Oberhausen. Joey Tempest beehrt in diesem Jahr zweimal die Region: Auf Tour mit seiner Band und solo im Rahmen der Konzertreihe „Rock Meets Classic“.
Mit „The Final Countdown“ schaffte die Band Europe 1986 ihren Durchbruch. Eine zweite derartige Hitsingle gelang den Schweden zwar nicht, von der Bühne sind sie trotzdem nicht wegzudenken. Nach einigen Soloausflügen formierte sich die Band um Joey Tempest (58) und John Norum 2004 neu. Ersterer steht jetzt wieder alleine im Rampenlicht – bei der Konzertreihe „Rock Meets Classic“. Maxi Strauch sprach mit dem Sänger über Solo-Pläne, Vorbilder und natürlich seinen größten Hit.
Sie stehen seit über 40 Jahren auf der Bühne. Haben Sie jemals daran gedacht aufzuhören?
Joey Tempest: Als ich ‘79 John Norum traf, wusste ich, dass es meine Bestimmung ist, in einer Rockband zu spielen. Ich habe nie zurückgeschaut und auch nie daran gedacht aufzuhören.
Seitdem hat sich viel verändert – vor allem Ihr Äußeres. Sie haben einmal gesagt: Robert Plant hat früher Ihr Aussehen beeinflusst. Wer ist es heute?
Heute bin ich einfach ich. Es ist großartig, sich zu Beginn inspirieren zu lassen, aber man findet dann doch irgendwann sein eigenes Ding.
Apropos Vorbilder: Stimmt es, dass David Bowie Ihr Vorbild beim Songschreiben war?
Sein Songwriting war außergewöhnlich: Abenteuerlich und immer am Puls der Zeit. Sehr inspirierend.
Und welcher Bowie-Song hat Sie zu „The Final Countdown“ inspiriert?
„Space Oddity“ war eine der ersten Singles, die ich als Kind gekauft habe. Es war auf jeden Fall eine Inspirationsquelle, als ich die Texte für „The Final Countdown“ schrieb.
Gibt es Situationen, in denen Sie „The Final Countdown“ auflegen?
Ich spiele „The Final Countdown“ nur mit Europe auf der Bühne. Oder zu besonderen Anlässen, zum Beispiel als ich und John kürzlich eine alternative Version in einer schwedischen Fernsehsendung namens „Skavlan“ aufgeführt haben. Es war ihre letzte Show nach 25 Jahren und wir fühlten uns geehrt, daran teilzunehmen.
Haben Sie den Erfolg erwartet?
„The Final Countdown“ war ursprünglich über sechs Minuten lang. Obwohl Bob Ludwig ihn im Mastering in New York ’85 bearbeitet hatte, war er immer noch zu lang, um ein normaler „Hit“ zu sein. Für uns war es immer ein Album-orientierter Song. Als wir ihn dann erst einmal aufgenommen hatten, mochte ich ihn sehr. Aber ich hätte nie erwartet, dass es so ein großer Song wird.
Wie groß ist der Druck, einen weiteren Hit wie diesen zu schreiben?
Ich/wir sind mit jedem Song und Album immer weitergekommen, haben nie zurückgeschaut und nicht versucht, uns zu wiederholen. Ich denke, deshalb sind wir immer noch hier und haben Spaß.
Es gibt etwa 30 Cover von „The Final Countdown“. Kennen Sie jedes einzelne?
Ich glaube nicht, dass ich sie alle gehört habe. Es gibt aus meiner Sicht nur sehr wenige Versionen, die mir persönlich gefallen.
Sind solche Cover (und Cover im Allgemeinen) ein Lob oder stört es Sie?
Es ist natürlich schmeichelhaft, aber die ursprüngliche Vision und Version eines Songs ist fast immer die interessanteste.
Etwas anders als in den Ursprungsversionen geht es auch bei „Rock Meets Classic“ zu. Sie machen zum zweiten Mal mit, was hat Sie überzeugt?
