Essen. Alexander Merk zaubert sich normalerweise quer durch die Republik. Doch in Zeiten von Corona nutzt er nun das Internet als seine Bühne.

Für viele Menschen dürfte die Kommunikationsplattform „Zoom“ mittlerweile kein Neuland mehr sein. Über das Videochat-Programm kann - ganz coronakonform - konferiert werden. Ob es nun ein schnelles Fünf-Minuten-Meeting ist oder eine stundenlange Besprechung. Zauberer Alexander Merk hat für sich nicht nur ein Zoom-Mittelmaß gefunden, sondern das System auch auf magische Art zweckentfremdet.

Es ist kurz vor acht. Langsam ploppen immer mehr Teilnehmer in Zoom auf. Manch einer holt sich noch einen Snack, andere wischen ihre Kameras sauber und wieder andere harren  gespannt der Dinge, die da noch kommen werden. Doch keiner sagt einen Ton. Die Mikrofone sind auf stumm geschaltet. Das Wort hat an diesem Abend Alexander Merk und der schaltet sich prompt dazu. Damit wäre die zauberhafte Runde komplett.

Der Wahl-Berliner und Ur-Augsburger beginnt mit einem rasanten Trick zur Einstimmung -- um mit den Online-Gästen erstmal auf Tuchfühlung zu gehen. Durch den Bildschirm dauere es nämlich einen Moment, bis der Funke überspringt: „Viele sind erstmal skeptisch. Eine Zaubershow via Zoom gab es so ja auch noch nie. Die Zuschauer wissen nicht, was sie erwarten sollen.“

Viele Nummern sind neu

Das sollte spätestens, nachdem Alexander Merk ein schier endloses Band an bunten Tüchern aus seiner Faust herausgezogen hat und sie mühelos wieder im Nirvana der Zauberwelt verschwinden lässt, klar sein. Gut eine Stunde lang möchte der 33-Jährige seine Zuschauer an diesem Abend in die weite Welt der Illusionen entführen.

Vieles von dem, was er in der Onlineshow zeigt, ist neu. „Es funktionieren nur rund 20 Prozent der Bühnennummern auch im Internet. Schon die ganz einfachen Kartentricks lassen sich nicht in das neue Medium übernehmen, weil keiner eine Karte aus dem Stapel ziehen kann.“ Mit ein paar kreativen Ideen lässt sich allerdings auch das Blatt für die Klassiker der Zauberkunst noch wenden. Für die Nummer rund um Herz-Dame & Co. guckt sich Alexander Merk zudem einen Helfer aus. Der schaltet nach ein bisschen Fummelei sein Mikro wieder scharf und greift dem einstigen Deutschen Meister der Zauberkunst nur zu gern virtuell unter die Arme. Wie genau, bleibt an dieser Stelle jedoch ein Geheimnis.

Nicht nur an der Karten-Kunst können sich die Zoom-Zuschauer beteiligen. Immer wieder pickt sich Merk einen Assistenten aus der Gruppe: Sei es um in „Geh aufs Ganze“-Manier aus verschiedenen Briefumschlägen einen zu wählen oder dem Künstler bei der Wahl seines Abendessens zu helfen. „Die Show über Zoom ist viel intimer, als eine im Theater. Bei der kann ich meist nur die Menschen in der ersten Reihe sehen, beim Rest blendet das Licht zu stark. Online sehe ich jeden, sehe den erstaunten Gesichtsausdruck und sehe, wenn das Publikum klatscht.“ Stumm versteht sich. Entweder wird ein Emoji wie man es vom Smartphone kennt geschickt oder daheim in die Kamera applaudiert. „So ganz ohne hörbares Feedback – das muss man schon können. Aber es ist alles eine Gewöhnungssache.“

Alles begann mit einem Zauberkasten

Ein bisschen Zeit zur Eingewöhnung hat Alexander Merk auch noch. Geplant sind die Online-Zaubershows bis März. „Beim ersten Lockdown habe ich mich noch dagegen gesträubt. Ich dachte, die Zauberei passt nicht ins Internet. Nun habe ich das Ganze mal versucht und habe sogar neue Möglichkeiten entdeckt“, freut sich der Künstler, der sonst mit seinem Programm quer durch die Republik tourt. Bei der Live-Show im Internet kann der gelernte Grafiker auch mit Bildschnitten spielen und die Realitäten beliebig verändern. Illusion ist alles. „Das mag ich so sehr an der Zauberei – es ist ein ehrliches und intelligentes Spiel. Jeder weiß, dass es nur Tricks sind, aber ich kann die Menschen dennoch damit verblüffen.“

Öffentliche Online-Zaubershows: u.a. 5.+6.1. (20 Uhr), 9.+10.1. (20 Uhr+19 Uhr), 13.1. (19.30 Uhr), Tickets ab 14 € und weitere Termine auf www.alexander-merk.de.