Duisburg. Rätselfans können Duisburg nun auf eine völlig neue Art und Weise entdecken. Seit Dezember führt eine Schnitzeljagd durchs Stadtgebiet.
Das leise Geschrei von Möwen hallt durch den Duisburger Innenhafen. Einige lassen sich wie kleine weiße Bojen auf dem Wasser hin und her schaukeln. Andere segeln scheinbar spielend leicht um die beiden schweren Metallkräne am Rand des Beckens. Auf die hat auch Myriam Kasten ein Auge geworfen. Die Marina samt massivem Turm des Landesarchivs NRW ist einer ihrer Lieblingsplätze in der Stadt. Kein Wunder, dass die Touristik-Projektmanagerin beim Open-Air-Veranstalter Duisburg Kontor die Strecke entlang des Wassers auch zum Teil der „Stadtspiel Schnitzeljagd” gemacht hat. Seit Dezember 2020 kann Duisburg auf spielerische Weise und ganz coronakonform entdeckt werden.
Die Idee zur Schnitzeljagd kam Myriam Kasten als sie das Instagram-Profil einer Reisebloggerin durchstöberte und ein solches Spiel für Bad Schandau und die hintere Sächsische Schweiz dort entdeckte. Was in der Stadt an der Elbe funktioniert, könnte auch in der Stadt an Rhein und Ruhr funktionieren. Kurzerhand schrieb Kasten den Verlag an, der die Stadtspiele auf den Markt bringt. „Es ist ein kleiner Verlag in Dresden. Wir sind ins Gespräch gekommen und nun sind wir die erste Stadt in NRW, die ein eigenes Spiel hat”, sagt die Projektmanagerin stolz und fügt hinzu: „Ich habe, zusammen mit dem langjährigen Gästeführer Thorsten Fischer dann Ideen für die Route und die Rätsel entwickelt.”
Jede Facette der Stadt beleuchten
Das war gar nicht so einfach. Immerhin sollte so gut wie jede spannende Facette Duisburgs bei der Schnitzeljagd vertreten sein. Angefangen mit etwas, das gerade im Ruhrgebiet viele Stadtansichten geprägt hat: Industriekultur. Allerdings stoßen Schnitzeljäger im Innenhafen mal nicht auf die sonst so typischen Zechenreste samt Doppelbock. Die schneeweißen Gebäude-Ruinen im Garten der Erinnerung sind stille Zeitzeugen eines boomenden Handelswegs. Der Duisburger Innenhafen wurde wegen des massenhaften Umschlags von Getreide nämlich auch „Brotkorb des Ruhrgebiets” genannt.
All das und noch vieles mehr erfahren die Spieler und Spielerinnen praktisch im Vorbeigehen. Denn sie gehen nicht mit leeren Händen auf die Schnitzeljagd. Mit dabei ist eine kleine Box voller Briefumschläge. Myriam Kasten hat sich heute für die aus Pappe entschieden, doch auch eine Variante aus Metall gibt es zu kaufen. In den nummerierten Briefumschlägen verstecken sich jeweils zwei Karten. Eine davon hat gerade auch Myriam Kasten in der Hand, während sie durch den Garten der Erinnerung schlendert. Die Karte dient praktisch als Navi und gibt der 36-Jährigen den Weg zur nächsten Station vor.
Elf gibt es insgesamt und an jeder von ihnen gilt es ein Rätsel zu lösen -- ganz so wie bei einer traditionellen Schnitzeljagd eben. Heraus kommt immer, so viel sei an dieser Stelle verraten, eine Zahl. Denn die gibt schließlich vor, welchen nummerierten Umschlag die Spielenden als nächstes öffnen dürfen. Mithilfe der grauen Zellen und eines Auges für Details lassen sich die Rätsel ohne großen Frust recht schnell lösen.
Wertvolle U-Bahn-Station
Vielmehr noch als die Rätsel, steht jedoch die Tour an sich im Fokus. „Sie ist rund sechs Kilometer lang. Wenn man zackig läuft, schafft man das in anderthalb Stunden. Allerdings sollen die Sehenswürdigkeiten sowie Cafés, Büdchen und Restaurants entlang der Route auch zum Verweilen einladen -- normalerweise”, erklärt Myriam Kasten. Doch auch in Zeiten des Lockdowns ist die Route einen drei- bis vierstündigen Bummel wert.
Vorbei geht es unter anderem an alten Stadtmauern und imposanten Kirchen, über die Brunnenmeile und hinab in die Tiefe, in eine U-Bahn-Station. Doch nicht in irgendeine, sondern in Deutschlands wohl wertvollste U-Bahn-Station. Dort, neben ratternden Rolltreppen, hängt ein waschechter Gerhard Richter. Der Dresdener Künstler verkleidete die sonst eher schmucklose Station mit bunten Emaille-Platten und machte aus ihr einen Hingucker.
Kunst, so weit das Auge reicht, erwartet die Spieler und Spielerinnen auch im Kantpark. „In dem stehen insgesamt 40 Skulpturen. Wir haben in Duisburg ein großes Angebot an öffentlicher Kunst”, verrät die Projektmanagerin. Und eines von diesen Kunstwerken -- wie sollte es auch anderes sein -- beherbergt eines der kniffligen Rätsel.
Schnitzeljagd durch Duisburg: Hier gibt es das Spiel
Das Stadtspiel kann in der Metallbox für 32 € und im Pappkarton für 27 € auf www.shop-duisburg.de oder www.stadtspiel-schnitzeljagd.de bestellt werden.
Nach dem Lockdown ist das Spiel auch wieder vor Ort in der Touristinformation, Königstr. 86, zu bekommen.