Essen. Iris Mareike Steen alias Lilly Seefeld veröffentlicht im März ihr erstes Album „Grau wird bunt“ und geht auf Mini-Tour. Die führt sie ins FZW.

Iris Mareike Steen ist vielen besser bekannt als Lilly Seefeld. Seit 2010 kämpft sich Steen durch die Irrungen und Wirrungen von Deutschlands Daily Nummer eins „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“. Nach Ausflügen zum RTL-Tanzspektakel „Let’s Dance“ oder in den Playboy, verfolgt die 31-Jährige nun ein neues Projekt: Passend zum ersten eigenen Album „Grau wird bunt“, geht der Serien- und Social-Media-Star auch auf Tour. Was es mit dem Karriereumschwung auf sich hat und ob sie GZSZ auch weiterhin treu bleibt, erzählte die gebürtige Hamburgerin Maxi Strauch im Interview.

Wie kommt es, dass Sie jetzt singen?

Iris Mareike Steen: Ich singe eigentlich schon immer, aber für mich war das ein Hobby. Wenn man mich als Kind gefragt hätte, ob ich lieber Schauspielerin oder Musikerin werden will, dann hätte ich wahrscheinlich Musikerin gesagt, weil das immer etwas war, das meine Seele ganz doll glücklich gemacht hat. Und dann ist es egal, ob man beruflich oder privat singt. Hauptsache, man macht’s.

Hauptberuflich sieht man Sie nun aber im Fernsehen, bei GZSZ …

Schauspiel hat einfach funktioniert. Und ich liebe es auch. Es ist großartig, zwei Leidenschaften auf einmal ausüben zu können und vielleicht auch beides zu seinem Beruf zu machen. Aber das habe ich mich nie zu träumen gewagt ...

Warum?

Ich dachte, ich hätte schon großes Glück, dass ich in so einer Serie mitspielen darf, mit so vielen tollen Kolleginnen und Kollegen. Ich wollte dann auch nicht gierig werden (lacht). Deshalb war das irgendwie nie eine Option. Ich habe aber schon immer Songs geschrieben. Mit meiner Mama, mit Freunden und allein.

Jetzt wagen Sie sich aber doch an die Öffentlichkeit mit Ihren Songs ...

Mich hat dann Linda Marlen Runge, eine ehemalige Kollegin von mir und gute Freundin, vor ein paar Jahren gefragt: „Wie sieht’s aus, willst du das nicht mal ernsthafter anfangen?“ So richtig getraut habe ich mich aber nicht, weil ich dachte, was ist, wenn das nach hinten losgeht? Aber dann war im Endeffekt mein bester Freund, der Auslöser, der gesagt hat: „Bevor du jetzt die ganze Zeit rumdümpelst und nicht richtig an den Start gehst, weil du zu bescheiden bist oder zu unsicher, helfe ich dir da und nehme dich an die Hand.“

Wie würden Sie Ihre Musik beschreiben?

Es ist Deutsch-Pop. Es gibt sehr viele Balladen. Letztens hat mir jemand gesagt, und das wurde mir schon öfter gesagt, dass es von den Texten her ein bisschen an Chanson erinnert. Und das passt: Mir geht’s darum, dass die Leute auch Lust haben, zuzuhören und sie mitzunehmen.

Sie haben bereits die Singles „Haltlos“ und „Nichts mehr wert“ veröffentlicht. Wie war die Resonanz?

Das Feedback zu „Haltlos“ war so überwältigend für mich. Obwohl ich damit gar nicht gerechnet habe. Das ist natürlich ein großes Kompliment und macht es mir auch leichter zu sagen: Okay, dann hoffe ich, dass die anderen Songs auch was mit den Menschen machen.

Welche Erwartungen haben Sie an Ihre erste Albumveröffentlichung?

Ich habe sehr viele, sehr ehrliche Menschen in meinem Umfeld, was sehr gut ist, manchmal aber auch weh tun kann (lacht). Die sind sehr begeistert von den anderen Songs und ich bin auch sehr glücklich damit und deswegen hoffe ich, wenn dieser erste schon so gut angekommen ist, dass die Leute noch mehr Interesse an dem haben, was ich durch meine Songs zu sagen habe oder was mich beschäftigt. Ich hoffe wirklich, dass es den einen oder anderen richtig berührt.

Sie wirken immer sehr gut gelaunt und fröhlich. Auf Ihrem Album sind aber sehr viele nachdenkliche Texte. Wie kommt das?

In unserer Familie nennen wir es das „Sonnenschein-Gen“. Dass man immer zum Licht hinschaut, auch wenn man in einer schwierigen Phase ist. Ich habe aber ganz viele andere Seiten in mir. Auch wenn man die zum Beispiel auf Social Media nicht sieht. Man zeigt sich da nicht unbedingt, wenn man gerade traurig ist. Die Musik ist ein ganz tolles Sprachrohr, um ohne zu jammern, andere Seiten von sich zu teilen. Oder auch andere Gedanken, die man so nicht unbedingt aussprechen würde.

