Essen. Den „Happy Pizza Song“ würde Mary Roos heute nicht mehr singen. Wieso Sie sich nun aber wieder von Wolfgang Trepper beschimpfen lassen muss.

Eigentlich hat sie vor drei Jahren ja ihre Karriere beendet, aber so ganz kann Mary Roos doch nicht von der Bühne lassen – auch wenn sie sich die nun wieder mit Wolfgang Trepper teilt. Als kongeniales Duo präsentieren die 73-Jährige und der Duisburger Kabarettist aktuell den zweiten Teil ihres Erfolgsprogramms „Nutten, Koks und frische Erdbeeren“ – noch forscher betitelt: „Mehr Nutten, mehr Koks – scheiß auf die Erdbeeren“. Darin nimmt Trepper einmal mehr den Schlager und dessen Vertreterin an seiner Seite aufs Korn. Am 18.10. erscheint zudem Mary Roos’ Autobiographie „Aufrecht geh’n – Mein liederliches Leben“ (Rowohlt). Im Gespräch mit Stefan Moutty erinnerte sich die Schlagerikone u.a. an Heinz Schenk und die Muppets.

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Sie gehen mit Wolfgang Trepper in die zweite Runde. Müssen die Mary-Roos-Fans befürchten, dass Ihr Idol wieder unflätig beschimpft wird?

Mary Roos: Das müssen sie (lacht). Das bleibt natürlich das Thema dieser Satire. Ich war erst ein bisschen skeptisch, einen zweiten Teil des Programms zu machen und dachte, ,Ah, so ein Aufguss, das muss nicht unbedingt gut sein.‘ Aber das Publikum versichert mir, dass der zweite Teil mindestens genauso gut ist.

Wussten Sie denn vor der Premiere des zweiten Teils schon, was Sie an neuen Schmähungen erwartet?

Nein, Wolfgang verrät ja nichts. Er sagt nur, ,Such dir die Musik aus, dann gucken wir mal!‘ Na ja, ich hab es gemacht und es funktioniert gut.

Als Wolfgang Trepper über die Stränge schlug

Sind Sie bei einer von Treppers Ausfällen auch mal innerlich zusammengezuckt?

Ja, einmal hat er über die Stränge geschlagen. Da habe ich zu ihm gesagt, wenn er das noch einmal sagt, dann komme ich einfach nicht raus. Das hat er mir dann auch geglaubt und es nie wiederholt. Ich sage jetzt nicht, was es war, aber es war definitiv einfach ein bisschen drüber. Und ich habe schon einen schwarzen Humor! Aber der Mann ist ja auch so frech, der fragt ja auch die Zuschauer in der Pause, wie viel gegangen sind im ersten Teil.

Ist das vorgekommen?

Ja, die haben sich gefragt, ,Was ist das denn für ein Idiot, was redet der da?‘ Das waren halt eingeschworene Mary-Roos-Fans. (lacht) Aber Wolfgang hat‘s gefallen!

Wie kam es eigentlich zum gemeinsamen Programm?

Ich habe Wolfgang am Timmendorfer Strand kennengelernt, da hatten wir einen Auftritt und es waren auch nur 20 Leute da. Es war November und wahrscheinlich zu kalt für die Leute. Mir hat es jedenfalls super gefallen. Als ich ihn 14 Tage später beim „Fernsehgarten“ nochmal traf, habe ich ihn gefragt, ob er sich vorstellen kann, mit mir auf einer Bühne zu stehen. Und da hat er sofort ,Ja‘ gesagt.

Eingespieltes Team: Mary Roos mit Wolfgang Trepper beim Auftritt im August 2021 beim Strandkorb-Festival am Kemnader See in Witten.
Eingespieltes Team: Mary Roos mit Wolfgang Trepper beim Auftritt im August 2021 beim Strandkorb-Festival am Kemnader See in Witten. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

„Die Helene Fischer aus der Bronzezeit“

Wie ist das Programm entstanden?

