Essen. Özcan Coşar war Kellner, Zahnarzthelfer, Zeitungsbote und mehr. Nun gehört er den beliebtesten Komikern des Landes und tourt durch die Region.

Es gibt ganze Bücher, die sich mit der Funktionsweise der Sozialen Medien befassen. Wie eigene Beiträge die Fans am besten erreichen können, welche Sprache man dort nutzen soll und wie man gefälschte Nutzerprofile von ihren Originalen unterscheiden kann.

Letzteres brachte Özcan Coşar auf der Plattform „Twitter“ kürzlich zur Verzweiflung. Dort verifiziert ein blauer Haken hinter dem Profilnamen den „echten“ Nutzer – nach ausgiebiger Prüfung verschiedener Daten.

Özcan Coşar: Nicht „bemerkenswert“ genug für Twitter

Das klappte bislang bei Hunderttausenden Konten von Prominenten, nur nicht beim Komiker aus Stuttgart. „Dieser Account wird zu diesem Zeitpunkt nicht verifiziert, weil der angegebene Nachweis unsere Kriterien für einen bemerkenswerten Account nicht erfüllt“, hieß es auf Anfrage. Worauf Coşar antwortete: „Wow. Danke Twitter. Schöner hätte man es nicht formulieren können, ,keine bemerkenswerte Person’. Ich hoffe, dass ich irgendwann eure Kriterien erfülle.“

Nach Ansicht der deutschen Fans hat der 41-Jährige das längst geschafft. „Bratwurst und Baklava“, sein gemeinsamer Podcast mit Kollege Bastian Bielendorfer, gehörte genreübergreifend zu den beliebtesten des Landes. Und zu den Soloauftritten kommen mittlerweile Tausende. Nun, frisch zurück aus einem dreiwöchigen Thailand-Urlaub, stellt er in großen Traditionsstätten wie der Essener Grugahalle sein aktuelles Programm „Coşar Nostra“ vor.

Özcan Coşar: „Wir sind alle humoristisch kriminell“

Doch keine Bange: Ein Krimineller steckt, dem an die sizilianische Mafia erinnernde Titel zum Trotz, aber nicht in Coşar: „Es ist natürlich nur ein Wortspiel. Aber so gesehen sind wir alle humoristisch kriminell. Wir versuchen ja, Menschen zum Lachen zu bringen, auch die, die sich vehement dagegen wehren. Und ich hoffe immer, dass wir das für jeden Menschen auf der Erde erreichen.“

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Im Programm will Coşar, dessen Eltern in den 70er-Jahren aus der Schwarzmeerregion nach Schwaben auswanderten, die „Formel des Lachens finden.“ Wie er das anstellen will? „Mit Geschichten aus meinem Leben“, sagt er. Von diesen kann der Vater zweier Kinder so einige erzählen, schließlich ist in etwas mehr als 41 Jahren viel passiert. Vor Beginn der Komiker-Karriere arbeitete er als Operator für Laserdruck, Zeitungsbote und Kellner, absolvierte zudem Ausbildungen zum Zahnarzthelfer und Sportlehrer. Bereuen tut er nichts: „Ich durfte ein breites Spektrum von Menschen kennenlernen, wollte das aber auch bewusst. Ich konnte nie vier, fünf Jahre das Gleiche machen. Manche Jobs waren auch aus Verzweiflung, aber am Ende ist das alles Inspiration.“

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Eine besonders große Leidenschaft Coşars ist und bleibt aber Breakdance. Mit der Tanzkunst begann er im zarten Alter von zwölf Jahren, mit 14 trat er der Gruppe United B-Boys bei. 2000 der Karriere-Höhepunkt: Bei den deutschen Breakdance-Meisterschaften in Hamm holte sich Coşar den Titel. Die Inspiration kam durch Bruce Lees Film „Karate Tiger“: „In einem Club war da ein Schwarzer, der Breakdance machte. Und ich dachte nur: Oh mein Gott, was ist das? Was so faszinierend daran ist: Es ist jeden Tag eine Challenge, eine harte Herausforderung, ganz anders als beim Fußball, wo man einfach mal so den Ball 20 Meter wegschießt. Das zu lernen, braucht Monate, wenn nicht Jahre.“

Der Ton macht den Witz

Einige Jahre nach dem Triumph stellte er das regelmäßige Tanzen ein, weil „Papa sagte, dass es doch langsam mal Zeit für eine Ausbildung wäre.“ Gut, auch diese bescherte den jungen Özcan keinen dauerhaften Spaß – den hat er jetzt wieder auf der Bühne. Da würzt er seine Geschichten aus dem Leben auch mal mit einer Prise Ethno-Comedy. Was die heute viel diskutierte politische Korrektheit im Geschäft angeht, gibt er sich entspannt: „Wissen Sie, wenn die Ostfriesen sich mal wehren würden, hätten wir alle die Arschkarte. Denn die haben über Jahrzehnte alles abbekommen. Bei Witzen ist der Ton entscheidend. Wenn Höcke auf einem AfD-Parteitag ein paar Türken-Gags raushaut, ist das was anderes.“

>>> INFO: Özcan Coşar auf Tour

Termine:19.10. Essen (Grugahalle), 21.10. Düsseldorf (Mitsubishi Electric Halle), 8.11. ­Bochum (RuhrCongress), 9.11. Hemer (Grohe Forum), 10.11. Dortmund (Westfalenhalle 2), 11.11. Hamm (Westpress Arena), 12.11. Krefeld (Seidenweberhaus), 8.12. Soest (Stadthalle). Karten ca. 39 €.