Mülheim. Nach fast vier Jahren Pause kehrt „Castle Rock“, das Mülheimer Traditionsevent für düstere Rockmusik, an seinen angestammten Ort zurück.

Einen runden Geburtstag feiert das „Castle Rock“ in diesem Jahr – endlich, werden die Stammgäste sich denken. Im Gegensatz zu den meisten anderen Festivals konnte das zweitägige Event nämlich schon 2019 nicht regulär stattfinden. Seinerzeit wurde das fast direkt an der Ruhrbrücke gelegene Schloss Broich renoviert, im nahen MüGa-Park gab es eine passend betitelte Ersatzveranstaltung namens „Near Castle“.

In den folgenden zwei Jahren machte die Pandemie fast jegliche Bemühungen von Michael Bohnes und seinem Team zunichte, es gab lediglich kleine Open-Air-Konzerte am Mülheimer Ringlokschuppen unter dem Titel „Unüberhörbar“. „Wir wollten damit zeigen, dass wir überhaupt noch da sind. Es war schön, das was stattgefunden hat, aber die Regularien nahmen doch einiges an Spaß von der Sache weg“, erinnert sich der Veranstalter. Nun jedoch geht das 20. „Castle Rock“ am 1. und 2. Juli über die Bühne.

Viel „Castle Rock“-Historie auf der Bühne

Das Band-Aufgebot liest sich fast wie ein „Best of“ früherer Jahre – das war laut Bohnes auch beabsichtigt: „Der Gedanke war schon, dass das Line-up die Festivalhistorie widerspiegelt. Unter anderem mit Lord Of The Lost, Joachim Witt oder Crematory hatten wir hier schon viele schöne Abende.“ Ausgerechnet der größte Name im Feld war aber noch nicht dabei: Lordi wurden im Mai 2006 europaweit über Nacht zu Stars, als sie mit dem Song „Hard Rock Hallelujah“ den Eurovision Song Contest gewannen. Seitdem veröffentlichen die monströs maskierten Hardrocker um Sänger Tomi „Mr. Lordi“ Putaansuu weiter konstant Platten, zuletzt im Rahmen des Boxsets „Lordiversity“ im vergangenen November gleich gar sieben am Stück. „Ein sehr schöner Coup, der uns da gelungen ist“, sagt Michael Bohnes und freut sich auf die Finnen, die das „Castle Rock“ am Samstag ab 20.30 Uhr beschließen.

Lordi um Frontmann Tomi „Mr. Lordi“ Putaansuu entfachen ein „Hard Rock Hallelujah“.
Lordi um Frontmann Tomi „Mr. Lordi“ Putaansuu entfachen ein „Hard Rock Hallelujah“. © Sony Music

Zumindest ein wenig ESC-Erfahrung sammelte kürzlich ein weiterer Musiker, der mit seiner Hauptband mittlerweile einen durchaus prominenten Status in der Gothic- und Metalszene besitzt. Chris Harms gehörte zu den Songwritern und Instrumentalisten bei Eros Atomus’ Lied „Alive“, das beim deutschen Vorentscheid letztlich gegen Malik Harris’ „Rockstars“ den Kürzeren zog. Erfolg hat Harms allerdings als Sänger von Lord Of The Lost. Das aktuelle Album „Judas“ stieg im vergangenen Juli auf Platz zwei in die deutschen Charts, der Headliner-Auftritt beim „Castle Rock“ am Freitagabend dient quasi als Warmspielen für ein wahres Highlight am Tag darauf. Denn wenn Lordi die Schlossmauern in Mülheim-Broich zum Wackeln bringen, stehen Lord Of The Lost gute 70 Kilometer südlich im Kölner RheinEnergie-Stadion auf der Bühne – als Vorband der legendären Iron Maiden.

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Ähnlich lange wie die britische Metal-Institution ist auch Joachim Witt im Geschäft. 1981 gelang dem 73-Jährigen mit „Goldener Reiter“ der Durchbruch. Von den Neue-Deutsche-Welle-Klängen distanzierte sich der Hamburger aber schon im folgenden Jahrzehnt. Seit der 1998 begonnenen „Bayreuth“-Albumtrilogie fischt Witt musikalisch eindeutig in rammsteinschen Gewässern. Zuletzt erschien im Februar, erneut im Neue-Deutsche-Härte-Musikstil, die LP „Rübezahls Reise“, von der Witt sicher einiges beim „Castle Rock“ vorstellen wird (Samstag, 19 Uhr).

Das Aufgebot ergänzen Gothic-Metal-Veteranen wie Crematory (Freitag, 19.20 Uhr) oder Aeverium (Samstag, 17.40 Uhr) sowie einige jüngere Bands. Beispielsweise die Schweizer Hell Boulevard, gegründet 2014, die sich mit ihrem eher glamrockigen Sound eine kleine, aber feine Fangemeinde erspielt haben. Regelmäßig Teil ihrer Konzerte ist kurioserweise eine Coverversion des Britney-Spears-Hits „Baby One More Time“ – der auch im Schlosshof lautstark mitgesungen werden dürfte (Samstag, 14 Uhr).

Besucherrekord erwartet

Wer sich das nicht entgehen lassen will, aber noch keine Karte besitzt, sollte sich sputen. „Wir werden in diesem Jahr unseren Besucherrekord von 2012 mit 2900 verkauften Tickets einstellen. Ich kann nicht garantieren, dass es an der Tageskasse noch Karten geben wird“, sagt Michael Bohnes. Und freut sich über die Treue seines Publikums: „Wir hatten trotz der Verlegungen kaum zurückgegebene Tickets.“ So wird es 2023 mit dem „Castle Rock“ weitergehen. Erste Bands stehen bereits fest und werden am 1. Juli im Rahmen des Festivals bekanntgegeben – wer vor Ort ist, kann sich direkt die ersten Tickets für die dann 21. Ausgabe des Festivals sichern.

Castle Rock, 1.+2.7., Fr 16 Uhr, Sa 13 Uhr, Am Schloß Broich 38, Mülheim. Das komplette Programm und Karten (Festivalticket 56 €, Tagesticket Fr 34 € und Sa 45 €) gibt’s auf www.castlerock-festival.de