Mülheim. Die Ausstellung „Die Terrakotta Armee“ im Mülheimer Technikum hat nun wieder geöffnet. Einen negativen Corona-Text brauchen Gäste nicht.
Burkard Pfrenzinger darf erst einmal aufatmen. Mit viel Herzblut brachte der Würzburger, hauptberuflich als Juwelier tätig, als Initiator die Ausstellung „Die Terrakotta Armee“ nach Mülheim. Auf rund 1500 Quadratmetern konnten sich Interessierte ab Ende März die originalgetreuen Repliken der Terrakotta-Krieger und weitere Fundstücke aus der weltberühmten Grabanlage in der chinesischen Provinz Shaanxi anschauen – allerdings nur vier Wochen lang, ab 24. April sorgte die „Bundes-Notbremse“ für die Zwangsschließung der Ausstellung im Technikum.
Nun, wo die Inzidenz in der „Stadt am Fluss“ wieder dauerhaft unter der wichtigen 100er-Grenze liegt, öffnen die Türen der Exposition wieder. Vor Ort stehen lebensgroße Modelle von Kriegern und Pferden sowie etwa 1000 kleine Soldatenfiguren in Schlachtformation. Originalgetreue Waffen- und Gebäudeartefakte ergänzen das Angebot.
Burkard Pfrenzinger erläutert: „Auch wer aus verschiedenen Gründen nicht nach China reisen kann, hat nun die Möglichkeit, einen wichtigen Teil chinesischer Historie zu erleben. Hier werden gleich drei Geschichten erzählt: die des ersten Kaisers, die seiner Untertanen und die der weltgrößten jemals gefundenen Grabanlage“.
Überraschender Fund
In „Die Terrakotta Armee“ dreht sich alles um den überraschenden Fund, den Bauern 1974 in der Nähe der zentralchinesischen Millionenstadt Xi’An beim Bau eines Brunnes an der kaiserlichen Grabanlage machten. Sie stießen beim Graben auf Tonstücke, Pfeilspitzen und einen mit Ziegelsteinen ausgelegten Boden – die wenige Monate später folgende Untersuchung von Archäologen zeigte, dass Tausende Figuren für rund 2000 Jahre im Boden eingeschlossen waren. Sie alle haben ein eigenes Gesicht. Denn seinerzeit standen Sklaven Modell für die Gesichter der Krieger.
Die Errichtung der Tonkrieger-Armee geschah auf Wunsch Qin Shi Huang Dis, dem ersten Kaiser Chinas. „Es heißt, Di ließ diese Armee bauen, damit die Krieger nach seinem Ableben auch im Jenseits für ihn kämpfen, um ihm zu ermöglichen, bis in alle Ewigkeit weiterregieren zu können“, sagt Pfrenzinger. Wie kompromisslos Di seine Macht ausnutzte, wird in der Ausstellung mit Texttafeln, Videos und Tonspuren – jeder Besucher enthält bei Eintritt einen Audio-Guide – erklärt.
Skrupelloser Herrscher
Die von Di, der zwischen 247 und 210 v. Chr. regierte, erlassenen Reformen und Regulierungen waren mit rücksichtloser Gewaltherrschaft verbunden und kosteten Millionen seiner Untertanen das Leben. Sein Ansehen ist in der heutigen Volksrepublik China schwer umstritten – im Gegensatz zur Strahlkraft der Terrakotta-Armee und dem dazugehörigen Mausoleum, das sich seit 1987 UNESCO-Weltkulturerbe nennen darf. 15 weitere Jahre sollte es dauern, bis die Ausstellung europäischen Boden erreichte, davon gingen allein zwei Jahre für das Anfertigen der Repliken ins Land. Die Europa-Premiere gab es im Frankfurter Palmengarten, sechs Wochen war die Schau dort zu sehen. In Mülheim steht „Die Terrakotta Armee“ noch bis zum 19. September.
Die Verweildauer für Gäste im Technikum ist dabei zeitlich unbegrenzt. Zur Steuerung der Besucherzahlen muss beim Kartenkauf (siehe Infokasten) lediglich ein Termin gebucht werden. Und: Das Mitführen eines tagesaktuellen negativen Corona-Testergebnisses ist zum Besuch der Ausstellung nicht nötig. Gleiches gilt übrigens für Gunther von Hagens „Körperwelten“, die noch bis zum 22. August direkt nebenan auf dem Gelände des Technikums gezeigt werden.
>>> INFO: „Die Terrakotta Armee“
„Die Terrakotta Armee“ im Mülheimer Technikum hat noch bis zum 19.9. geöffnet.
Öffnungszeiten: Di-So 10-18 Uhr, zudem Pfingstmontag, 24.5., 10-18 Uhr.
Eintrittskarten ab 16 € (erm. 12 €, Kinder von 6-14 J. 10 €) sowie Infos zum Umtausch von Karten, die für die coronabedingten Schließungstage gekauft wurden, gibt’s auf www.terrakotta-armee.com.