Bottrop. Der Schrecken geht in Bottrop wieder um. Das Grusellabyrinth öffnet seine Pforten - nach und sowie mit neuer Leitung.

Nach der coronabedingten Schließung im März war es ruhig im Bottroper Grusellabyrinth. Die Schreie der Besucher verstummten und auch die untoten Kumpel aus dem Horror-Labyrinth „Schacht 13“ schlurften nicht mehr durchs Bergwerk. Doch das Grauen der Stille hat in der alten Kaue nun ein Ende. Ab heute greifen die Zombies wieder zur Spitzhacke, um Gäste in Angst und Schrecken zu versetzen. Allerdings öffnet das Grusellabyrinth unter neuer Leitung und schrittweise. Michael Bierhahn, Geschäftsführer der Erlebniswelt Grusel GmbH, hat die Einrichtung in schwierigen Zeiten übernommen.

Kauf war eine Herzensangelegenheit

Denn schon bevor das Corona-Virus die Kulturlandschaft lahmgelegt hat, ging es dem Grusellabyrinth schlecht. Zu Beginn des Jahres rutschte die Freizeitstätte in die Insolvenz. Der beauftragte Insolvenzverwalter stieß bei seiner Suche nach einem geeigneten Käufer auf die Paperdice Solutions GmbH mit Sitz in Berlin – Deutschlands größtem Anbieter für Escape Rooms. „Ich kannte das Grusellabyrinth vorher gar nicht. Aber als ich das erste Mal hier war, habe ich mich gefühlt wie ein kleiner Junge. Es war beeindruckend“, erinnert sich Michael Bierhahn.

Die Entscheidung, das Grusellabyrinth zu kaufen, sei eine Herzensangelegenheit und nicht unbedingt wirtschaftlicher Natur gewesen. „Der Aufwand und die Herausforderungen waren enorm.“ Am 1. April übernahm die eigens dafür gegründete Erlebniswelt Grusel GmbH, eine Tochterfirma von Paperdice Solutions mit Bierhahn an deren Spitze, die alte Kaue. Seither hat sich einiges hinter den historischen Mauern getan.

Escape-Room-Trend reißt nicht ab

Michael Bierhahn, Geschäftsführer der Erlebniswelt Grusel GmbH, leitet die Geschicke nun in Bottrop.
Michael Bierhahn, Geschäftsführer der Erlebniswelt Grusel GmbH, leitet die Geschicke nun in Bottrop. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Das Team hat die Corona-Zwangspause kreativ genutzt. „Bis zum Jahresende werden wir rund 300.000 Euro investieren, um den Laden wieder zum Laufen zu bringen.“ Zum einen steckt das Geld in Schönheitskorrekturen an bestehenden Attraktionen. So hat beispielsweise der große Sensenmann, der Besucher vor dem Tor begrüßt, einen neuen Anstrich bekommen. Neben ihm spucken zwei Kelche Feuer, und auch ein roter Teppich ist bestellt. Das beliebte Grubenabenteuer „Schacht 13“ wurde aufgehübscht und lehrt ab 1. Juli Besuchern wieder das Fürchten - in Coronazeiten mit Mund-Nasen-Masken sowie Handschuhen.

Zum anderen hat der 34-jährige Nürnberger eine neue Form des Horrors mit nach Bottrop gebracht. Im und um das Grusellabyrinth gibt es drei Escape Rooms, die ab heute buchbar sind. Der Trend, sich mithilfe von Rätseln aus einem Raum befreien zu müssen, ist ungebrochen und soll Besucher an die Knappenstraße locken. „Vorher sind viele nur ein Mal ins Grusellabyrinth gekommen. Wir möchten, dass sie öfter kommen und haben das Angebot erweitert“, sagt Michael Bierhahn und greift zu einem Handy.

