Bad Nauheim. Das hessische Bad Nauheim wird wieder zum europäischen Memphis. Star des „European Elvis Festivals“ in der G.I.-Heimat des King ist Peter Kraus.

Bereits zum 45. Mal jährt sich Elvis Presleys Tod am 16. August. Seine geheime Befürchtung, dereinst in Vergessenheit zu geraten, war freilich unbegründet. Jüngst erst breitete ein neuer Film mit Tom Hanks als habgieriger Manager sein Leben in berauschenden Bildern auf der Leinwand aus. Sein Anwesen Graceland ist immer schon ein Pilgerort für die Fans – und das deutsche Bad Nauheim in der hessischen Wetterau-Region wird es mit jedem Jahr mehr.

Erst Alfred Einstein und Sissi, dann Elvis

Alfred Einstein, Sissi, Franklin D. Roosevelt und andere Berühmtheiten suchten einst Erholung in dem Kurbad von Weltruf. Doch an keine erinnert man sich hier mit mehr Hingabe als an den King. Er weilte freilich auch am längsten in Bad Nauheim – fast anderthalb Jahre –, wenngleich nicht freiwillig. Die US-Army stationierte ihn im benachbarten Friedberg, das schicke Jugendstilbad wählte er sich als Wohnort.

Nach seiner Abreise im März 1959 machte man lange kein großes Aufhebens um den Ex-Gast. Doch je länger Elvis tot ist, desto mehr scheint es seinen Anhängern nach Erinnerungsorten zu verlangen. Seit nunmehr 20 Jahren feiert man in Bad Nauheim deshalb das „European Elvis Festival“. Und im letzten Jahr hat man dem Jahrhundert-Idol sogar ein lebensgroßes Denkmal aus Bronze gesetzt – auf Initiative zweier weiblicher Fans, einer davon aus Bochum.

Der King in Ausgehuniform – aus Bronze

Seitdem steht G.I. Presley wieder auf jener kleinen Brücke, auf der er sich vor gut 60 Jahren für den Fotografen ans Geländer lehnte. Das Foto vom King in Ausgehuniform diente als Vorlage, eine derart lebensechte Statue von ihm findet sich weltweit kein zweites Mal. Beim Festival ist ein Selfie mit dem Bronze-Elvis das begehrteste Fotomotiv aller anreisenden Fans.

Der King aus Bronze – so wie er vor über 60 Jahren auf einer Brücke in Bad Nauheim für den Fotografen posierte.
Der King aus Bronze – so wie er vor über 60 Jahren auf einer Brücke in Bad Nauheim für den Fotografen posierte. © Stephan Kill

Denen wird bei der diesjährigen Ausgabe vom 12. bis 14.8. an zwei Festivalzentren freilich noch einiges mehr geboten. Am Hotel Dolce, dem historischen Kurhotel, spielen den ganzen Tag Bands die Musik des King, die beste wird am Sonntag gekürt. Am gesamten Wochenende locken hier zudem ein großer Fan-Markt sowie die Ausstellung „Rock’n’Roll Heaven“ mit Gegenständen aus Elvis’ Besitz. Auf den Spuren des berühmten G.I. kann man bei Führungen durch Bad Nauheim wandeln – vom Hotel Grunewald, aus dem der King wegen seiner jugendlichen Streiche einst rausflog, bis zu dem angemieteten Haus, in dem er seine Priscilla kennenlernte.

Gospelshow am Sonntag

Im musikalischen Hauptprogramm ist einmal mehr der Ire James Brown zu Gast. Als „The King“ sang er einst Songs von Nirvana und Jimi Hendrix mit Elvis-Timbre. In Bad Nauheim präsentiert er am Sonntag ein Gospel-Programm sowie die „American Sound Show“ mit Songs wie „Suspicious Minds“ und „In The Ghetto“.

Top-Act des Festivals ist der „deutsche Elvis“ Peter Kraus, inzwischen auch schon 83 Jahre alt. Am Samstagabend präsentiert er unter freiem Himmel in der Trinkkuranlage des Bads sein Programm „Mit Elvis fing alles an“. Am Sonntag spricht er zudem in einer Talkshow über sein Jugendidol, dem er einst mit Songs wie „Susi Rock“ nacheiferte.

Auch die Nachbarstadt Friedberg bietet Programm

Shows mit Imitator im klassischen 70er-Jahre-Jumpsuit, wie sie etwa bei der zeitgleichen Elvis-Week in Memphis Standard sind, gibt’s im offiziellen Festival-Programm nicht. Abseits davon haben Fans aber die Gelegenheit, in der Las-Vegas-Illusion zu schwelgen. So präsentiert etwa ein niederländischer Veranstalter mit Ciaran Houlihan und Gordon Davis zwei prämierte „Elvis Tribute Artists“ in einem Hotel der Stadt (Info: www.mywaypromotions.nl).

Oder man fährt eben rüber ins benachbarte Friedberg, das ebenfalls „seinen“ Elvis feiert. Hier präsentiert am Samstagabend der deutsche Top-Imitator Rio mit Band seine Show „Elvis on Tour“ in der Stadthalle. Im Rathauspark erklingen ebenfalls am ganzen Wochenende die Songs des King, dazu schwingen etwa die Wonderfrolleins ihre Petticoats. Und wer sehen will, wo Elvis einst Dienst schob, kann an einer Führung durch die „Ray Barracks“ teilnehmen. Die US-Army hat die Kaserne längst verlassen, aber ihr berühmtester Soldat bleibt eben unvergessen.

20. European Elvis Festival, 12.-14.8. Bad Nauheim. Infos: www.bad-nauheim.de;14th Elvis Weekend, 11.-14.8. Friedberg Info: www.elvis-presley-verein-bad-nauheim-friedberg.de