Essen. Einst gewann er bei Jauch, dann schrieb er Bücher über Psychologie. Mit seinem Programm „Altes Hirn, neue Welt“ geht Leon Windscheid nun auf Tour.
Aus wie vielen Steinchen besteht der klassische Zauberwürfel? Wüssten Sie die Antwort? Leon Windscheid hatte sie parat, als ihn Günther Jauch im Dezember 2015 danach fragte: 26 – und diese Zahl beantwortete wiederum die zentrale Frage von Jauchs Rateshow: „Wer wird Millionär?“ Leon Windscheid wurde es, als bis dato 14. Sieger in der RTL-Sendung.
Nach Quiz-Sieg zum Doktortitel
Doch er war gewiss keiner, der sich fortan dem gepflegten Müßiggang widmen wollte. Die gewonnene Million war eher die Initialzündung einer so erfolgreichen wie ungewöhnlichen Karriere, die den 33-Jährigen nächste Woche u.a. in die Essener Lichtburg führt.
So manchem reicht ja schon seine zufällig erlangte (B-)Prominenz, um sich fortan selbstbewusst vor Publikum zu präsentieren. Leon Windscheid machte sich ein bisschen mehr Arbeit: Nach einem Psychologiestudium erwarb er auch noch Doktorwürden in Wirtschaftswissenschaften, schrieb ein Buch – um sein Wissen dann schließlich auch noch bei Live-Auftritten mit seinem Publikum zu teilen. Aber nicht trocken wissenschaftlich, sondern unterhaltsam.
Das Hirn von DJ Ötzi
„Quallen leben seit Millionen von Jahren glücklich ohne Hirn. Menschen haben es da viel schwerer“, sagt Windscheid in seinem Programm „Altes Hirn, neue Welt“, das er nach Corona-Verschiebungen nun auch in der Region präsentiert. Oder auch: „Ötzi und DJ Ötzi haben die gleichen grauen Zellen.“ Klingt komisch – heißt das etwa, dass wir im Kopf also alle noch Steinzeitmenschen sind? „An den grundlegenden Prinzipien hat sich zumindest nichts geändert“, erklärt der gebürtige Bergisch-Gladbacher dazu. „Der Steinzeitmensch hat sich natürlich nicht gefragt, ,Wo ist nochmal das Ladekabel von meinem IPhone?’, wenn er morgens aufwacht. Aber was zum Beispiel als Angstmechanismus in unserem Hirn sofort greift, wenn wir uns um etwas Sorgen machen, das war vor 300.000 Jahren genauso.“
Sudoku macht nicht schlauer
Dass der Mensch sich mit seiner „300.000 Jahre alten Hardware“ in einer immer stärker technisierten Welten zurechtfinden müsse, führe natürlich zu Problemen. An Hilfen mangele es nicht, Gehirnjogging liege zum Beispiel im Trend. Was hält er davon? „Das ist ein netter Zeitvertreib. Bevor man aber darin versinkt, würde ich immer eher ein gutes Gespräch mit Kind, Partnerin oder Freund empfehlen – das bringt das Gehirn sicher eher zum Joggen als ein Sudoku.“
Eine Frage der Geduld
Windscheid nimmt sein Publikum mit auf eine wissenschaftliche Reise durchs eigene Hirn, wie er sagt. Und das sei durchaus auch witzig, zum Beispiel wenn er Dinge aufzeige, bei denen sich wohl jeder an die eigene Nase fassen könne: „Ich erzähle den Leuten etwa vom Prinzip, das wir vereinfacht als Geduld bezeichnen können. Wieso schaffe ich es nicht, auf die großen Dinge im Leben zu warten? Das beschreibe ich anhand von zwei Formen des ,Selbst’“, erklärt Windscheid, „ein gieriges ,Hier-und-jetzt-Selbst’ und ein ,Zukunfts-Selbst’.“ Das „Zukunft-Selbst“ sei dabei für Pläne zuständig, etwa den, im Sommer mit Topfigur am Strand zu sitzen. Der Haken an der Sache: „Das Hier-und jetzt-Selbst lacht sich aber schon kaputt, wenn auf der Ritter-Sport-Schokolade ,wiederverschließbar’ steht.“
Programm soll Einsichten schaffen
An dieser Stelle lache das Publikum immer, dennoch sehe er sich nicht als Comedian: „Mein Programm soll zum Nachdenken anregen, vielleicht Einsichten schaffen – viel mehr Anspruch habe ich aber auch nicht. Ich versuche das Thema Psychologie für jeden greifbar und verständlicher zu machen.“
Und das scheint dem Psychologen mit der Quiz-Million auf dem Konto auch zu gelingen. Im letzten Jahr erschien mit „Besser fühlen. Eine Reise zur Gelassenheit“ bereits das zweite Buch des 33-Jährigen. Es eroberte Platz eins der Spiegel-Bestsellerliste – und hat es bis heute schon auf die sechste Auflage gebracht.
>>> Dr. Leon Windcheid live – die Infos:
Termine: 20.4. Essen (Lichtburg), 18.5. Köln, 9.6. Düsseldorf. Karten für Essen gibt’s ab ca. 30 € auf www.ruhrticket.de. Die Auftritte in Köln und Düsseldorf sind ausverkauft