Voerde. Trockenblumen liegen nach wie vor voll im Trend. Deshalb landen Pampasgras, Ruscus & Co. jetzt auch im Adventskranz. Ein Besuch bei Madame Fleur.

Gerade noch ließen Pampasgras, Ruscus, Lagurus und Weizen, schick arrangiert am schwarzen Metallring, den Frühling in die Wohnung, jetzt sollen selbige die Weihnachtszeit einläuten. Wieder werden sie ans Rund gebunden.

Doch dieses Mal verschönern goldene Weizenähren, dunkelgrüner Eukalyptus und feines Schleierkraut keinen schmalen Ring, sondern einen sieben Zentimeter dicken Strohkranz, den Vanessa Lehmkuhl mit weißem Sisal umhüllt hat.

Aus Ruscus, Pampasgras & Co. wird ein kleines Sträußchen gebunden.
Aus Ruscus, Pampasgras & Co. wird ein kleines Sträußchen gebunden. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Ein Adventskranz aus Trockenblumen

Die 35-Jährige empfängt uns erneut in ihrem kleinen Atelier in Voerde. Im Frühjahr hatte die dreifache Mutter, die sich seit ihrer Elternzeit erst hobbymäßig, dann professionell der neuen alten Trenddeko „Trockenblumen“ verschrieben hat, zum Floral-Hoop-Work­shop geladen: Aus getrockneten Gräsern, Blüten und Stielen bastelt sie dekorative Blumenringe, die dann im Fenster, an Türen oder der Wand hängen.

„Aus einem Hobby ist Passion geworden“, sagt Vanessa Lehmkuhl. „Eigentlich komme ich ja aus dem betriebswirtschaftlichen Bereich.“ Das Hantieren mit Trockenblumen hat sie sich selber beigebracht.

Phalaris, Pampas und Flachs stehen zur Auswahl

Erst Flower Crowns, dann Hoops und jetzt Adventskränze. „Das Schöne daran ist: Nach den Feiertagen kann man die weihnachtliche Deko abmachen und den Kranz auf den Tisch stellen oder an die Tür hängen.“ Aber erst einmal muss das gute Stück dekoriert werden.

In Lehmkuhls Atelier ist das Angebot beachtlich, auf einer Küchenzeile stehen Vasen voll mit getrockneten Strohblumen, Phalaris, Pampas, Flachs, Broom ...

„In der Natur passt alles zusammen“

Eine kleine Auswahl schon zurechtgeschnittener Exemplare steht auf dem großen Tisch in Beton-Optik. Ihr Credo „In der Natur passt alles zusammen“ gilt immer noch. Allergiker sollten allerdings aufpassen, mahnt Vanessa Lehmkuhl. „Nur weil es trockene Gräser und Blumen sind, heißt das nicht, dass man nicht mehr allergisch auf diese Art reagieren kann.“ Augen auf, bei der Materialwahl.

Es muss nicht nur Pastell sein: Bunte Blumen bringen Farbe in den Kranz.
Es muss nicht nur Pastell sein: Bunte Blumen bringen Farbe in den Kranz. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Wer den passenden Workshop bei Madame Fleur, so der Name ihres kleinen Unternehmens, besucht, hat eben jene Qual der Wahl. Möchte man sich allerdings am heimischen Küchentisch am Kranzbasteln versuchen, sollte man nicht ganz so wählerisch sein.

Die Masse macht’s: Trockenblumen sind nicht billig

Trockenblumen haben ihren Preis, einzelne Stiele fangen zwar bei rund 70 Cent an, doch die Masse macht das Produkt. „Für einen Adventskranz braucht man gut drei- bis viermal so viel Material wie für einen Hoop, der meist maximal nur zur Hälfte behangen wird.“

Der gut 36 Zentimeter breite Strohrömer will allerdings rundherum floral erstrahlen. Vanessa Lehmkuhl bietet für Unentschlossene aber auch „Do It yourself“-Pakete auf Anfrage an. Das heißt, Interessierte bekommen ein Paket mit allen nötigen Materialien nach Hause geschickt.

„Do It yourself“-Pakete auf Anfrage

Nur eine Farbe bzw. eine Stilrichtung sollte man sich aussuchen. Ähnliche Konzepte finden sich überall im Internet, zum Beispiel auf der Online-Plattform etsy.com. Der Vorteil: Man bekommt nur so viel, wie man benötigt. Wer ganze Pakete Ruscus & Co. besorgt, ist womöglich zur Resteverwertung gezwungen – oder lädt einfach noch ein paar Mitbastler ein.

Viel ist nicht nötig: Kranz, Trockenblumen, Schere und Bindedraht.
Viel ist nicht nötig: Kranz, Trockenblumen, Schere und Bindedraht. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Ansonsten ist das nötige Werkzeug übersichtlich: Eine Schere, Bindedraht, am besten goldfarben, Sisal, Trockenblumen und Dekomaterial wie Kugel, Zapfen, getrocknete Orangenscheiben und glitzernde Holzsterne. Erster Schritt: Der schnörkellose Strohkranz wird mit Sisal umwickelt.

