Wesel. Wesel feiert am Wochenende wieder sein Historisches Hansefest – eine Zeitreise in die spätmittelalterliche Blütezeit der Stadt am Niederrhein.
Die Bomben der Alliierten waren im Weltkrieg nicht sehr gnädig mit den steinernen Zeugnissen der Weseler Geschichte. Das macht letztere jedoch nicht weniger spannend, schließlich währt sie bereits über 700 Jahre. Ein wichtiges Kapitel: die Zugehörigkeit der Stadt zur mächtigen Hanse.
Seit über einem Vierteljahrhundert feiert Wesel sein Historisches Hansefest
Früher einmal dachten die meisten bei diesem Stichwort nur an Hamburg, Bremen und Lübeck. Doch der Hanse gehörten einst fast 200 Städte an, auch im Rheinland und in Westfalen. Viele davon entdeckten in den 1980er-Jahren ihre Vergangenheit im berühmten Kaufmanns- und Städtebund neu – auch Wesel, das sich 1983 im Westfälischen Hansebund organisierte. Seit gut einem Vierteljahrhundert wird zudem regelmäßig das Historische Hansefest in der Stadt gefeiert, am kommenden Wochenende ist es wieder soweit.
Eine der größten Städte im Reich
Am Programm stets tatkräftig beteiligt: die Hanse-Gilde Wesel, ein Verein geschichtsinteressierter Bürgerinnen und Bürger, die sich zur Aufgabe gemacht haben, die Historie ihrer Heimatstadt wieder lebendig werden zu lassen. Gilde-Sekretär Ludwig Maritzen ist zudem als Stadtführer aktiv und weiß, wo sich noch heute Spuren der Hansevergangenheit in der Stadt finden lassen: „Zum einen haben wir ja nun wieder das historische Rathaus, das im 15. Jahrhundert im Wesentlichen von den Kaufleuten bezahlt worden ist“, erklärt der 70-Jährige. Auch davon ließen die Bomben im Krieg nichts übrig. Lange gab es Pläne zum Wiederaufbau, 2011 nahmen sie endlich Gestalt an. Seitdem kündet die rekonstruierte Schmuckfassade wieder vom Reichtum der Hansestadt Wesel im Mittelalter und der frühen Neuzeit.
Düsseldorf hatte nur halb so viel Einwohner
„Die Epoche der Hanse war die Blütezeit Wesels“, weiß Ludwig Maritzen. „Als die Stadt 1407 in die Hanse eintrat, hatte Wesel 6000 Einwohner und zählte zu den 200 größten im Reich. Die nächste größere Stadt war Köln mit 44.000 Einwohner – dazwischen war nichts. Dieses Dorf an der Düssel zum Beispiel hatte damals gerade mal die Hälfte der Einwohner von Wesel.“
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Im Berliner Tor – einem Bauwerk aus preußischer Zeit – hat die Gilde in diesem Jahr das Hanseforum eröffnet, eine kleine Ausstellung zur Hansegeschichte Wesels. Rund um das Berliner Tor lädt der Verein am kommenden Wochenende zu einer Zeitreise in ein mittelalterliches Marktgetümmel ein: Verschiedene Händler bieten Obst, Gemüse, Fisch und auch Wein an. Beim Barber kann „Mann“ sich die Haare schneiden oder kleine Wunden behandeln lassen. Und der Münzmeister zeigt und verkauft besondere Münzen. Dazu gibt es auf einer Bühne mittelalterliche Musik mit Minnesang, Sackpeifen & Co.
Spielen wie zu Zeiten der Hanse
Spielerisch kann man die alte Zeit bei 14 Nachbauten historischer Hansespiele erleben. Bei der „Hängenden Scheibe“, einem Miniaturmodell eines mittelalterlichen Hanse-Krans, gilt es etwa, unterschiedliche Holzklötze mit viel Geschick auf die Holzscheibe zu „verladen“, ohne dass sie runterfallen.
Ein stimmungsvoller Höhepunkt des Historischen Hansefestes ist der mittelalterliche Umzug mit Gauklern, Musikern und Fackelträgern vom Berliner Tor zum Großen Markt. Vor der wiedererstandenen Fassade des Rathauses können sich Besucherinnen und Besucher auch auf eine spektakuläre Feuerjonglage freuen.
Salzwedeler Baumkuchen und Wurst aus Mühlhausen
Der Bereich von der Brückstraße bis zur Kreuz-/ Korbmacherstraße wiederum wird am Wochenende zur Hansemeile. Hier präsentieren sich verschiedenste Hansestädte aus dem In- und Ausland mit ihrem touristischen Angebot und regionalen Produkten. Leckereien wie der Salzwedeler Baumkuchen, die „Heiße Hanseliebe“ oder Wurstspezialitäten aus Mühlhausen versprechen einen genussreichen Rundgang.
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Aber auch zahlreiche Hansestädte aus der Region sind hier mit ihren Ständen für drei Tage vertreten – von Arnsberg und Brilon im Sauerland über Hattingen und Dorsten bis hin zu niederrheinischen Nachbarn wie Dinslaken, Kalkar und Emmerich. Wie gesagt – Hansestädte gab und gibt es eben längst nicht nur an Nord- und Ostsee.
Historisches Hansefest Wesel, 28.-30.10., Fr 14-18 Uhr, Sa 10-19 Uhr, So 11-18 Uhr (verkaufsoffen 13-18 Uhr), Innenstadt. Eintritt frei. Infos zum Programm auf www.wesel-tourismus.de