Essen. Eine Mischung aus Tennis und Squash – das bietet die Sportart Padel. Wir besuchten eine Trainingsgruppe in Essen.

Der kleine Ball fliegt über seinen Kopf hinweg. Thomas Lönegren schaut nach oben, dreht sich um und eilt hinterher. Das Tennisball ähnliche Spielgerät titscht im Feld auf, Lönegren schmettert es an die Glaswand, das gelbe Runde landet noch gerade so auf der anderen Platzhälfte. Punktverlust abgewendet!

So oder so ähnlich könnte ein typischer Padel-Spielzug aussehen. Vier Spieler stehen sich im Doppel auf einem 20 Meter langen und zehn Meter breiten Platz gegenüber, der von Glas- und Gitterwänden – ähnlich wie beim Squash – umrahmt ist. Es gibt jedoch nicht nur Parallelen zu Squash. „Die Regeln und die Zählweise sind wie im Tennis“, erklärt Lönegren, Padel-Trainer im Tennis-Zentrum Essen-Bergeborbeck.

Padel ist eine anfängerfreundliche Sportart

Nur der Aufschlag wird auf Hüfthöhe und nicht über Kopf ausgeführt. Außerdem muss der Ball nach Überqueren des Netzes zuerst den Boden berührt haben, bevor er direkt oder via Wand zurückgeschlagen werden kann. Bei zweimaligem Bodenkontakt ist der Spielzug, auch „Rally“ genannt, vorbei.

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Anfänger lernen laut Lönegren recht schnell. Denn, „man hat das Gefühl, als spiele man direkt mit der Hand.“ Der Schläger ist breiter als im Tennis und hat einen kürzeren Griff. Die Schlagfläche besteht nicht aus Saiten, sondern einem elastischen Schaumstoff-Gummi-Gemisch, das mit Löchern versehen ist. Wichtig beim Padel-Spiel sei aber vor allem eines: „Die Wand ist der dritte Mitspieler.“

Sehr populär in Spanien

Die Trainingsgruppe des gebürtigen Finnen beherzigt diese Anweisung und liefert sich einige Endlos-Ballwechsel mit spektakulären Volley-Duellen am Netz, raffinierten Schmetterbälle und harten Aufschlägen. Als Sven Timm dann die Kugel über die Seitenwand an den beiden Kontrahenten auf der anderen Seite vorbeispielt und den Punkt holt, brandet Jubel auf.

Geübte Spieler nutzen die Wände als Bande.
Geübte Spieler nutzen die Wände als Bande. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

„Padel macht einfach eine Menge Spaß und es kommen interessante Ballwechsel zustande“, sagt Timm, der zum ersten Mal im Spanien-Urlaub von der Sportart gehört hat. Dort ist Padel weit verbreitet, erzählt Lönegren. „Nach Fußball ist das die Nummer zwei.“ Nach Angaben des Deutschen Padel-Verbands gab es im Jahr 2019 in Spanien etwa fünf Millionen Spieler.

Die Idee hatte ein Mexikaner

Erfunden wurde der Sport allerdings in Mexiko. Don Enrique Corcuera aus Acapulco wollte auf seinem Grundstück einen kleinen Tennisplatz haben. Die angrenzenden Betonmauern integrierten die Spieler damals in ihr Spiel. Corcuera ließ den Platz komplett einmauern und modifizierte die Regeln. Im Anschluss wanderte Padel nach Spanien und Argentinien, heute sind sogar berühmte Fußballtrainer Fans. Jürgen Klopp beispielsweise verriet mal in einem TV-Interview, dass er pro Woche bis zu fünf Mal spielt.

Nach zwei Stunden Training kommen die beiden Doppel-Teams nassgeschwitzt aus dem Käfig. Den Spaß, den sie hatten, sieht man ihnen an. „Es geht nicht um harte Schläge, sondern darum, den Gegner mit taktischem Gespür und Vielseitigkeit auszuspielen. Der Sport ist für jeden geeignet“, betont Lönegren, der regelmäßig auch Einsteiger-Kurse gibt.

Große neue Anlage in Bochum

Kompetent betreutes Training für eine bis vier Personen gibt es seit Ende September auch in Bochum – dank eines Fußballers. VfL-Legende Marcel Maltritz eröffnete dort die „Padelworld“, die mit 2500 Quadratmetern bundesweit größte Freiluft-Padel-Anlage. Es scheint, als fände der Sport auch hier immer mehr Anhänger …

Fußball war gestern: VfL-Legende Marcel Maltritz hat kürzlich seine „Padelworld“ in Bochum eröffnet.
Fußball war gestern: VfL-Legende Marcel Maltritz hat kürzlich seine „Padelworld“ in Bochum eröffnet. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

>>> INFO: Padel-Anlagen in der Region

Essen: TVN Tennis-Zentrum, Hafenstr. 10: 9-22 Uhr, 24 € pro Stunde (Schüler: 14 €), Leihgebühr Schläger 2,50 €. Buchung: www.tvn-padel.de.

Bochum: Padelworld, Am Leithenhaus 14: 9-16 Uhr, 24€ pro Stunde, 16-21 Uhr 30 €. Leihgebühr Schläger: 3 €. Buchung: www.padelworld-bochum.de

Werne: Padel-Base, Baaken 41: 10-17.30 Uhr, 20 € pro 45 Minuten, 17.30-23 Uhr und am Wochenende 28 €. Buchung: 02389/9080112

Kamen: Padel-Arena, Heerener Str. 197a: 10-17 Uhr, 20 € pro Stunde, 17-22 Uhr 30 €. Schlägerleihe gegen Pfand. Buchung: 0162/8576776.

Kamp-Lintfort: TC Blau-Weiss, Gohrstraße 68,18 € pro Stunde, Leihgebühr Schläger: 2 € plus Hinterlegung des Personalausweises. Termin nach Vereinbarung: 0176/4276589