Düsseldorf. Die 80er-Jahre sind wieder voll angesagt. Moderator Peter Illmann weiß, warum – und bittet in Düsseldorf bald Stars von einst auf die Bühne.

Alphaville, Sandra, Samantha Fox, Marc Almond, Nik Kershaw und diverse weitere Popstars der 80er-Jahre sorgen im Düsseldorfer Stadion Mitte Januar für einen Retro-Trip vor Riesenkulisse. Durchs Programm führt dabei einer, der das musikalische Personal jener Ära wie kaum ein zweiter kennt: Peter Illmann (63) war ab 1983 Moderator der Kultsendung ­„Formel Eins“, bevor er zum ZDF wechselte und dort weitere Musikshows wie etwa „P.I.T. – Peter Illmann Treff“ übernahm. Als 80er-Experte moderiert der ­gebürtige Dortmunder heute noch regelmäßig im Radio (u.a. WDR 4) und veröffentlichte seine Erinnerungen im vergangenen Jahr in Buchform („Kult war nicht geplant“). Einige davon teilte er nun auch im Interview mit Stefan Moutty.

Für die Show „Die 80er Live“ sind schon rund 30.000 Karten verkauft. Wieso sind die 80er-Jahre momentan so beliebt?

Peter Illmann: Zum einen ist es die Musik der 80er, die gerade zum Beispiel auch von Menschen um die 20, 30 entdeckt wird. Sie ist oft interessanter als vieles, was man heute hört. Das liegt sicherlich an solchen Künstlern wie Peter Gabriel, Michael Jackson oder Prince. Solche Typen fehlen heute ein bisschen und die Leute sehnen sich danach.

Wessen Musik haben Sie selbst denn damals am liebsten gehört?

Ich mag natürlich schon die elektronischen Sachen wie Depeche Mode und was da so alles kam. Aber Michael Jackson bleibt für mich trotz allem der Jahrhundertkünstler, so einen wird es auch so schnell nicht noch mal geben. Und David Bowie, der ja schon aus den Siebzigern kommt, ist auch einer der Künstler, die ich sehr mag.

„Wir haben damals eigentlich immer gedacht, es wird alles besser“

Was lieben die Menschen neben der Musik an den 80ern?

Es ist natürlich nicht so, dass die 80er ein glorreiches Jahrzehnt waren. Da sind viele Dinge passiert, die nicht schön waren, es gab Krisen, die Atomangst und was weiß ich ­alles. Aber das Gute an den 80ern war, finde ich, dass es ein Zeitalter des Aufbruchs war. Wir haben damals eigentlich immer gedacht, es wird alles besser – die Welt wird friedlicher, die Welt wird wohlhabender und die Toleranz wird größer. Das ist heute ja nicht unbedingt der Fall. Insofern sehnen sich sicher viele nach dem Lebensgefühl dieser Zeit.

Modisch erleben die 80er derzeit eine Renaissance. Haben Sie noch ein Lieblingsteil von damals?

Ja, meine Jeansjacke, die ein Freund von mir damals mit Airbrush verziert hat. Ich habe sie allerdings ein bisschen ändern lassen, weil sie wahnsinnig weit war. Ich weiß selbst nicht mehr, ob man das damals so getragen hat. Ich hatte auch eine wunderschöne rote Lederjacke, die extra angefertigt wurde und genauso aussah wie die von Michael Jackson. Darauf war ich wahnsinnig stolz. Aber irgendwann hatte ich eine Phase, in der ich meinte, alles muss weg. Ich habe sie weggegeben und heute ärgere ich mich darüber.

Fotos von damals konservieren auch so manche Modesünde. Welche war Ihre?

(lacht) Vielleicht meine Locken, meine Dauerwelle – wenn man da von Sünde sprechen will. Ich fand es damals gut und stehe immer noch dazu. Sie ist aber modisch aus heutiger Sicht natürlich ein bisschen grenzwertig …

„Eigentlich sollte hier ein Dackel sitzen ...“

Im April 1983 lief die erste Folge von „Formel Eins“. Können Sie sich noch daran erinnern?

Ja, sicher. Ich war mega aufgeregt, weil da auch Zuschauer in der Halle waren. Wir haben zwar nicht live gesendet, aber ich war da schon ziemlich, ziemlich aufgeregt. Das merkt man ja auch an der ersten Moderation, die bei Rückblicken immer wieder gerne gezeigt wird – worüber ich gar nicht so glücklich bin ...

