Essen. Joey Kelly geht mit der Familie auf „Christmas Tour“. Dabei mag er privat lieber Hardrock und singt auf dem neuen Album ein Anti-Weihnachts-Lied.

Weihnachten kann kommen, die Kelly Family ist jedenfalls bereit: In der vergangenen Woche erschien mit „Christmas Party“ das neue Album zum Fest, und am kommenden Freitag startet eine Abordnung der musikalischen Familie auf ihre große Weihnachtstournee. Mit dabei: Joey Kelly, der lange Zeit mehr durch sportliche Leistungen denn als Musiker von sich reden machte. Im Interview mit Stefan Moutty erzählt der (noch) 49-Jährige, warum er zwischenzeitlich keine Musik gemacht hat – und wie es ist, im Kelly-Bus mit 60 km/h über die Autobahn zu schleichen.

Lassen Sie uns über Weihnachten reden. Erinnern Sie sich noch, wie es war, als Sie von Ihren Eltern Geschenke bekommen haben?

Joey Kelly: Ja, wir wurden aber nur bis zu einem gewissen Alter beschenkt. Weil sich meine Eltern das nicht wirklich leisten konnten. Ich weiß noch, dass ich mit acht Jahren ein Fahrrad geschenkt bekam, gemeinsam mit meinem Bruder. Es war ein gebrauchtes Fahrrad für uns beide, und das war okay.

Gibt es heute noch ein großes Kelly-Family-Fest?

Nein, schon lange nicht mehr. Wir spielen in diesem Jahr Konzerte bis zum 23.12. und dann ab dem 26.12. wieder. Feiern werde ich Weihnachten mit meinen Schwiegereltern und meiner eigenen Familie. Und ich sehe ja meine Geschwister bis zum 23. und ab dem 26. – das ist okay.

Die Familie entscheidet demokratisch

Zum neuen Album haben Sie den rockigen Anti-Weihnachts-Song „No More Christmas“ beigesteuert. Mögen Sie Weihnachten gar nicht?

Doch, eigentlich schon. Aber ich habe mir gesagt, ich schreibe mal einen Song gegen Weihnachten. Damit erhöhe ich die Chancen, dass der Song aufs Album kommt. Es gibt so viele Songs für Weihnachten und so gut wie keinen gegen Weihnachten. Natürlich darf man den Song nicht so ernst nehmen, das Ganze ist ja eigentlich nur ein Witz. Aber ich bin gespannt, wie der Song live ankommt, er ist Teil des Programms. Unsere Fans wissen, dass Songs, die ich solo singe, immer etwas rockiger sind. Weil ich persönlich eben auch am liebsten Hardrock und Heavy Metal höre.

Wie wurden die 16 Stücke des Albums ausgewählt?

Jeder von uns hat unterschiedlich viele Songs geschrieben. Bei mir waren’s zwei, einer ist rausgeflogen und „No More Christmas“ wurde genommen. Patricia zum Beispiel hat aber bestimmt zehn Songs geschrieben, von Jimmy kam auch eine Handvoll. Es gibt also eine große Auswahl, und dann wird ganz demokratisch abgestimmt.

Joeys Kinder gehen mit auf Tour

Es heißt, bei einigen Shows der Tournee sind Ihre Kinder mit dabei. Kommen alle vier mit?

Nein, nur zwei. Luke und Lilly, er ist 22 und sie ist 16. Bei der letzten Tournee waren sie auch schon mit. Sie sind aber nur bei den Shows am Wochenende mit auf der Bühne. Und zum Beispiel in Oberhausen und Köln – weil es nicht so weit weg ist von zuhause.

Sind Sie denn auf der Tour wieder mit Ihrem Doppeldeckerbus unterwegs, den Sie kürzlich restauriert haben?

Der Bus wird zu einigen Städte kommen. Aber er ist nicht überall dabei.

Wie war es früher für Sie, mit dem Bus zu reisen?