In Ihrer Debütsingle „Haltlos“ geht’s auch darum, sich nicht zu überfordern. Aber tun Sie nicht genau das, indem Sie gerade zweigleisig fahren mit der Schauspielerei und der Musik?

Das ist ganz lustig, weil mir ganz viele Leute gesagt haben: „Toll, dass du das geschafft hast, dass du aus dieser Struktur auch mal ausbrechen kannst.“ Ich habe das Lied auch für mich geschrieben, als kleinen Reminder, dass ich aufpassen muss. Ich bin immer noch sehr durchgetaktet und ich überfordere mich schnell. Ich müsste mir den Song wahrscheinlich öfter zu Gemüte führen (lacht). Aber ich muss sagen, dadurch dass ich mir gerade diesen riesigen Traum erfülle, gibt mir das noch mal mindestens 50 Prozent extra Energie.

In der Serie ist Ihre Rolle knapp einem Gifttod entgangen. Wäre das nicht die Gelegenheit gewesen, den Serientod zu sterben und die Schauspielerei an den Nagel zu hängen?

Das war natürlich die Befürchtung, auch von einigen Followern bei Social Media, die meinten: „Oh nein, jetzt steigst du wegen der Musik aus.“ Und ich durfte ja nicht darauf eingehen, weil ich nicht spoilern darf. Aber das steht aktuell auch überhaupt nicht zur Debatte. Ich bin dieser Firma und allen Leuten so dankbar. Da würde ich mir ja ins eigene Knie schießen, wenn ich jetzt sagen würde: Ach, jetzt mache ich erst einmal Musik, Ciao Kakao.

Immerhin Sind Sie schon seit 2010 Teil der Serie …

Es ist gerade keine Option. Es sei denn, ich merke, es macht mir keinen Spaß mehr oder ich kann es nicht mehr mit der Leidenschaft machen, mit der ich es machen möchte. Wenn ich dem nicht mehr gerecht werden würde, dann würde ich mich verabschieden. Das würde dann aber nicht mit der Musik zusammenhängen. GZSZ soll nicht darunter leiden, dass ich Musik mache. Wäre es so, dann hätte ich einen Fehler gemacht.

Haben Sie Sorge, dass die Leute wegen Lilly zu Ihren Konzerten kommen und nicht wegen Iris?

Was heißt Sorge … Ich fühle mich so oder so geehrt, dass die Leute Bock haben zu sehen, wie ich sonst bin. Ich hätte ansonsten gar keine Plattform gehabt, um mich den Leuten auch noch mal auf einer anderen Ebene zu zeigen, weil es im Zweifelsfall niemanden interessiert hätte. Durch die Musik kann ich unterschiedliche Facetten von mir aufbauen und präsentieren. Insofern bin ich total happy über die Leute, die auch GZSZ feiern. Ich würde da keinen Unterschied machen zwischen den Leuten, die deswegen kommen oder wirklich nur wegen der Musik.

Wie ist es denn für Sie, bald auf der Livebühne zu stehen und nicht vor einer Kamera?

Ich habe als Kind kleine Rollen in Musicals gespielt. Und da hatte ich immer unfassbares Lampenfieber, so dass ich dachte, ich übergebe mich gleich oder meine Stimme ist weg. Deswegen habe ich auch damals gesagt, ich mache das nicht mehr. Vor der Kamera fühle ich mich wohler, das löst in mir ein ganz anderes Gefühl aus. Wenn ich dann aber auf der Bühne war und ich den ersten Satz gesprochen habe, war das Lampenfieber wie weggeblasen. Ich weiß also, wenn ich erstmal diesen Schritt getan habe, bin ich der glücklichste kleine Mensch auf der Welt.

Sie sind nicht die erste GZSZ-Kollegin, die es auch abseits der Kamera versucht. Woher kommt dieser Reiz, auch die Livebühne erobern zu wollen?

Ich für meinen Teil habe so viel Freude daran zu singen und Musik zu machen. Ich denke, wenn die Leute schon interessiert, was meine Morgenroutine ist oder wie ich meinen Urlaub verbringe, vielleicht haben sie dann auch ein Interesse daran, was ich privat schreibe oder welche Themen mich noch beschäftigen.

Haben Sie sich mit Album und kleiner Tour jetzt Ihren ultimativen Traum erfüllt?

Auf jeden Fall einen der größten, definitiv. Ich glaube aber, es wäre schade zu sagen, dass ich jetzt keine Träume mehr habe. Wenn man aus der Perspektive meiner Kindheit schaut, dann war das tatsächlich mein größter Traum und ja, der erfüllt sich gerade. Mir geht es nicht um die großen Bühnen, sondern darum, dass ich damit einfach rausgehen kann. Mein Wunsch ist jetzt, dass ich eine kleine Daseinsberechtigung als Musikerin habe.

Iris Mareike Steen - Grau wird bunt, 25.3., 20 Uhr, FZW, Ritterstr. 20, Dortmund. Tickets für ca. 30€ gibt’s hier .