Frankfurt/Main. Papierüberweisungen, Kredit- und EC-Karten: Über steigende Gebühren geben viele Banken ihre Kosten an die Kunden weiter. Ein Überblick.
Die Niedrigzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) belasten deutsche Banken schwer. Sie müssen sogar Strafzinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Notenbank parken. Dass einzelne Institute die Negativzinsen direkt an Privatkunden weitergeben, hält der Bankenverband zwar für unwahrscheinlich. Ganz auf eigene Rechnung nehmen können sie die Entwicklung aber nicht, manche erhöhen die Gebühren. Kommt nun eine Kostenwelle auf die Verbraucher zu?
Firmenkunden zahlen oft schon Strafzinsen für Bankeinlagen: Droht das jetzt auch Privatkunden?
Michael Kemmer, Hautgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken, glaubt nicht, dass Privatleute beim Sparen bald draufzahlen müssen: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir im Privatkundengeschäft Negativzinsen sehen werden“, sagte er jüngst der Deutschen Presse-Agentur. „Dafür ist der Wettbewerb zu hart.“ Höhere Gebühren für Sparer schloss Kemmer aber nicht aus. Tatsächlich erhöhen manche Banken schon die Gebühren, wie eine Auswertung der FMH-Finanzberatung zeigt.
Wie stark steigen die Kontoführungsgebühren?
FMH hat bei 77 Konten von 61 Banken, die regelmäßig untersucht werden, verglichen, wie sich die Konditionen in den vergangenen zwölf Monaten verändert haben. Demnach haben bis Ende Juli sechs Banken die Kontoführungsgebühren erhöht. So verlangen laut den Beratern etwa die Hypovereinsbank sowie die Sparkassen Leipzig und Wuppertal mehr. Auf breiter Front steigen die Entgelte demnach aber nicht. „Wir sehen einige markante Änderungen“, sagt Frank-Christian Pauli, Finanzexperte des Verbraucherzentralen-Bundesverbands.
Wie sieht es bei Gebühren für einzelne Bankdienste aus?
Hier steigen die Entgelte FMH zufolge häufiger. So hätten 19 Banken die Jahresgebühren für Kreditkarten erhöht. Fällig würden bis zu 40 Euro. Sieben Institute hätten mehr Geld für Überweisungen per Papier-Formular verlangt, ebenso viele Gebühren für EC-Karten eingeführt, etwa die Sparda-Bank Hamburg. Und bei fünf Instituten kosteten Überweisungen am Automaten in der eigenen Filiale zwischen 0,50 und 1,90 Euro. Pauli kritisiert komplexe Entgeltmodelle: Manche Banken vermarkteten Konten mit niedrigen Dispo-Gebühren, dafür sei dann aber die Kontoführung teurer. „Für Verbraucher wird es zunehmend schwierig, die Gebühren zu durchschauen.“
Warum erhöhen Banken die Gebühren überhaupt?
Sie stehen wegen der Niedrigzins-Politik der EZB unter großem Druck. Banken können Kundeneinlagen kaum noch rentabel anlegen und für von ihnen vergebene Kredite immer weniger Zinsen verlangen. Horten sie überschüssiges Geld bei der EZB über Nacht, zahlen sie überdies 0,4 Prozent Strafzinsen. „Banken sind derzeit froh, wenn sie keine neuen Einlagen bekommen“, erklärt Peter Barkow, Gründer der Finanzberatung Barkow Consulting. Doch an Privatkunden könnten sie die Negativzinsen nur schwer weitergeben. „Daher weichen sie auf höhere Gebühren aus.“ Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon forderte jüngst angesichts der Niedrigzinsen ein Ende der „Kostenlos-Kultur“ für Girokonten.
Sind nun massenhafte Preiserhöhungen zu befürchten?
Auch wenn der Trend nach oben zeigt: Die Mehrzahl der Banken hat die Gebühren in den vergangenen zwölf Monaten nicht erhöht. Auch bei den Großinstituten Deutsche Bank und Commerzbank sind die Kontoführungsgebühren laut FMH unverändert. Direktbanken bieten weiter kostenlose Girokonten an – ohne Filialen haben sie geringere Kosten, dafür bieten sie keinen persönlichen Service. Banken scheuten zu große Gebührensteigerungen, sagt Barkow. Zwar sei angesichts von rund 100 Millionen Girokonten in Deutschland der Hebel auf der Einnahmeseite gigantisch. „Doch mit zu großen Erhöhungen riskieren sie ihre Kundenbeziehung.“
Wie sollten sich Verbraucher verhalten?
Pauli empfiehlt Kunden, im Zweifel die Bank zu wechseln. Auch könnten sie Auffälligkeiten den Verbraucherzentralen oder deren Portal „Marktwächter Finanzen“ melden. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen prüft laut Pauli derweil die Gebührenerhöhungen. Nicht alle Entgelte seien gesetzlich zulässig, sagt er – und verweist auf ein Urteil des Bundesgerichtshofs gegen Kreditbearbeitungsgebühren vom vergangenen Februar. „Wenn die Untersuchung abgeschlossen ist, werden wir sehen, ob wir klagen.“ (dpa)