„Am besten immer ein kleines Büschel abreißen und nach und nach mit dem goldenen Draht um den Kranz binden“, rät die Expertin. Das Grundgerüst steht, um das zu verschönern, werden aus den ausgewählten Trockenblumen kleine Sträußchen gebunden.

Getrocknete Nigella als Highlight

Pampasgras als Beiwerk, gelbe Strohblumen als Eyecatcher, Phleum, Ruscus, Hafer und Lagurus lockern den Strauß auf, noch ein bisschen Grün und eine getrocknete Nigella als Highlight. Fertig.

Die einzelnen Komponenten werden auf ca. vier bis fünf Zentimeter gekürzt, das buschige Pampasgras auseinandergerupft. „Beim Kürzen beachten, dass noch genug vom Stiel übrig bleibt, um nachher alles zusammenbinden zu können.“

Ungezwungene und verspielte Optik

Alles passend arrangiert, hält der Bindedraht die Blumen an Ort und Stelle. Die Autodidaktin rät: „Auf verschiedene Höhen achten, das verleiht dem Kranz die ungezwungene und verspielte Optik, die er ja am Ende auch haben soll.“

Mit ein paar weihnachtlichen Accessoires wie Kugeln oder Zapfen wird aus dem frühlingshaften Kranz ein adventlicher.
Mit ein paar weihnachtlichen Accessoires wie Kugeln oder Zapfen wird aus dem frühlingshaften Kranz ein adventlicher. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Die fertigen Sträußchen werden schon mal auf dem Kranz drapiert, um einen Anhaltspunkt zu haben, wie viele Arrangements man braucht, damit alles bedeckt ist. Final steht die Menge allerdings erst beim Binden fest. „Da fehlen dann meistens noch zwei, drei Sträuße, damit der Kranz voll ist.“, weiß Lehmkuhl.

Sisal kaschiert Stiele und Draht

Die Mini-Arrangements werden nun nach und nach mit Draht festgebunden. Zweimal umwickelt, sollten die Sträußchen fest anliegen. Der Bindedraht wird nicht abgeknipst, sondern wandert von Strauß zu Strauß.

Die Expertin hat dazu noch einen Tipp: „Damit die Stiele nicht zu sehen sind, empfiehlt es sich vor dem Einbinden eines weiteren Sträußchens, ein kleines Knäul Sisal auf die Stiele des schon festgebundenen mit Draht zu fixieren.“ Das letzte Stück verschwindet dann unter der Blumenkrone des ersten. Das Drahtende wird schließlich unter dem Kranz mit dem bereits umwickelten Draht verzwirbelt.

Kugel, Zapfen, Trockenobst

Jetzt fehlen nur noch zwei Zutaten, wenn aus dem Blumenkranz ein adventlicher werden soll: Kerzenhalter und weihnachtliche Deko. Während die tellerartigen Halter einfach nur aufgesteckt werden, kommt bei den Kugeln, Tannenzapfen & Co. die Heißklebepistole zum Einsatz.

Der Kranz ist fertig gestaltet – der erste Advent kann kommen.
Der Kranz ist fertig gestaltet – der erste Advent kann kommen. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

„Oder man steckt zum Beispiel die getrockneten Früchte nur lose fest. Dann muss man zwar besonders aufpassen, dass nichts runterfällt, aber nachher kann man die Dekoration leichter entfernen“ – und den Kranz zur Fensterdeko umfunktionieren.

Trockenblumen sind wesentlich entzündlicher

„Wenn man die Trockenblumen gut pflegt, hat man einige Jahre etwas davon“, erklärt die 35-Jährige. Entstaubt wird der Kranz zum Beispiel mit dem Föhn – auf niedrigster Stufe und mit ca. 50 Zentimeter Abstand.

Einen Nachteil hat die Trend-Deko dann aber doch. Trockenblumen sind wesentlich entzündlicher als Tannengrün. Daher ist im Advent besondere Vorsicht geboten. Aber auch dafür hat die Expertin einen Tipp parat: „Ich habe mir für unseren Adventskranz zu Hause LED-Kerzen aus Echtwachs besorgt.“ Und Tannenduft gibt’s mittlerweile ja auch als Raumspray.

>>> Info:

Madame Fleur – Vanessa Lehm­kuhl: Handgefertigte Accessoires im Shop oder auf Anfrage; Flower Workshops (Adventskranz ab 59 €) nach Termin oder individuell (ab 5 Personen). Mehr Infos: www.madamefleur.de

Noch mehr Adventskranz-Workshops: u.a. Trallafitti&Gedöns, Essen, ab 49 €, www.trallafittiundgedoens.de; Runohome, Dortmund, ab 199 €, www.runohome.de; Wild Daisy, Düsseldorf, ab 99 €, www.wilddaisyshop.de