Ihre ersten Worte waren: „Eigentlich sollte hier ein Dackel sitzen, aber der Produktion war die Hundesteuer zu teuer und da haben sie mich genommen.“ War der Gag von Ihnen?

Ja, aber im Nachhinein habe ich gedacht, da hätte ich auch was anderes sagen können. Aber die Moderationen habe ich mir alle selbst überlegt – meistens kurz vor der Aufzeichnung.

Gleich in der ersten Sendung trafen im Programm Hoffmann und Hoffmann auf Wham! und Whitesnake. Wie konnte das funktionieren?

Das war eben das Prinzip der Sendung. Wir haben jeden Song gezeigt, der in die Top 75 kam, egal, was es war. Wir hatten später sogar die Wildecker Herzbuben mit „Herzilein“. Wir wollten einfach die deutschen Charts abbilden, und da wurde auch nicht ausgesiebt.

Aus Dortmund in die Welt gesendet

Ab 1986 haben Sie „Peter’s Pop Show“ moderiert, eine große Show die in der Dortmunder Westfalenhalle aufgezeichnet wurde. Das war für Sie auch eine Rückkehr ins Revier ...

Ja, das war toll. Als ich als kleiner Junge das Sechstagerennen in der Dortmunder Westfalenhalle gesehen habe oder später dann Pink Floyd mit „The Wall“, hätte ich mir natürlich nie träumen lassen, dass ich mal auf dieser Bühne stehen würde. Wenn auch nicht zum Singen, sondern zum Moderieren.

„Peter’s Pop Show“ ist in über 20 Länder ausgestrahlt worden. Haben Sie auch internationale Fanpost bekommen?

Sehr viel sogar, vor allem aus Osteuropa und Russland. Kommt sogar heute noch ... also im Moment weniger. Das war damals für die Menschen dort ein Tor zur großen westlichen Musikwelt, deshalb gab’s dort so viele Fans.

Sie haben quasi alle wichtigen Stars der 80er anmoderiert. Welcher war der größte, den sie getroffen haben?

David Bowie mal von Angesicht zu Angesicht im relativ privaten Raum zu treffen, war für mich ein großes Erlebnis. Das gilt auch für Janet Jackson, die wie ihr Bruder Michael damals ein großer Star war. Überhaupt mal jemand von den Jacksons zu sehen, das fand ich schon sehr interessant.

Verpasste Gelegenheiten mit Madonna und Whitney Houston

Heute macht man Selfies, die gab’s früher noch nicht. Haben Sie andere Erinnerungsstücke von damals?

Sehr wenig, weil ich mich damals nicht darum gekümmert habe. Heute ärgere ich mich ein bisschen. Als Madonna zum ersten Mal im deutschen Fernsehen war oder Whitney Houston, deren erster TV-Auftritt in Deutschland in meiner Sendung war. Davon hätte ich heute schon gern ein Autogramm. Aber ich habe nie danach gefragt, weil ich dachte, dass die das bestimmt nervt.

Mit manchen Stars gibt’s bald ein Wiedersehen. Auf wen freuen Sie sich bei „Die 80er live“ am meisten?

Ich freue mich, dass Holly Johnson dabei ist. Er hat eine sehr, sehr schwere Zeit hinter sich und viele haben ihn schon fast totgesagt. Dass er jetzt noch mal auf die Bühne kommt und singt, das finde ich schon eine sehr tolle Sache.

Sie sind als junger Mensch von Dortmund nach München gegangen. Wie kam’s dazu?

Ich wollte einen Tapetenwechsel, und zwar einen radikalen. Nicht nur in eine nächstgrößere Stadt wie Köln oder Düsseldorf, sondern dann gleich mal ganz woanders hin. Den Zivildienst in München zu machen, war eine gute Gelegenheit. Ich wollte anderthalb Jahre dort bleiben und dann vielleicht wieder zurückgehen. Aber dann hat sich mit meiner Arbeit beim Bayerischen Rundfunk alles anders entwickelt.

Mit Jahrgang ’59 sind Sie selbst kein Kind der 80er, sondern der 70er. Wer waren denn Ihre Stars als Teenager?

Ich habe am Anfang tatsächlich gerne Udo Jürgens gehört. Und habe ihm auch die Treue gehalten, weil er für mich einer der ganz, ganz Großen in Deutschland war. Rock kam für mich erst später – als ich mir „School’s Out“ von Alice Cooper gekauft habe. Aber der ganz große Rocker war ich eigentlich nie.

Die 80er Live, 14.1., 16 Uhr, Düsseldorf (Merkur Spiel-Arena). Karten ab ca. 25 €. Info: 80er-live.de