Essen. Julien Bam und Rezo starten den Podcast „Hobbylos“ auf Spotify. Ob er Armin Laschet noch mal einladen würde? Er sei für alles offen, sagt Rezo.

Planlos zum Erfolg? Auch wenn sie beteuern, keine Pläne mehr zu machen, die länger als zwei Wochen in der Zukunft liegen, starten die beiden Youtuber Julien Bam und Rezo jetzt auch beim Audio-Streamingdienst Spotify durch. In ihrem Podcast „Hobbylos“ wollen die beiden Social-Media-Stars ab 17. Juli verraten, was sie in den sozialen Netzwerken und auch privat umtreibt. Wir haben sie via Zoom zum Interview getroffen

Ihr seid auf Youtube sehr erfolgreich: Warum braucht es neben Bewegtbild jetzt noch das gesprochene Wort?

Julien Bam: Wir sind es gewohnt, vor der Kamera zu stehen. Ein Podcast nur mit dem Mikro zeigt uns vielmehr so, wie wir auch im Privaten sind. Plattformen wie Youtube oder Twitch machen Spaß, aber da haben wir ja längst Formate. Ein Podcast ist für uns beide thematisch etwas Neues. Bei einem Youtube-Video wissen wir vorher, was das Thema ist. Bei einem Podcast reden wir frei Schnauze drauf los und philosophieren auch mal über ein Thema.

Podcasts sind meist sehr direkt: Wie politisch wird „Hobbylos“?

Rezo: Nicht besonders. Wir sprechen über das, was uns in unserem Leben beschäftigt.

Das ist in deinem Fall aber ja auch oft die Politik: Würdest du Armin Laschet als Gast nochmal einladen, nachdem er deine Anfrage zu einem Kanzler-Kandidaten-Triell abgelehnt hat?

Rezo: Ich weiß nicht, ob das im Podcast Sinn macht, aber ich bin grundsätzlich offen für ganz vieles.

Welche Frage hättest du ihm denn gern gestellt?

Rezo: Kann ich nicht sagen, es ist ja nicht dazu gekommen.

Nach der Absage gab es den Vorwurf an dich Rezo, dich als Botschafter der Jugend zu sehen: Fühlt ihr euch manchmal missverstanden von einer Generation, die sich schwer tut mit sozialen Medien?

Rezo: Gar nicht. Auch die meisten Älteren, die sich dazu geäußert hatten, schreiben, dass sie meine Punkte verstehen und das gut finden. Ich habe das Gefühl, dass da auch viel Positives und Liebe aus der Altersgruppe kommt.

Julien Bam: Wie empfänglich ist man dafür und was macht das mit einem: Das sind die viel wichtigeren Fragen. Wenn uns jemand kritisiert oder beleidigt, ist das uns ganz oft auch egal. Es sei denn wir können daraus etwas für uns mitnehmen.

Ihr wohnt beide in Aachen, nicht weit entfernt also von Noch-NRW-Ministerpräsident Armin Laschet. Für wie wahrscheinlich haltet ihr es denn, dass er sich im September in Richtung Berlin verabschiedet?

Rezo (lacht) Als ob wir das so gut einschätzen könnten. Ich glaub, das können viele Leute besser einschätzen als wir.

Gut, anders gefragt: Was erhofft ihr euch von der Bundestagswahl im September?

Rezo: Ich erhoffe mir Veränderung. Es gibt wichtige Fronten, an denen es sehr deutlich ist, dass es Veränderungen geben sollte.

An welchen zum Beispiel?

Rezo: Naja, die offensichtlichen Themen. Die brauche ich doch jetzt nicht aufzählen, oder?

Also den Klimawandel vermutlich.

Ja zum Beispiel. Für viele Leute ist das Thema soziale Ungerechtigkeit ein wichtiger Punkt. Es gibt viele Fronten, wo sehr offensichtlich auf der Hand liegt, dass man da Fortschritte machen könnte, und zwar sehr plausibel.

