Essen. Im Interview spricht Jürgen Beckers, alias Jürgen B. Hausmann, über seinen Klopapiervorrat, Lachen als Medizin und eine Session mit Auflagen.

Die Karriere von Jürgen Beckers alias Jürgen B. Hausmann begann im Partykeller eines Freundes. In einer Büttenrede zog der Alsdorfer seine Lehrer durch den Kakao. Mit Erfolg: Die Mitschüler lachten und der Grundstein für die humorvolle Zukunft war gelegt. Mittlerweile ist der 55-Jährige eine feste Größe im Kabarett und im Karneval. Im Interview mit Kirsten Gnoth verrät Jürgen Beckers, wie man die Session in Zeiten von Corona retten könnte, wie es um seinen Klopapier-Vorrat steht und was seine Qualitäten als Hausmann sind.

Sie haben Ihr Repertoire um ein Programm erweitert. Was hat es mit „Korona, Krise, Klopapier“ auf sich?

Jürgen Beckers: Das Programm „Korona, Krise, Klopapier“ bzw. „Nix - virus ?!“ persifliert die alltäglichen Situationen und Probleme, die sich privat durch Corona ergeben haben. Wie der Hype nach dem Klopapier, die Maskenpflicht, das Homeschooling und die Enge der häuslichen Situation durch den Lockdown. Einige Szenen wie Dauergrillen oder Ehesituationen werden parodiert und überzeichnet, aber eben so, wie sie jeder erlebt hat. („Das Virus überleb’ ich, aber mein Mann bringt mich um!“).

„Mein Klopapiervorrat reicht bis zur Pensionierung“

Wie haben Sie selbst die Krise erlebt und wie sehen Sie der Zukunft entgegen?

Zunächst war ich geschockt und etwas hilflos, wie sicherlich viele, weil das keiner erwartet hat und man sich plötzlich in einem Ausnahmezustand befand. Dann haben wir versucht, zum Beispiel durch Homeschooling und das Tüfteln an einem neuen Programm das Beste daraus zu machen. Das Familienleben ist durch die Auftrittssperre eher wieder mehr in den Mittelpunkt gerückt.

Und für wie viele Jahre reicht ihr Klopapiervorrat nun noch?

Bis zu meiner offiziellen Pensionierung in elf Jahren.

Stimmt es, dass Sie zu Lockdown-Zeiten durch Seniorenheime gezogen sind, um die Menschen dort zum Lachen zu bringen?

Ja, wir haben ein „Trio - Corona“ gegründet, ein Arzt, ein Musiker und ich und haben in über 20 Altenheimen Benefiz-Auftritte gegeben, es war eine rührende und wunderbare Erfahrung, eine der schönsten meiner 44-jährigen Bühnenlaufbahn.

Dann ist Lachen wohl immer noch die beste Medizin, oder?

In vielen Fällen ja, das habe ich auch oft in schwierigen Situationen meines Lebens am eigenen Leib erfahren.

Bevor Sie den Humor zu Ihrem Hauptberuf gemacht haben, waren Sie Gymnasiallehrer. Hat diese Tatsache das Homeschooling mit den eigenen Kindern einfacher oder schwieriger gemacht?

Beides, ich hatte die fachliche und pädagogische Qualifikation, die nützt aber bei den eigenen Kindern wenig, weil man in erster Linie der Papa ist und bleibt und Verwandte lehren war schon immer schwieriger. Aber es hat trotzdem Spaß gemacht.

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Wenn Sie jetzt noch unterrichten würden, wie hätten Sie sich auf den Schulstart nach Corona vorbereitet?

Ich hätte versucht, neben der Beachtung der Regeln und der Aufarbeitung der Situation, mich möglichst genau in die Rolle und Erfahrungen meiner Schüler hinein zu versetzen und sie da abzuholen, wo sie nach dem Lockdown waren. Menschlich und dann auch wissenstechnisch und pädagogisch. Ich halte die momentane Regelung für angemessen, es ist immer ein schmaler Grat, aber ein dauernder Verzicht auf geregelten Unterricht wäre sicher schlechter als zum Beispiel eine Maskenpflicht und Abstandsregelungen.

