Essen. Herbert Grönemeyer schürt mit der Single „Deine Hand“ die Vorfreude auf seine anstehende Tour im Sommer. Erste Konzerte sind schon ausverkauft.
Dass es mal eine Zeit gab, in der eine Herbert-Grönemeyer-Single nicht frenetisch gefeiert wurde, ist kaum noch vorstellbar. Dabei war es ganz genau so. Zu Beginn seiner musikalischen Laufbahn wollte niemand etwas von dem irgendwie komisch klingenden Bochumer mit der Knödelstimme wissen.
Das war vor „4630 Bochum“, das war vor „Ö“ und vor allem war es vor „Mensch“. Ersteres bescherte dem Musiker, der bis dahin mehr als Schauspieler denn als Musiker von sich Reden machte – man erinnere sich an „Das Boot“ von ’81 –, eine verlässliche Routine: Jedes Album seit der „Bochum“-Veröffentlichung 1984 landete auf Platz eins der Charts.
Herbert Grönemeyer mit neuem Album auf Tour
Das dürfte auch für den neuesten Streich des 66-Jährigen gelten: „Das ist los“, das erste Studioalbum seit dann fünf Jahren („Tumult“, 2018) soll am 24. März ’23 erscheinen. Dabei ist das Werk noch gar nicht fertig, wie der Meister am Montag auf seiner Instagramseite noch verkündete. Zwei Lieder müsse er noch singen, er sei „so auf den letzten 350 Metern. Die wird aber gut, es wird eine schöne Platte“, erklärt er weiter.
Einen Vorgeschmack gab Grönemeyer erst kürzlich, die Weltpremiere seiner aktuellen Single „Deine Hand“ spielte er bei der kontrovers diskutierten „Wetten dass..?“-Ausstrahlung Mitte November – soviel sei gesagt: An der Musik hatten kritische Stimmen nichts auszusetzen – wie auch, wenn Deutschlands Volkssänger Nummer eins zum Mikro greift.
Politisch unterwegs mit „Deine Hand“
Grönemeyer jedenfalls setzt damit schon eine Art Tradition fort. Seinen Debüt-Hit „Männer“ zum Beispiel kündigt schon Frank Elstner 1984 an. „Der Weg“ berührte 2002 das gesamte Publikum in der Düsseldorfer Messehalle. Und auch die neueste Single-Auskopplung begeisterte die Zuschauer, steigert die Vorfreude aufs neue Album.
Das, so kündigt „Deine Hand“ an, dürfte wieder Grönemeyers politische Seite zum Ausdruck bringen. Pandemie, Krieg und Klimakatastrophe verpackt die Musik-Ikone in herzerwärmende Zeilen. „Deine Hand gibt mir den Halt, den ich so dringend brauch’, um nicht zu brechen, halt’ sie fest.“
Absage der Jubiläumstour
Die Coronakrise hatte dem Interpreten persönlich zu schaffen gemacht. „Ich glaube, dass wir sehr isoliert waren in den letzten Jahren. Dass wir das Gefühl hatten, dass wir sehr auf uns allein gestellt sind. Auch durch das Virus, was uns alle natürlich sehr vereinsamt hat“, erklärte Grönemeyer gegenüber der dpa. Ihn selbst und auch seine Crew hatte es kurz vor dem Tourauftakt seiner Jubiläumsshows zu „20 Jahre Mensch“ in diesem Jahr erwischt.
Die Feierlichkeiten zum runden Geburtstag seines Erfolgsalbums wurden abgesagt. „Bis zur letzten Minute haben wir gehofft, dass sich das Virus doch noch auf wundersame Weise schnell verzieht“, schrieb er in einem offenen Brief auf Instagram an seine Fans. „Leider umsonst.“ Es sei ein Super-GAU. „Wir sind komplett konsterniert.“
„Mensch“: erfolgreicher als „Thriller“
Künstler und Fans schmerzte die Absage gleichermaßen, gerade weil „Mensch“, das trauerbehaftete Comeback-Album 2002, selbst Grönemeyer-Kritiker nicht unberührt ließ und lässt. Mit „Der Weg“ und der titelgebenden Single „Mensch“ meldete sich der Sänger nach dem tragischen Verlust von seiner Frau und seinem Bruder innerhalb weniger Tage 1998 musikalisch zurück. Es wurde zum erfolgreichsten deutschen Album, stellte damals sogar Michael Jacksons „Thriller“ in den Schatten und steht noch heute auf Platz zwei der meistverkauften Alben in Deutschland.
Ausweichmöglichkeiten für die Jubiläumstournee gab es nicht, allerdings folgte auf die Absage eine neue Ankündigung: Die „Das ist los Tour 2023“ bringt den Hymnenschreiber ab Mai auch nach Dortmund, Köln und Gelsenkirchen. Nach der coronabedingten Durststrecke sind die Konzerte in der Westfalenhalle und der Lanxess Arena bereits ausverkauft – wer Grönemeyer live erleben möchte, muss nach Schalke reisen.
Setlist aus alten und neuen Liedern
Gefeiert wird dann allerdings vor allem das neueste Werk des Sängers, Lieder vom diesjährigen Jubiläumsalbum werden aber sicher trotzdem einen Platz finden. So oder so – die Setlist wird sicher frenetisch gefeiert.
Herbert Grönemeyer – Das ist los 2023, 19.5. Dortmund + 27.5. Köln (ausverkauft), 9.6. Gelsenkirchen (Veltins Arena). Tickets ab ca. 50 €.