Der Podcast heißt „Hobbylos“, da ihr vor lauter Social Media kaum Zeit für andere Dinge habt. Was sind eure Tipps, sich doch mal von Social Media zu lösen?

Rezo: Manche Kleinigkeiten helfen schon. Julien hat mich auf den Trichter gebracht, die WhatsApp-Benachrichtigungen auszustellen. Dass da jetzt keine rote Zahl mehr steht, hat mein Leben verändert, ehrlich. Bei uns ist das wie bei so vielen noch ein laufender Prozess, wie man da mehr Balance hinein bekommt. Ab und zu legt man mal sein Handy weg, aber es ist eben auch Arbeit und wichtig für uns. Aber es reißt dir natürlich die Zeit weg.

Was erwartet die Hörerinnen und Hörer in der ersten Folge?

Julien Bam: Wir schließen nichts aus. Wir haben beide auch viel Scheiße erlebt und viele Erfahrungen gesammelt. Es gibt so vieles zu erzählen. Es ist schön, ein Medium zu haben, wo wir einfach mal alles aufgreifen können. In einem Youtube-Video macht man das eher nicht. Dafür fehlt die Zeit oder es passt nicht zu unseren Formaten.

Rezo: Es wird zum einen darum gehen, was uns im Leben beschäftigt. Es hat den Flair von einem freundschaftlichen Gespräch von zwei Leuten, die sich auch privat gut kennen. Wir haben nichts für unsere erste Ausgabe gebunkert. Wir sind keine Fans davon, sich festzulegen und einzuschränken. Es hat einen cooleren Flair, wenn das einfach spontan passiert.

Es soll auch um Debatten gehen, die in den sozialen Medien geführt werden: Seht ihr Plattformen wie Twitter, Youtube, Instagram und Facebook eher als Chance oder Gefahr für die Demokratie?

Rezo: Puh, das ist ein riesiges Thema, da könnten wir jetzt Stunden drüber reden...

Ein bisschen Zeit haben wir doch...

Erste Folge „Hobbylos“ läuft am 17. Juli auf Spotify

Der Podcast „Hobbylos“ erscheint ab 17. Juli immer samstags ab Mitternacht auf SpotifyZum Auftakt sind zunächst zwölf Episoden geplant. Jede Folge wird etwa 40 bis 60 Minuten dauern.Gelegentlich sollen bei dem Wochenrückblick auch Kolleginnen und Freunde aus dem Youtube-Kosmos zu Gast sein.Der Podcast ist eine Produktion der Spotify-Studios.

Rezo: Natürlich ist es grundsätzlich erstmal gut, wenn eine größere Demokratisierung der Reichweite da ist, also die Reichweitenmacht nicht zentral in den Händen weniger Instanzen liegt. Auf der anderen Seite kann man Social Media natürlich auch missbrauchen. Social Media ist also wie das Internet oder andere Technologien gleichzeitig Chance und Gefahr.

Viele Internet-Stars zieht es eher nach Berlin, warum lebt ihr lieber in Aachen?

Julien Bam: Ich habe noch nie über meine Zukunft nachgedacht. Berlin never, das ist mir viel zu groß. Ich fühle mich immer sehr lost, wenn wir dort sind und verbinde die Stadt eher mit Arbeit. Ich fühle mich wohl in NRW und auch in Aachen. Ob wir später mal den Podcast von ganz woanders machen, wer weiß das schon.

Rezo: Ich habe aufgehört, meine Zukunft zu planen. Ich plane maximal zwei Wochen im Voraus, weil nichts mehr planbar ist in dieser schnelllebigen Zeit. Als ich angefangen habe mit Youtube dachte ich, in einem Jahr habe ich meinen Master fertig und höre dann auf damit. Dann hatte ich meinen Master und dachte, ich arbeite bald als Informatiker. Auch das ist ja nicht so gekommen. Daher lege ich lieber den Fokus auf das Hier und Jetzt und das, was ich unmittelbar schaffen möchte.