Auch an Kabarettist Jürgen B. Hausmann ist Corona nicht spurlos vorbei gegangen.
Auch an Kabarettist Jürgen B. Hausmann ist Corona nicht spurlos vorbei gegangen. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Haben Sie während den Veranstaltungsverboten über eine Rückkehr zum Lehrer-Sein nachgedacht?

Nur in den ersten Momenten, als es keinerlei Perspektive auf Auftritte gab, aber ich glaube, ich bin zu lange raus und es hat sich auch zuviel verändert.

Apropos Schule. Ihre erste Büttenrede haben Sie als Schüler gehalten. Können Sie sich daran noch erinnern?

Ganz genau, es war Februar 1976 und wir hatten mit der Sexta a eine Karnevalsfeier im Partykeller eines Mitschülers. Ich habe in einer Plastikbütte, die mit Luftschlangen verziert war, eine Rede gehalten, in der ich Lehrer und Mitschüler persiflierte. Die Rede war ein voller Erfolg!

Mittlerweile haben Sie ein ganzes Gartenhaus voller Karnevalsorden. Wie viele hängen darin und welcher ist Ihr liebster?

Darin hängen mehrere Hundert Orden, ca. ein Drittel meiner gesamten Orden. Meine Lieblingsorden sind mein eigener Prinzenorden von 2003 und der Orden meiner Kinder als Kinderprinzenpaar aus der Session 2020.

„Ein kleinerer Karneval ist besser als gar kein Karneval“

In diesem Jahr steht die Session auf der Kippe. Wie denken Sie als Karnevalist darüber?

Ich denke, man sollte versuchen, unter der Beachtung der Sicherheitsvorschriften einige kleinere Veranstaltungen durchzuführen. Ein kleinerer Karneval ist immer noch besser als gar kein Karneval.

Wie war der Schritt von der Büttenrede zum ersten Soloprogramm?

Der Schritt war schwieriger als vermutet, weil ein Soloprogramm mindestens dreimal so lang ist wie eine Büttenrede und ganz andere Tempi verlangt. Zudem habe ich musikalische Elemente darin, die mein Musiker Harald Claßen genial trägt und arrangiert. Den Schritt bin ich gegangen, weil ein Soloprogramm ganz andere Entfaltungsmöglichkeiten bietet als eine Büttenrede und man sich persönlich mehr einbringen kann. Ich mache aber beides sehr gern.

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Mit dem Gang auf die Bühne haben Sie sich ein Pseudonym zugelegt, um nicht mit Jürgen Becker verwechselt zu werden. Ärgern Sie sich manchmal, dass Sie nicht mit dem echten Namen auftreten können, er aber schon?

Das war vielleicht am Anfang so, wobei ärgern vielleicht etwas zu stark ausgedrückt wurde. Anfangs war er Lichtjahre von mir entfernt, inzwischen bin ich ganz mit dem Hausmann verwachsen und habe eine diebische Freude daran, mich heimlich Jürgen Beckers zu nennen.

Welche Qualitäten bringen Sie denn privat als Hausmann mit?

Bis auf Hemden bügeln alle, ich koche täglich mit Begeisterung, räume auf, die Spülmaschine ein und aus und und und ...

Jürgen B. Hausmann live:

Geplante Termine: Programm “Nix – Virus?“: 10.10. Duisburg (Steinhof ), Programm: „Jung, wat bist jroß jeworden!“ 15.+16.10. Dortmund (Schalthaus 101). Programm „Von Herbs‘ bis Neujahr, nix bleibt wie et war, wa?!?“: 4.11. Langenfeld (Schauplatz), 25.11. Köln (Eltzhof), 28.11. Witten (Saalbau). Karten ab ca. 23 €.

Mehr Infos und weitere Termine im Internet auf www.juergen-beckers.de