Zwei Wochen vor der Premiere habe ich zu ihm gesagt, ,Herr Trepper, ich habe überhaupt noch kein Drehbuch. Ich weiß ja gar nicht, was da passiert. Daraufhin hat er mir ein DIN-A4-Blatt geschickt, darauf stand: ,Trepper sagt, Trepper meint, Trepper geht ab‘. Ich fragte ihn: ,Und was macht Frau Roos?‘ Da sagt er nur: ,Das ist ihr Problem.‘ (lacht) Angesagt hat er mich bei der Premiere dann mit: ,Meine Damen und Herren, jetzt kommt die Helene Fischer aus der Bronzezeit.‘

Der Titel des Programms ist ein scherzhafter Ausspruch von Heino dazu, was er in seiner Bühnengarderobe vorzufinden wünscht. Was war denn Ihr ausgefallenster Wunsch?

Ich bin da sehr unprätentiös. Ich habe immer nur einen Schlüssel von der Garderobe verlangt. Es gibt ja viele Kollegen und Kolleginnen mit speziellen Wünschen. Die ganze Garderobe muss mit weißem Stoff ausgeschlagen sein, und ein bestimmtes Wasser muss es geben. Sowas war mir nie wichtig. Ein Spiegel und ein Schlüssel haben mir immer gereicht.

Sie waren schon im zarten Alter von neun Jahren mehrere Wochen auf Tournee. Haben Sie denn kein Heimweh gehabt?

Nein, meine Mutter war dabei und eine Lehrerin. Das hat ja gereicht.

Sie waren u.a. mit Peter Kraus und Ted Herold auf Tour. Wen fanden Sie denn damals besser?

Sie waren ganz unterschiedlich. Für mich war Peter natürlich der Rocker, und er sah ja blendend aus. Auch heute noch! Ted Herold war ein bisschen sanfter, privat. Ihn habe ich nie auf der Bühne gesehen, ganz verrückt. Aber den Hüftschwung hat er auch drauf gehabt.

Besuch in der Muppet-Show

Sie sind als einzige Deutsche in der Muppet-Show aufgetreten. Wie war es bei Kermit & Co.?

Das war sehr lustig. Da war so eine Bühne aufgebaut, und die Puppen haben sich ganz normal unterhalten. Da sagte der eine zu dem anderen ,Hallo, wie war es denn gestern Abend? Du warst doch auf der Party.‘ Und der hat ganz normal geantwortet. Die Puppenspieler haben immer über ihre Puppen kommuniziert, auch wenn die Kamera nicht lief.

Sie waren früher auch in allen bekannten Fernsehsendungen des deutschen Fernsehens zu sehen. Wo waren Sie am liebsten zu Gast?

Ich war gerne bei Kulenkampff, den fand ich auch so als Persönlichkeit toll. Genau wie Frankenfeld, das waren so die ersten großen Familiensendungen. Und wenn ich dorthin kam, dann war das immer eine Ehre. Das gilt natürlich auch für den „Blauen Bock“ mit Heinz Schenk und später für Gottschalk.

Haben Sie Ihren Bembel noch?

Na klar, ich habe mehrere Bembel. Ich glaube vier oder fünf Stück.

Sie haben viele zeitlose Klassiker gesungen. Aber welches war wohl das schlechteste Lied Ihrer Karriere? Vielleicht der ,Happy Pizza Song‘?

Stimmt, der gehört auch dazu (lacht). Dann hab’ ich zwei. Ich dachte, ich hätte nur eins, das ich wirklich grässlich finde. Es heißt ,Alles rutscht mir aus den Händen‘. Da kriege ich Pickel auf der Haut, wenn ich daran denke. Das war ein ganz schreckliches Lied. Aber ich war jung und brauchte das Geld.

>>> „Mehr Nutten, mehr Koks, scheiß auf die Erdbeeren“ die Termine:

22.11. Essen (Lichtburg), 29.11. Wuppertal (Stadthalle), 30.11. Dortmund (Westfalenhalle 2), 2.3. Krefeld (Seidenweberhaus), 7.3. Düsseldorf (Capitol), 8.3. Recklinghausen (Ruhrfestspielhaus), 9.+10.3. Duisburg (Mercatorhalle). Karten (teilweise nur Restplätze) gibt’s ab ca. 40-50 € hier.