Essen. Bei werdenden Müttern gibt es viele Ängste und es stellt sich bei vielen die Frage: Welche körperlichen Probleme sind normal – und welche nicht?
Die Vorfreude auf das Kind ist groß – die Ängste bei vielen werdenden Müttern sind es aber auch. Welche Beschwerden erwarten mich, was ist normal, was nicht und wann muss ich mir Hilfe suchen? „Vielen Frauen fehlen heute der familiäre Zuspruch und die Erfahrungswerte einer Großfamilie, die einem die Angst nehmen“, sagt die Hebamme Tanja Schulte-Kremer.
Viele Symptome wäre früher beiseite gewischt worden
Immer wieder müsse sie den Schwangeren sagen: „Das sind ganz normale Abläufe, gegen die man auch nicht immer eine Wunderwaffe hat – da muss man einfach durch“. Vielen Symptomen würde heute viel stärker als früher ein Krankheitswert zugesprochen. „Das allerwichtigste ist einfach, auf seinen Körper zu hören und immer wieder auszuprobieren, was mir gut tut und was nicht.“
In den ersten drei Monaten der Schwangerschaft stellt sich der Körper hormonell um. Das Hormon HCG (humanes Choriongonadotropin) bewirkt, dass sich die befruchtete Eizelle in der Gebärmutter einnisten kann und die Schwangerschaft bestehen bleibt.
Außerdem sorgt HCG dafür, dass das Hormon Progesteron gebildet wird. Dadurch gibt es dann keine Eisprünge mehr und das gesamte Gewebe wird gelockert, damit im Bauch Platz für das Baby geschaffen wird. Müdigkeit, Übelkeit und Lust auf Lebensmittel, die sonst gar nicht hoch im Kurs standen, sind häufige Beschwerden oder Veränderungen in den ersten drei Monaten.
Die Übelkeit
Sich jeden Morgen übergeben zu müssen, sei nicht der Normalfall, sagt Tanja Schulte-Kremer. Als erstes sollte man sich jetzt fragen, ob bestimmte Lebensmittel nicht mehr vertragen werden oder ob es unabhängig vom Essen ist. Gegen das Gefühl „eine Leere im Bauch zu haben“, hilft es, zwischendurch Banane und Zwieback zu essen und Tee zu trinken. Den Tipp, am Bett Zwieback liegen zu haben, um vor dem Aufstehen zu essen, sieht Tanja Schulte-Kremer eher kritisch. „Damit entsteht wieder so ein Krankheitsgefühl, als hätte man einen Magen-Darm-Infekt.“ Manchen Frauen helfe Akupunktur oder Yoga gut.
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Behandelt werden müsse Übelkeit, wenn massives Erbrechen auftrete. Neben der Übelkeit leiden manche auch schon zu Beginn der Schwangerschaft unter Sodbrennen. Durch die starke Hormonausschüttung erschlafft der Schließmuskel am Mageneingang. Dadurch kann Magensäure in die Speiseröhre fließen. Eher am Ende der Schwangerschaft hat das Sodbrennen noch eine andere Ursache: Der wachsende Bauch schiebt mechanisch den Magen nach oben. „Es hilft, nachts nicht flach im Bett zu liegen und am Tag viele kleine Portionen zu essen, statt wenige große“, sagt Tanja Schulte-Kremer.
Die bleierne Müdigkeit
Die Müdigkeit, mit der sich manche in den ersten Monaten plagen, wird meist durch einen niedrigen Blutdruck ausgelöst. „Hier kann es helfen, Eisen zuzuführen – und das muss nicht automatisch die Eisentablette sein“, sagt Tanja Schulte-Kremer. Frischer Feldsalat, Brokkoli oder ein gutes Stück Fleisch enthalte ebenso Eisen und würden nicht in Nebenwirkungen wie Verstopfung münden, die Eisenpräparate mit sich bringen können. Spaziergänge oder Sport kurbeln den Kreislauf an, außerdem können Wechselduschen helfen. Manche Frauen sind zwar müde, können aber trotzdem schlecht schlafen. „Das kann unterschiedliche Ursachen haben. Manche müssen nachts so oft auf die Toilette, dass dadurch der Schlaf gestört ist. Andere leiden unter Unruhe in den Beinen durch die Wassereinlagerungen“, sagt die Hebamme. Neben den körperlichen Ursachen seien es oft Ängste und „To-do-Listen im Kopf, die Schwangere nicht zur Ruhe kommen lassen“, so Schulte-Kremer. Sie empfiehlt vor dem Schlafengehen einen Spaziergang an der frischen Luft und ein Bad mit Zusätzen wie Kamille oder Rose.
Die Rückenschmerzen
„Der Rücken leidet bei vielen Schwangeren, weil das Gewebe aufgelockert wird und natürlich mit fortschreitender Schwangerschaft viel Gewicht dazukommt“, sagt Tanja Schulte-Kremer. „Gezielte Gymnastik ist sehr wichtig, um sein Level zu halten.“ Es geht nicht darum, in der Schwangerschaft seine Fitness zu steigern – aber sie sollte möglichst gehalten werden. Gut seien Rückenschwimmen und Joggen – solange es der Körper mitmacht. „Geübte Joggerinnen können meist noch ziemlich lange laufen gehen, die meisten gehen dann irgendwann in ein straffes Walken über. Sport ist während der Schwangerschaft wirklich wichtig.“ Frauen mit Kondition könnten so problemloser die unterschiedlichen Positionen einnehmen. Tabu sind Sportarten, die eine erhöhte Sturzgefahr bergen. Dazu gehört auch der Reitsport.
Tabu-Themen
Beschwerden, die nicht gern angesprochen werden, sind Krampfadern oder Hämorrhoiden. „Wer eine Tendenz zu Krampfadern hat, leidet auch oft unter Hämorrhoiden“, sagt Tanja Schulte-Kremer. Die gute Nachricht ist, dass sie sich nach der Geburt meist zurückbilden. Um die Krampfadern gar nicht erst zu bekommen, hilft es, langes Stehen und Sitzen zu vermeiden.