Gelsenkirchen. „Places“ bringt VR-Technologie wieder als Straßenfestival nach Gelsenkirchen und zeigt durch die dunkle Brille auch das Erleben von Depressionen.

Immer steiler klettern die Waggons der Holz-Achterbahn hinauf bis zum Scheitel. Die Fahrt verlangsamt sich – dann rast der Waggon kerzengrade in den Abgrund. Die Nerven der Passagiere liegen blank, als sie sich die dunkle Brille vom Kopf ziehen.

Beim sogenannten „Planking“ meinen die Besucher, sie überqueren einen tiefen Abgrund auf einer Planke. Nervenkitzel wie diesen können Gelsenkirchener auf dem Virtual-Reality-Festival „Places“ erleben.
Beim sogenannten „Planking“ meinen die Besucher, sie überqueren einen tiefen Abgrund auf einer Planke. Nervenkitzel wie diesen können Gelsenkirchener auf dem Virtual-Reality-Festival „Places“ erleben. © Places Festival | Angie Schumann

Die Virtual-Reality-Technologie (VR) entführt Menschen längst nicht mehr nur auf eine realitätsnahe Achterbahnfahrt, in eine Fantasie-, Gaming- oder Pornowelt. Heutzutage bringen Entwickler in rasantem Tempo neue Anwendungen mit der VR-Brille auf den Markt. Als erstes deutsches Festival zur Technologie virtueller Realität lockte das „Places“-Festival schon 2018 Fachkundige und interessierte Laien nach Gelsenkirchen.

Trotz Corona: Gelsenkirchener können Virtual Reality bei Straßenfestival entdecken

Mit coronabedingten Anpassungen geht das Straßenfestival in Gelsenkirchen nun vom 20. bis 22. August in die zweite Runde. „Wir sind zwar das erste und größte Festival der deutschen VR-Szene, aber das Herzstück von ,Places’ ist, die breite Öffentlichkeit Virtual Reality erleben zu lassen“, sagt Roman Milenski vom Orga-Team.

Trotz „intensiver Bemühungen“ war das Virtual-Reality-Festival im Vorjahr 2019 aufgrund fehlender Finanzierung abgesagt worden. In diesem Jahr können die Besucher an 25 Lokalitäten entlang der Bochumer Straße innovative Anwendungen der ungewöhnlichen Brillen austesten.

Start-ups und Entwickler präsentieren Innovationen an VR-Erlebnisstationen

Start-ups, Hochschulen und Entwickler zeigen an 30 Erlebnisständen, was heute schon im Bereich Unterhaltung, Film, Gaming, Kunst, Gesundheit, Forschung, Bildung und Training mit VR-Technologie möglich ist.

Alle Infos zum VR-Festival „Places“

20.-22.8.2020 an der Bochumer Straße 138 in Gelsenkirchen.

Donnerstag 16-20.30 Uhr: Auftakt für Fachpublikum.

Freitag 15-22 und Samstag 10-18 Uhr: gratis Erlebnisstände entlang der Bochumer Straße zwischen Wissenschaftspark und Kreuzung Virchowstraße.

Programm, Corona-Updates, Anmeldung zu besonderen Angeboten: www.places-festival.de

„Besonders beliebt waren beim letzten Mal Stände, an denen Besucher die virtuelle Realität auch körperlich erleben können“, sagt Milenski, „An einer Station glaubt man, über eine schmale Planke von einem Hochhaus aufs andere zu laufen.“ In der Realität befinde sich das Brett nur Zentimeter über dem Boden, was die Furcht vor dem Abstürzen aber verdrängt. „An einem anderen Stand kann man virtuell in eine Zeche einfahren“, so Roman Milenski.

Virtual-Reality: Technologie biete mehr als „Firlefanz und Gaming“

Das Festival thematisiert in diesem Jahr „Meaningful VR“, also „sinnvolle, bedeutsame“ VR-Technologie. „Wir wollen zeigen: Virtual Reality ist nicht nur Firlefanz und Gaming, sondern hat eine große Bedeutung für Wissenschaft, Forschung und Gesellschaft“, sagt der Pressereferent. „Places“ kooperiere mit der Robert-Enke-Stiftung, die das Thema Depression durch eine VR-Brille nachvollziehbar machen will.

„Viele denken, ein depressiver Mensch ist einfach mal schlecht drauf – die Stiftung hat nun eine Anwendung entwickelt, mit der Nicht-Betroffene erfahren können, wie sich eine Depression körperlich anfühlt“, so Milenski, „diese Technik soll das gesellschaftliche Verständnis erhöhen.“ Die Anmeldung zur VR-Simulation wird Betroffenen von Depressionen nicht empfohlen.

Das VR-Festival in Gelsenkirchen kooperiert in diesem Jahr mit der Robert-Enke Stiftung. Am Erlebnisstand der Stiftung können Nicht-Betroffene mit einer VR-Brille nachempfinden, wie sich Depressionen körperlich auswirken.  
Das VR-Festival in Gelsenkirchen kooperiert in diesem Jahr mit der Robert-Enke Stiftung. Am Erlebnisstand der Stiftung können Nicht-Betroffene mit einer VR-Brille nachempfinden, wie sich Depressionen körperlich auswirken.   © Places Festival | Robert-Enke-Stiftung

VR-Festival: Hobby-Entwickler können an 24-Stunden-Hackathon teilnehmen

Anwendungsmöglichkeiten für VR-Technologie gibt es auch in der Medizin: Ärzte könnten in einer virtuellen Realität komplizierte Operationen üben, und das Aufschneiden von Leichen ließe sich simulieren, so Roman Milenski. VR-Entwicklungen unterstützten zudem den Bereich Konstruktion und Stadtplanung. Daher sollen die Teilnehmer des Entwickler-Wettbewerbs auf dem Festival „24-Stunden-Hackathon“ eine Lösung zum Thema: „Wie soll die Stadt der Zukunft aussehen?“ entwickeln.

Die Bühnenvorträge der eingeladenen VR-Experten und Jungunternehmerinnen werden per Livestream online gestellt. Die After-Party, der Netzwerkabend und manche Workshops sind abgesagt. Die Standbetreiber desinfizieren die VR-Masken, Brillen und Joysticks nach jeder Verwendung. Besuchern wird empfohlen, die aktualisierten Corona-Bestimmungen auf der „Places“-Homepage zu verfolgen.

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