Essen. Die Metal-Dinos gehen 2022 auf große Tour. In den Kostümen stecken Profi-Rocker. Warum es allerdings ein Geheimnis bleibt, wer am Mikro steht.
Musik für Kinder, das waren früher Lieder wie „Ein Männlein steht im Walde“ oder Rolf Zuckowskis „Du da im Radio“. Heute ist das Angebot vielfältiger, bei „Bibi und Tina“ feiern die Kids z.B. auf zeitgemäßem Popsound ab. Seit 2018 kommt aber auch Nachwuchs mit etwas heftigeren Hörvorlieben zum Zug – denn da erschien mit „Rock’n’Rarr“ das Debütalbum der Band Heavysaurus. Hardrock im Saurierlook lautet das Rezept, oder kurz: Dinometal. Es war erfolgreich, denn mittlerweile gibt’s ein zweites Album und auch live startet die ungewöhnliche Band nun nach den Pandemiebeschränkungen durch. Am Sonntag in Bochum werfen die rockenden Dinos gleich zwei Mal die Marshalls an – die erste Show ist ausverkauft, und die zweite beinahe.
Kindgerechte Lautstärke
„Wir merken gerade extrem, wie uns die Tickets aus den Händen gerissen werden. Alle wollen ihren Kids wieder was bieten“, weiß Michael Thiesen, der bei Heavysaurus für das Konzert-Booking verantwortlich ist. Zwei Mal 500 Fans können sich in Bochum den Dinometal reinziehen – bei kindgerecht gedrosselten Dezibelzahlen, empfohlen für Drei- bis Elfjährige.
Das gefällt aber nicht nur den Kids, wie Thiesen verrät: „Es kommen auch viele Erwachsene ohne Kinder.“ Auch vor ausgewachsenen Headbangermassen hätten Heavysaurus bereits bestanden: „Beim ,Summer Breeze“-Festival, dem Wacken des Südens, standen 15.000 Leute vor der Bühne. Vorne haben alle zwei Reihen für Kinder Platz gemacht, der Rest waren Metalheads.“
Franchise aus Finnland
Ursprünglich kommt die Band in den niedlichen Saurierkostümen aus Finnland. Da heißt sie Hevisaurus und wurde 2009 vom Metal-Musiker Mirka Ratanen erfunden – für seinen fünfjährigen Filius mit Metallica-Affinität. Eine gute Idee, wie sich zeigt: „In Finnland sind Hevisaurus riesig. Da gibt’s Kreuzfahrten mit der Band, Musicals, Kinofilme. In Finnland ist das so groß wie ,Bibi & Tina’“, weiß Michael Thiesen.
Weshalb die Plattenfirma Sony das Konzept nach Deutschland brachte – als Dinometal-Franchise. Die Alben erscheinen unter der Kindermarke „Europa“. Auf dem Debüt werden die Dinos zu Beginn mit einem Hörspiel vorgestellt – sie heißen Komppi Momppi, Muffi Puffi oder Riffi Raffi, sind cool, lustig und – im Falle von Milli Pilli – sogar richtig hip. Das Quoten-Dinogirl spielt nicht nur Keyboard, sondern ist auch noch Modebloggerin (!). Klischees gibt’s also auch unter Sauriern ...
„Drei Chinesen mit dem Kontrabass“ bekommt ein Metal-Makeover
Musikalisch servieren die Echsen mit E-Gitarren perfekt produzierten Hardrock, dank Keyboardeinsatz teilweise mit 80er-Feeling. Das kann fraglos auch Erwachsenen gefallen – so sie sich denn mit Texten wie „Kaugummi ist mega“ identifizieren. Auch Klassiker werden kindgerecht gecovert: Aus „Rock You Like A Hurricane“ wird „Dinos wollen euch tanzen sehen“. Andersherum erhalten Tim Toupets „So ein schöner Tag“ und das Kinderlied „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“ ein Metal-Makeover.
Mr. Heavysaurus bleibt inkognito
Eingesungen hat das im Studio Michael Voss, Frontmann der Hardrocker Mad Max. Die Instrumente übernehmen auf der Bühne Profis wie der Bochumer Christof Leim, auch bei The New Black Gitarrist und ehemaliger Chefredakteur des Metal Hammer. Den Mr. Heavysaurus am Mikro gibt live nicht Michael Voss, sondern ein Gesangsprofi, der auch noch bei einer, wie Michael Thiesen sagt, „anderen großen Band“ singt. Dass er im Zweitjob Kindermetal macht, möchte er allerdings nicht publik werden lassen.
>>> Heavysaurus live in der Region – die Infos:
Termine: 10.4., 13.30 Uhr (ausverkauft) + 16.30 Uhr (Restkarten), Bochum (Matrix), 6.8. Gelsenkirchen („Horst rockt“-Festival), 18.9. Oberhausen (Turbinenhalle). Karten (ca. 20 €) für Bochum und Oberhausen gibt’s auf www.ruhrticket.de. Karten für Gelsenkirchen (45 €, Ki. 15 €) über www.horst-rockt.de.