Essen. Peter Maffay mischt seit 50 Jahren die Musikbranche auf: als Schlagersänger, Deutschrocker – und neuerdings als Jurymitglied. bei „The Voice“

Fulminat von seinen berühmten Mitstreitern als lebende Legende angekündigt, feierte Peter Maffay am vergangenen Donnerstag wohl die erste Premiere seit Langem: Der Musiker mit einem halben Jahrhundert Bühnenerfahrung zeigte sich im TV als Jurymitglied bei „The Voice of Germany“.

Lange hatte sich der 72-Jährige gegen Engagements in Castingshows gewährt. Jetzt sitzt er doch im roten Stuhl neben Rea Garvey, Stefanie Kloß und Mark Forster und buzzert sich Gesangstalente in sein Team.

Ausgedehnte Jubiläumstour

Und der Sänger mit der Charakterstimme muss es wissen, schließlich schlägt sich Maffay bereits seit rund 50 Jahren durchs Musikbusiness. Das sowie seinen 70. Geburtstag feiert der „So bist du“-Interpret mit einer ausgedehnten Jubiläumstour, die nach seinem aktuellen Album „So Weit“ benannt ist. Und die nun endlich stattfinden kann, bekannte Gründe bringen den Altrocker mit zwei Jahren Verspätung zurück auf die Live-Bühne.

Keine Frage: Maffay hat reichlich Erfahrungen gesammelt und dürfte sich deshalb hervorragend als Coach zukünftiger Talente bestens eignen. Als er 1970 seinen ersten Hit „Du“ ins Mikrofon trällerte, war das markante Muttermal über seiner Oberlippe schon da und das charakteristische rollende „R“ schon in Ansätzen – Tattoos und Lederjacke legte sich der in Rumänien geborene Sänger erst später zu.

Erste Erfolgssingle: „Du“

Auch, dass er einmal einem kleinen grünen Drachen Leben einhaucht und damit seit mittlerweile 40 Jahren Kinderaugen zum Leuchten bringt, dürfte der singende Märchenonkel da noch nicht einmal geahnt haben.

Nach seiner ersten Erfolgssingle wird der 1,68 Meter große Sänger von der Schlagergemeinde verehrt und mit weiteren Spitzenpositionen in einschlägigen Charts belohnt, aber Maffay will sich lösen von den Schmusenummern und seinem wahren Naturell Respekt zollen: dem Deutschrock.

„Steppenwolf“ und „Revanche“

Die erste Platte, die sich dem Herzensgenre des damals 30-Jährigen widmet, ist das achte Studioalbum „Steppenwolf“. Darauf enthalten ist sein bisher letzter Nummer-eins-Hit „So bist du“.

Maffay wird in die Riege der deutschen Rockmusiker zögerlich aufgenommen. Mit dem Nachfolger „Revanche“ verfestigt der einstige Schnulzeninterpret seinen Platz im neuen Milieu.

Ein Drache erwacht zum Leben

Dass er noch immer nicht bei jedem Rockmusik-Enthusiasten ankommt, zeigt sich auf Konzerten der Rolling Stones Anfang der 80er-Jahre. Maffay tritt im Vorprogramm auf – und wird ausgepfiffen und mit faulen Eiern und Tomaten beworfen. Unterkriegen lässt sich der Neurocker allerdings nicht.

Im Gegenteil, neben seiner stetigen Bühnenpräsenz und seinem sozialen Engagement, kreiert er 1983 das Rockmärchen „Tabaluga oder Die Reise Zur Vernunft“ in Form eines Konzeptalbums. Es folgen fünf weitere – ebenso wie ein Musical mit festem Sitz im Oberhausener Stage Metronom Theater (damals TheatrO CentrO) von 1999 bis 2001.

Sechs Millionen verkaufte Tonträger

Damals extra für das Musical entworfen, erinnert die Dachkonstruktion noch heute an einen Drachenkopf. Auch eine Zeichentrickserie, weitere Musical-Produktionen und ein Kinofilm bescheren dem Rockmärchen Aufmerksamkeit – und insgesamt sechs Millionen verkaufte Tonträger.

Aber Maffay ist ab Mitte der 80er nicht nur Märchenonkel, er verkauft Hunderttausende Platten, sammelt Auszeichnungen in Form von Echos und Bambis – und auch das Bundesverdienstkreuz, den World Vision Charity Award, humanitäre Preise aller Art. Denn Maffay nutzt seine Popularität weiterhin, um auf Missstände weltweit aufmerksam zu machen.

Musik für den guten Zweck

Er gründet die Peter-Maffay-Stiftung, die sich benachteiligten, kranken und traumatisierten Kindern annimmt. Sein Album „Begegnung“ von 1998 sollte zur Völkerverständigung beitragen, im neuesten Streich, dem Tabaluga-Lied „Elektrizität“, thematisiert der singende Samariter den Klimawandel – um nur wenige Beispiele zu nennen.

Der kleine grünen Drachen liegt Maffay nach wie vor am Herzen: Den nahenden 40. Geburtstag seiner Märchengestalt (Jubiläumsjahr 2023) feiert der Schöpfer mit einem neuen Album („Die Welt ist wunderbar“), das am 14. Oktober erscheint. Zwei Songs hat Maffay bereits ausgekoppelt – für beide Singles holte sich der Altmeister Unterstützung von Kollegin Stefanie Heinzmann.

Erstes Talent: der 22-jährige Julian

In seinem neuesten Job kümmert sich Peter Maffay ja irgendwie auch um die, die gehört werden wollen. Sein erster Arbeitstag auf dem Jury-Stuhl bei „The Voice“ ging erfolgreich zu Ende. Peter Maffay begrüßt als erstes Julian in seinem Team. Der 22-Jährige singt schon seit seinem fünften Lebensjahr die Lieder des „Ich wollte nie erwachsen sein“-Interpreten, performt eben jenes auf der Bühne mit seinem Idol. Bis er dessen Bühnenerfahrung gesammelt hat, müssen aber noch ein paar Jahrzehnte vergehen.

>>> Info: Peter Maffay & Band - So weit Tour 2022, 25.8. Köln (Lanxess Arena),26.8. Dortmund (Westfalenhalle),4.9. Oberhausen (Rudolf Weber-Arena). Tickets ab 52 €.