Essen. Rapper Sido überrascht die Fans mit einem Live-Stream-Konzert. Hits wie „Mein Block“ wummern durch die Wohnzimmer der Nation.

Was war das doch für eine Zeit, als Rapper Sido 2004 sein glänzendes Haupt in die Kamera streckte und vor Plattenbauten von seinem Block sang. 19 Wochen hielt sich der Song in den deutschen Charts, dudelte nicht nur auf sämtlichen Musiksendern im Fernsehen rauf und runter, sondern auch im Radio.

Der junge Wilde mit der Totenkopfmaske legte mit der Debütsingle „Mein Block“ einen Karrieretraumstart hin – und wurde doch zum Elternschreck vom Prenzlauer Berg. Heute ist die Maske zwar Geschichte, Sido selbst aber längst noch nicht. Am 22.5. bringt ein Streamingkonzert den Rapper in die heimischen Wohnzimmer – den eigenen Block möchte man sagen.

Debütalbum „Maske“ landete auf dem Index

Sidos wohl bekanntester Song und Blockbuster der deutschen Rap-Szene dürfte als gesetzt für den Streamingabend live aus den Berliner Blackbox-Studios gelten. Ob auch „Endlich Wochenende“ vom gleichen Album dabei sein wird, ist fraglich.

Immerhin war es eben dieser achte von insgesamt 17 Tracks, der dem Rapper direkt schon zu Beginn der Karriere einen Skandal einbrachte. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien stempelte den Song als drogenverherrlichend ab und setzte das komplette Erstlingswerk „Maske“ auf den Index. Das Plattenlabel Aggro Berlin zog zwar gegen das Urteil vor Gericht, scheiterte jedoch mit der Klage.

Kollege Azad bekam eins auf die Nase

So oder so befeuerte das Gezanke den Hype um den selbst ernannten Straßenjungen, der gerne mal Fuffies durch den Club schmeißt, nur noch mehr. Sidos Debütalbum stürmte auf Platz drei der Charts und erreichte später Goldstatus – und das obwohl minderjährige Hörer mit der Platte in der Hand spätestens an der Kasse wieder kehrt machen und „Maske“ zurück ins Regal stellen mussten.

Hält nichts von Smokings: 2019 wurde Sido in der Jahrhunderthalle Bochum eine Eins-Live-Krone ausgezeichnet.
Hält nichts von Smokings: 2019 wurde Sido in der Jahrhunderthalle Bochum eine Eins-Live-Krone ausgezeichnet. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Ja, Sido mauserte sich schnell zum Rüpel-Rapper. Das lag nicht nur an seinen teils sehr eindeutig betitelten und definitiv nicht jugendfreien Songs. Auch gab es regelmäßig Streit, wie könnte es auch anders sein, mit Rapper-Kollegen. In der Szene wird nun mal gerne gepöbelt und geprollt. Oder wie gegen den Frankfurter Azad auch mit Fäusten zum Rundumschlag ausgeholt. Als gegen den Berliner dann noch ein Verfahren wegen Körperverletzung eröffnet wurde, war das Bild vom Gangsta-Rapper komplett.

Sido setzt auf Pop-Lollaborationen

Trotz aller Flecken auf der weißen Weste und der Tatsache, dass Sido immer noch für eine handfeste Provokation zu haben ist, hat sich sein Image über die Jahre gewandelt. Aus Sido, dem super-intelligenten Drogenopfer, wurde einfach nur Sido. Aus dem harten Berliner Ghetto-Rap wurden nach und nach mainstreamtaugliche Hymnen. Paul Hartmut „Siggi“ Würdig, so der bürgerliche Name des Rappers, sang plötzlich mit Pop-Größen wie Adel Tawil („Der Himmel soll warten“), Mark Forster („Einer dieser Steine“) und Andreas Bourani („Astronaut“). Für die verschiedenen Kollaborationen hagelte es regelmäßig Gold- und Platin-Platten.

Außerdem wurde der wilde Sido sesshaft, heiratete 2012 die TV-Moderatorin Charlotte Engelhardt und bekam mit ihr zwei Söhne (einen älteren Sohn aus einer früheren Beziehung gab es bereits). Die Ehe der beiden fand nach acht Jahren jedoch ein jähes Ende – Spekulationen über die Gründe dafür sollen an dieser Stelle den Klatschblättchen überlassen werden.

Sido glaubt nicht an Legenden

Eines hat aber aber definitiv gehalten: die Karriere. Seit „Mein Block“ ist der 40-Jährige mit seinen Songs nicht mehr aus den Charts wegzudenken. Ja, man könnte sogar sagen, dass der Berliner eine Legende der deutschen Rap-Szene ist. Aber das hört Sido wohl selbst nicht gern, wie er auf seinem aktuellen Album „Ich & keine Maske“ im Song „Wie Papa“ verrät: „Ich glaub’ nicht, dass ich ‘ne Legende bin. Weil ,Legende’ so nach ,Ende’ klingt“. Und an dem ist Paul Würdig noch lange nicht angekommen.

Stream und Tour:

Sido – Live in deinem Wohnzimmer: 22.5., 20-21:15 Uhr. Tickets ab ca. 16 € über www.yourgix.com. Über das Streaming-Start-up wird auch gesendet.

Noch ist die „Ich & Keine Maske“-Tour für den 2.7. im Dortmunder Westfalenpark geplant. Karten gibt es für ca. 50 €.