Es ist sehr gut organisiert. Ich habe mich sehr willkommen gefühlt. Und es sind einfach sehr nette Leute und sehr versierte Musikern beteiligt.
„Rock Meets Classic“ bedeutet auch große Namen der Rockmusik: Gibt es jemanden, den Sie gerne dort sehen würden?
Als ich vor einiger Zeit sah, dass Ian Gillan mit dabei war, bin ich ernsthaft auf dieses Ereignis aufmerksam geworden. Aber es haben so viele tolle Künstler teilgenommen ...
Sie werden ohne Europe auf der Bühne stehen. Fehlen Ihnen die Soloauftritte?
Weil es so ein besonderes Ereignis ist und ich mit einem Orchester auf der Bühne stehen werde, ist es für mich OK, mal ohne den Rest der Band zu spielen. Ansonsten bin ich ein Teil von Europe. Wir haben angefangen, an der Fortsetzung von „Walk The Earth“ zu arbeiten.
Wo sehen Sie Europe 2022? Irgendwelche Pläne?
Viele der Shows von 2021 wurden auf 2022 verschoben. Es sieht also so aus, als ob es in diesem Jahr viele Tourneen geben wird, natürlich nur, wenn es auf sichere Weise möglich ist.
Mit „Rock Meets Classic“ auf Tour:
Nahezu schwärmerisch spricht Joey Tempest über die Show „Rock Meets Classic“, die in diesem Jahr erstmals in Oberhausen (12.4., Rudolf-Weber-Arena) gastiert. „Die Holzinstrumente eines Orchesters (zusammen mit den Blechbläsern) passen so gut zu organischem Live-Rock’n’Roll. Es schwingt mit und fügt sich in diese Kunstform ein“, erzählt der 58-Jährige im Interview.
Seit 2010 findet die Konzertreihe regelmäßig einmal im Jahr statt. Einzige Ausnahme: 2021, die Tour wurde auf dieses Jahr verschoben. Mit dabei sind nun Weltstars der Rockmusik, die musikalisch von der Mat Sinner Band begleitet werden und gemeinsam mit dem 40-köpfigen RmC Symphony Orchestra auftreten. Zuhören sind die größten Hits der lebenden Legenden.
Die Ehre hatten bereits Größen wie Ian Gillan von Deep Purple, Doro, Midge Ure von Ultravox, Alice Cooper und sogar die deutsch-kanadische Sopranistin Anna Maria Kaufmann. In diesem Jahr steht neben Europe-Sänger Tempest auch Dee Snider von Twisted Sister auf der Bühne. Außerdem mit dabei: Mike Oldfields Bühnenpartnerin Maggie Reilly, Ronnie Romero von Rainbow, Mike Tramp von White Lion und ein Special Guest.
Das Sechser-Pack mischt seine größten Hits mit Streichinstrumenten, Holzbläsern & Co. In ganz anderem Licht erklingen dann „We’re Not Gonna Take It“, „Moonlight Shadow“, „Long Live Rock’n’Roll“, die Cover-Version „Radar Love“ und Europes „Final Countdown“ – passend zum diesjährigen Show-Motto „The Greatest Rock Hits Tour“.
Mat Sinner, der musikalische Leiter der Show, freut sich, endlich im Ruhrgebiet die Zelte aufschlagen zu dürfen: „Die Fans – wie auch wir – wollten unbedingt wieder einen Standort in NRW. Mit unserem großartigen Line-up für 2022 in dieser fantastischen Arena hoffen wir auf ein tolles Feedback. Oberhausen, wir kommen!“
>>> Info: Rock Meets Classic, 12.4., 20 Uhr, Rudolf-Weber-Arena, Arenastr. 1, Oberhausen. Tickets: ab 62,40 €; Europe & Whitesnake, 27.5., 19.30 Uhr, Rudolf-Weber-Arena, Arenastr. 1, Oberhausen. Tickets: ab 53,50€.