Schauspieler lehren Gästen das Fürchten

Nach dem kurzen Anruf macht sich Marius Neumann (23), Make-up-Artist, in einem der Escape Rooms bereit. Mit blutverschmierter Kleidung, einem irren Blick und mordlüsternem Lächeln treibt er in der „Anstalt des Wahnsinns“ sein Unwesen. Mit dabei: ein nicht ganz so niedlicher Plüschhase, dessen Kopf – ähm – abhanden gekommen ist. „Das Grusellabyrinth ist ein Theaterbetrieb, das wollen wir nutzen und setzen Schauspieler in den Escape Rooms ein. Es gibt rund 1500 Räume in Deutschland, aber nur wenige mit Schauspielern.“

Eine Tür weiter entführt ein Soldat die Knobel-Fans ins Jahr 1979. Der Kalte Krieg ist heiß geworden und die Frontlinie bis ins Ruhrgebiet vorgerückt. Die Kulisse für das apokalyptische Abenteuer ist eine Bunkeranlage, in der blinkende rote Warnleuchten, rostige Eisentüren und die Sirene eines Fliegeralarms für die nötige Atmosphäre sorgen.

Biergarten und Erlebniskino

Neben zwei Horror-Escape-Rooms gibt es im Zirkuswagen vor der Erlebniswelt ein familienfreundliches Angebot für Kinder ab 12 Jahren.
Neben zwei Horror-Escape-Rooms gibt es im Zirkuswagen vor der Erlebniswelt ein familienfreundliches Angebot für Kinder ab 12 Jahren. © Grusellabyrinth NRW | Grusellabyrinth NRW

Während die beiden Räume im Inneren nichts für schwache Nerven und ab 16 Jahre sind, geht es im Zirkuswagen draußen familienfreundlich zu. Kinder ab 12 müssen der Verbrecherbande „Rabbit Six“ auf die Schliche kommen. „Die Interaktion mit den Schauspielern richtig zu dosieren, war nicht so einfach. Sie sollen bereichern, aber nicht zu sehr vom Rätseln ablenken“, beschreibt Bierhahn das Konzept. Übrigens: Maskenpflicht herrscht in den Escape Rooms nicht, dafür wird mit Handschuhen gespielt.

Die Gehirnzellen können Besucher übrigens künftig auch bei Outdoor-Rallyes (ab 14 Jahren) durch Bottrop trainieren.

Erlebnistheater öffnet voraussichtlich im September

Doch auch wer keine Lust auf grauenvollen Grusel oder knifflige Rätsel hat, wird zwischen Malakoffturm und Waschkaue fündig. „Wir haben 365 Tage im Jahr geöffnet. Es gibt immer was zu erleben.“ In der Bar und Lounge „Observatorium“ werden weiterhin kühle Drinks gemischt und außerdem soll in gut zwei Wochen der neugestaltete Biergarten „Zechentreff“ zum Verweilen einladen – um beides genießen zu können, ist keine Eintrittskarte nötig. Humorvollen Genuss gibt es ab Spätsommer wieder in der Comedyshow, die ebenfalls erweitert werden soll.

Nicht nur Ulknudeln werden in den Sitzreihen glücklich. Künftig sollen alte Horrorfilm-Klassiker über die Leinwand flimmern und mit Schauspielern im Publikum ergänzt werden – Erlebniskino nennt sich die Idee. Das Erlebnistheater „Phantom Manticore“ hingegen ist nicht nur eine Idee, sondern seit knapp zwei Jahren fester Bestandteil des Grusellabyrinths. Und das soll es auch bleiben. Allerdings gehen die Lichter im Grand Hotel Montmartre voraussichtlich erst im September wieder an.

Tickets und Preise:

Grusellabyrinth NRW, Knappenstraße 36, Bottrop. Das Observatorium ist z. Z. Do-So von 14 bis 22 Uhr geöffnet.

Karten gibt’s auf www.grusellabyrinth.de. Escape Rooms kosten ab 20 € pro Person, die Outdoor-Rallye 19 € pro Person und in den „Schacht 13“ geht es für 5 €.