein Radius von drei bis vier Fahrtstunden. Meine Familie wünschte sich einen Ort am Meer, viel Platz und „ganz leckeres Eis“. Ich wünschte mir Sonne. Die gab es leider nicht, dafür ein großes Ferienhaus in Dänemark, Hochburg des Softeises. Auch in puncto Strand kann Südwest-Jütland, also der zur Nordsee liegende Teil von Dänemark, so richtig in die Superlative gehen.

Hat man an der Côte d’Azur oder im italienischen Bibione beispielsweise kaum Platz, sein Handtuch auszubreiten, braucht der Tourist im dänischen Henne Strand ein Fernglas, will er einen weiteren Menschen erblicken. Was dem XXL-Platzangebot zu verdanken ist. Eventuell auch dem Regen, aber schlechtes Wetter macht hier nichts. Es gibt so viele Angebote für Kinder, dass sich locker eine Woche Urlaub gestalten lässt, ohne sich nur einmal über den wolkenverhangenen Himmel zu ärgern.

Von den vielen Attraktionen haben uns folgende am besten gefallen:

Besuch im Fischerei- und Seefahrtsmuseum in Esbjerg

In diesem Museum lernen die Kinder quasi im Vorbeigehen, warum Wale stranden, und auch auf den weiteren 15.000 Quadratmetern wird das Wissen stets in einfachen, kleinen Portionen vermittelt. Konsumierbar wie ein Teller Fischstäbchen. Fast 4000 Seehunde und 100 Kegelrobben leben im dänischen Wattenmeer, vier von ihnen kommt man in diesem Museum sehr nah. Im Aquarium gibt es auch eine Art Streichelzoo für Fische, das Anfassbecken. Rochen und Katzenhaie lassen sich vom vielen freudigen Gekreische der Kinder, wenn sie eine Flosse berühren, nicht aus der Ruhe bringen. Auf dem Außengelände befinden sich der Nachbau eines alten Hafens, ein Bunker und ein maritimer Spielplatz. (Fischerei- und Seefahrtsmuseum, Tarphagevej 2, 6710 Esbjerg, im Sommer täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, www.fimus.dk)

Der Blåvandshuk Fyr

170 Stufen und 39 Meter sind es bis zur Spitze des westlichsten Leuchtturms Dänemarks. Wer das geschafft hat, wird mit noch mehr Wind als unten und einem super Blick belohnt. In Richtung Südosten liegen vier Maultiere im Sand, die der Künstler Bill Woodrow geschaffen hat. Er wollte unheimliche Erinnerungen in lustige Tiere verwandeln, und setzte den aus dem 2. Weltkrieg stammenden Bunkern am Strand Köpfe und Schwänze auf. Schaut man in die andere Richtung aufs Meer, dreht sich alles. Dort liegt der Offshore Windenergiepark Horns Rev, der größte der Welt. (Blåvandshuk Fyr, Fyrvej 106, 6857 Blåvand, täglich von 10 bis 15 Uhr geöffnet)

WikingerCenter in Ribe

Hier betreten Besucher die Vergangenheit und bekommen eine super Schule im Wikinger-Dasein. Auf einem großen Gelände wurde alles so aufgebaut, wie es früher laut historischer Dokumente wahrscheinlich ausgesehen hat, und die Mitarbeiter geben gekleidet in authentischen Kostümen die Wikinger. Selten so viele langhaarige Männer auf einmal gesehen. Für die Kinder gibt es viel zu tun: Messer schnitzen, mit Langbögen schießen, die Tiere füttern, sich in der Kriegerschule des Häuptlings anmelden, dem Bootsbauer, dem Schmied oder dem Glasperlenmacher zugucken oder den Falkner treffen. Einen Spielplatz gibt es natürlich auch. Wer Rollenspiele mag und auch als Mann gerne mal Kleider trägt, kann als Freiwilliger mitmachen und im Dorf übernachten; Camping in der Vergangenheit. (VikingeCenter, Lustrupvej 4, 6760 Ribe, im Juli und August täglich geöffnet von 11 bis 17 Uhr, www.ribevikingecenter.dk)

