Düsseldorf. „Das Spiel“ bescherte Annett Louisan eine Fangemeinde, die ihr auch nach gut 20 Jahren treu bleibt. Auf ihrer Tour kommt sie nach Düsseldorf.

Sie will doch nur spielen – das ist auch gut 18 Jahre nach ihrem größten Hit immer noch der Fall. Endlich wieder Musik spielen, auf der Bühne. Annett Louisan sang sich mit kokettierender Klein-Mädchenstimme 2004 direkt in den deutschen Pophimmel: „Das Spiel“ schaffte es bis auf Platz fünf der Single-Charts, das dazugehörige Album „Bohème“ brachte der damals 27-Jährigen erst Gold, dann Platin ein.

Mit ihrer Mischung aus französischem Chanson, Popmusik, Jazz- und Swing-Elementen sowie ihrer Stimme, die sie gleichzeitig lasziv und unschuldig ins Mikrofon haucht, schaffte sich Annett Louisan eine ganz eigene Sparte.

Annett Louisan spiel in der Düsseldorfer Tonhalle

Der bleibt sie auch nach knapp zwei Jahrzehnten treu, nur klingt die Klein-Mädchenstimme mittlerweile etwas mehr nach gereifter Chansonnette. Eine weitere Hit-Single wie „Das Spiel“ gelang ihr zwar bisher nicht, aber mittlerweile hat Louisan sieben Alben veröffentlicht, die fast alle obere Chartplatzierungen für sich einnehmen konnten.

Über eine Millionen Tonträger hat sie verkauft. Und auch ihre Konzerte füllt die 45-Jährige immer noch beachtlich – Karten für ihren Auftritt am Sonntag in Düsseldorf gibt es jedoch noch.

Die Sängerin kämpfte gegen Existenzängste

Die Havelbergerin macht sich dieser Tage auf zu ihrer ersten Live-Tournee seit gut zwei Jahren. Pandemiebedingt musste die Sängerin wie so viele Kollegen aus der Kulturbranche lange darauf warten, wieder vor großem Publikum auftreten zu dürfen.

Als Künstlerin sah sich die Mutter einer Tochter auch mit Existenzängsten konfrontiert, wie sie im Interview mit T-Online im vergangenen Jahr erzählte. „Ich bin Livemusikerin. Dafür und davon lebe ich. Ich muss umdenken.“ Einen Plan B gibt’s allerdings auch nicht, wie sie weiter verriet: „Ich habe ja nichts anderes gelernt. Ich habe angefangen zu studieren, mich dann aber für die Musik entschieden.“

17 Stopps stehen in Deutschland und Österreich

Als sie mit zwölf Jahren mit ihrer Mutter nach Hamburg zieht, beginnt sie zwar ein Studium der Malerei an der Kunsthochschule. Ihre Nebentätigkeit als Musikerin tritt allerdings immer mehr in den Vordergrund. Die Studiosängerin wird zur Live-Interpretin und landet mit eben jenem verspielten Song sofort einen Hit.

Ihrem Charakter-Gesang und ihren eingängigen Liedern, die zwar oberflächlich ins Easy-Listening abweichen mögen, allerdings durch einfallsreiche Formulierungen Aufmerksamkeit fordern, ist es wohl zu verdanken, dass die Wahl-Hamburgerin gar keinen Plan B braucht – und schon gar nicht der Live-Musik abschwören muss. 17 Stopps stehen in Deutschland und Österreich auf ihrem Tourplan.

Neues Coveralbum voller „Kitsch“

Dabei bekommt Louisan endlich die Chance, ihre aktuelle LP „Kitsch“ im großen Rahmen zu präsentieren. Dass ihr siebtes Studioalbum mittlerweile schon eineinhalb Jahre jung ist, dürfte kaum ins Gewicht fallen. Die darauf enthaltenen 15 Tracks, in denen sie erstmals auf Englisch singt, sind nahezu zeitlos – zumal es sich allesamt um Coverversionen handelt.

Die Chansonnette versammelt auf ihrem Werk schon zum zweiten Mal Lieder, die man wohl kaum mit der lieblichen Louisan’schen Stimme in Verbindung gebracht hätte. Auf der ersten Coverplatte „Berlin, Kapstadt, Prag“ versuchte sich die Sängerin u.a. an Rammsteins Hit „Engel“.

Louisan singt The Cures „Friday I’m In Love“

Jetzt verpasst sie wieder einstigen Hits eine neue Note, die eigentlich keine Generalüberholung nötig gehabt hätten – aber Fans der Louisan sicherlich freut, wenn statt Robert Smith ein Gute-Laune-Stimmchen „Friday I’m In Love“ ins Mikro jazzt.

Gleich darauf folgt – und das dürfte The-Cure-Anhänger am meisten ärgern – Helene Fischers „Atemlos durch die Nacht“. Den Kreuz-und Quer-Ritt durch die jüngere Musikgeschichte komplettieren schließlich Ohrwürmer wie Lionel Ritchies „Hello“, Backstreet Boys „I Want It That Way“ und Bilderbuchs „Bungalow“. Ganz schön verspielt.

>>> Info: Annett Louisan - Live 2022, 10.4., 20 Uhr, Tonhalle, Ehrenhof 1, Düsseldorf. Karten ab ca. 50 €. gibt’s hier