Für mich war es sehr schön, als mein Vater noch gelebt hat und den Bus gefahren hat. Er konnte ihn gut fahren, das ist nämlich nicht einfach. Diese Busse fahren nur so 60 bis 65 km/h und sind sehr schwer zu lenken, weil sie keine Servolenkung haben. Ich kann mich noch an das Geräusch erinnern, wenn bei Regen die Tropfen auf das Blechdach gefallen sind. Das fand ich immer besonders schön.

Mit 60 auf der Autobahn

War es nicht anstrengend mit einem Bus zu reisen, der so langsam ist?

Das war es auch. Später haben mein Bruder Johnny und ich die Busse gefahren, da waren wir immer mit zweien unterwegs. Ich habe in den einen später ein Fünf-Gang-Getriebe eingebaut – dann fuhr er nicht mehr nur 60, sondern 70.

Naja …

Das ist aber schon ein Unterschied. Wenn du mit 60 auf der Autobahn unterwegs bis, wollen dich die LKW-Fahrer umbringen. Mit 70 hassen sie dich nur. (lacht)

Von der Musik hatten Sie sich zwischenzeitlich entfernt. Wie haben Sie wieder zu ihr zurückgefunden?

Alleine hatte ich keine Ambitionen Musik zu machen, aber in der Gruppe schon. Ich habe gesagt, wir müssen wieder auf Tour gehen und meinen Bruder Angelo angesprochen. Er versteht sich gut mit manchen unserer Geschwister, ich verstehe mich gut mit den anderen. So hat sich dann eine Gruppe gefunden und 2017 sind wir wieder aufgetreten – der erste Termin war der 19. Mai in Dortmund. Und jetzt geht’s wieder auf Tour.

Der 50. Geburtstag wird nicht gefeiert

Sie feiern am 20.12. Ihren 50. Geburtstag. Planen Sie eine Party im Tourbus – oder feiern Sie hinterher?

Beides habe ich nicht vor. Ich feiere meinen Geburtstag nicht, das hab ich noch nie gerne gemacht. Ich hab mir überlegt, vielleicht gehe ich zur Feier des Tages einfach 50 Kilometer laufen.

Wie sieht denn aktuell Ihr sportliches Pensum aus?

Ich mache nicht mehr so viel wie früher. Im Frühling war ich ein bisschen verletzt und hatte pausiert. Jetzt bin ich aber wieder im Training, weil ich beim RTL-Spendenmarathon mitlaufe. Im kommenden April will ich dann den Nordpol-Marathon laufen. Eigentlich wollte ich das schon letztes und vorletztes Jahr machen, aber er wurde abgesagt. Angemeldet bin ich also bereits.

Sie sind bekannt dafür, sich sportlichen Herausforderungen zu stellen. Welche war die schwierigste?

Da kann ich keine bestimmte nennen. Es gab eine ganze Reihe, bei denen ich an meine Grenze gekommen bin. Das „Race across America“ zum Beispiel, da fährt man mit dem Fahrrad von San Diego nach New York. Da hab ich vier Mal mitgemacht. Ein sehr harter Wüstenlauf führt durch das Tal des Todes in Nevada. Da läuft man Ende Juli 217 Kilometer nonstop, das hab ich zwei Mal gemacht.

Nächsten Jahr geht’s dann zum Nordpol. Gibt es noch weitere Herausforderungen, die Sie angehen wollen?

Ja, München-Venedig, das sind 429 Kilometer. Der Lauf fehlt mir noch in der Liste. Trans-Afrika von Kapstadt nach Kairo oder die Panamericana fände ich auch spannend. Ich hoffe, dass ich noch einige Jahre fit bleibe.

Die Kelly Family auf Tour in der Region:

„Die Mega Christmas Show“: 18.11. Krefeld (Yayla Arena), 10.12. Düsseldorf (PSD Bank Dome), 26.12. Köln (Lanxess Arena), 27.12. Dortmund (Westfalenhalle), 28.12. Oberhausen (Rudolf Weber-Arena). Karten ab ca. 45 € gibt’s hier.