Feuerwehrmuseum Oksbøl

In den großzügigen Hallen befindet sich die größte Feuerwehr-Sammlung der Welt – mit Leiterwagen, vielen anderen Löschfahrzeuge und jeder Menge an Helmen, Uniformen und Abzeichen. Außerdem gibt es so viele Modellfeuerwehrwagen, dass die Kinder sie am liebsten gleich aus den Vitrinen nehmen würden, um damit zu spielen. Immerhin stehen die Türen von zwei großen Feuerwehrautos auf, sodass sie einsteigen können. In einer zweiten Halle stehen jede Menge echte Panzer; eine Sammlung der Dänischen Armee und der Kampfschule. Man könnte sagen, dass der eine Teil des Museums der Rettung von Leben dient, der andere dem Gegenteil. (Feuerwehrmuseum, Industrivej 18, 6840 Oksbøl, geöffnet täglich bis auf Sonnabend 10 bis 15 Uhr, www.danmarksbrandbiler.dk)

Park Blåvand Zoo

Gleich nach dem Eingang hüpfen Kängurus herum, das sorgt schon mal für den ersten „Wow!“-Effekt. Außerdem gibt es unter anderem Affen, Papageien, Zebras, Strauße, Füchse, viele Streichelgehege, Ponys, auf denen man für knapp drei Euro reiten darf, und eine echte Besonderheit: weiße Löwen. Weltweit leben nur noch ein paar Hundert dieser aussterbenden Spezies, und jetzt liegen sie hier an der Nordseeküste auf dem Dach einer Hütte und sorgen für staunende Kinderaugen. Dienstags und sonnabends um 13.30 Uhr kann man auch bei der Fütterung zugucken.

Der Zoo wird privat geführt, der Eigentümer begann vor 22 Jahren mit ein paar Schweinen im Hintergarten. Inzwischen hat er 400 Tiere und „ziemlich viel zu tun“, wie er lachend erzählt, während er Cowboy-Sandwiches und Pommes in der Cafeteria verkauft. Neben den vielen unterschiedlichen Tieren gibt es mehrere gute Spielplätze in dem Park. Am besten kommt eine Art Trampolin an, auf der jeder zum Känguru wird. (Blåvand Zoo, Øster Hedevej 1, 6857 Blåvand, täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, www. blaavandzoo.dk)

Legoland in Billund

Eine bessere Unterhaltung als diese Welt voller Steine gibt es für Kinder nicht. Vollkommen zu Recht bezeichnet sich der Freizeitpark als „die größte Sehenswürdigkeit Dänemarks außerhalb von Kopenhagen“. 1968 begann er mit ein paar Modellen; das Miniland bildet noch immer das Herz des Parks. Inzwischen gibt es ganz andere Attraktionen und Fahrgeschäfte, die auch ältere Kinder ansprechen. 2016 hinzugekommen ist etwa die Ninjago World. 1,5 Millionen Lego-Steine wurden dafür verbaut und 85 Millionen Euro investiert, vor allem in eine ausgeklügelte „Hand gesture“-Technik. Auf der Fahrt in einem Wagen schleudert man mit den eigenen Bewegungen Feuerkugeln und Blitze und kämpft so wie ein echter Ninja gegen Bösewichte. Die Kleinen sind besser aufgehoben im Duplo-Land, bei der Feuerwehrbrigade oder in der Westernstadt. Restaurants gibt es natürlich, aber das relativ teure Fast Food kann man sich sparen, denn es gibt Picknickplätze. Würden weniger Menschen Hotdogs essen, käme es in den Schlangen zu weniger mit Soße verschmierten T-Shirts, aber das ist dann auch der einzige Kritikpunkt am Legoland. (Legoland, Nordmarksvej, DK-7190 Billund, geöffnet bis Ende Oktober, Öffnungszeiten 10 bis 18, beziehungsweise 20 Uhr, je nach Saison, mehr Infos unter www.­legoland.dk/de)

Tipps & Informationen

Anreise: Von Berlin über die A24 bis nach Hamburg, von dort weiter die A7 hoch bis über die Grenze nach Dänemark. (Vorsicht! Es gibt Passkontrollen, unbedingt auch für Babys Ausweise dabei haben.) Dann je nach Ferienort westwärts. Alle beschriebenen Attraktionen liegen nicht weiter als dreieinhalb Stunden entfernt von der Hansestadt.

Unterkunft: Dänemark ist eine klassische Ferienhausdestination. Nachdem das Land Ende der 90er-Jahre einen Einbruch an Touristen erlebte, freut es sich seit drei Jahren nun über einen Boom, vor allem der Ferienhaustourismus erlebt eine Renaissance. Deshalb nicht zu kurzfristig buchen, denn die Häuser sind schnell belegt, z. B. www.novasol.de; www.feriepartner.de

Auskunft www.visitdenmark.dk

(Unterstützt von Novasol)