Comedian Bülent Ceylan ist mit seinem aktuellen Programm „Luschtobjekt“ auf Tour. Im Interview spricht er über Helene Fischer und seine Kinder.

Bülent Ceylan hat nicht nur die Haare schön, er kann auf eine erfolgreiche Karriere als Comedian zurückblicken. Nun tourt der 44-Jährige mit seinem insgesamt 12. Live-Programm „Luschtobjekt“ durch die Republik und macht auch in einigen Städten der Region Halt. Mit Kirsten Gnoth sprach Bülent Ceylan über seine Begegnung mit Helene Fischer, sein Leben als Familienvater und den Wunsch, Opernsänger zu werden.

Bei ihrem aktuellen Programm zeigen Sie sich freizügig auf der Bühne. Wie lange brauchen Sie, um sich vorher die Brust zu rasieren?

Bülent Ceylan: (lacht) Ich habe das einmal mit Klebestreifen gemacht, aber das hat geschmerzt ohne Ende. Zum Glück muss ich meinen Körper nicht jeden Tag rasieren. Das Gesicht allerdings schon. Aber zeitlich geht’s.

Wie fühlt es sich an, mit nacktem Oberkörper vor Publikum aufzutreten?

Ich bewundere die Chippendales, die so etwas jeden Tag machen. Bei mir ist es zum Glück nicht lange. Vielmehr als dieser kurze Rückwärtsstrip, ist es mein wohl persönlichstes Programm. Bülent Ceylan 2.0 sozusagen.

Inwiefern?

Ich habe mich dahingehend geöffnet, dass ich nun auch von meinen Kindern erzähle.

War es ein schwieriger Schritt, das Privatleben nun auch auf der Bühne zu teilen?

Natürlich. Ich habe das selbstverständlich auch mit meiner Frau abgesprochen. Meine Kinder sind superwitzig. Es wäre so schade, wenn ich all diese Anekdoten nicht erzählen könnte. Ich bin aber niemand, der seine Kinder mit auf den Roten Teppich nimmt, überall zeigt oder in den Sozialen Medien postet. Das finden viele Fans gut.

Wie muss man Sie sich denn als Familienvater vorstellen?

Ich komme nach Hause, dann überfallen mich meine Kinder und machen mit mir, was sie wollen. Den Superstar kann man zu Hause vergessen. Da springen meine Kinder mir auf den Rücken und spielen mit mir Pferd. Wenn ich nach Hause komme, bin ich in erster Linie Papa. Das tut gut und so kommt man runter. Außerdem habe ich eine sehr bodenständige Frau und Familie. Das erdet und ist wichtig in so einem Beruf.

Setzten Sie sich auch mal gemeinsam mit ihrer Familie hin und sahen sich einen Fernsehauftritt von Ihnen an?

Die Helene Fischer Show (in der er am 1. Weihnachtsfeirtag zu sehen war, Anm. d. Red.) habe ich mir zu Hause angesehen. Das war echt ein Erlebnis und ein mega Auftritt. Helene Fischer ist supernett zu mir gewesen. Außerdem riecht sie gut (lacht).

Sie selbst haben bei der TV-Show „The Masked Singer“ eine Metal-Version von „Atemlos“ gesungen. Was war das für eine Erfahrung?

Ich glaube, ich habe als Engel polarisiert. Viele haben später zu mir gesagt, dass ich der Show mit dem Rock eine andere Farbe gegeben hätte. In Deutschland ist man momentan mehr an Schlager, Rap oder Pop interessiert und dann kam ich plötzlich mit Rockmusik um die Ecke.

Wie war es denn eigentlich, in diesem Engelskostüm zu stecken?

Die Flügel haben 30 Kilo gewogen, dies war schon ein mega Gewicht, ich hatte danach etwas Rückenprobleme, aber mein Physio hat es wieder gerichtet. Ich habe zwar durch die Maske Luft bekommen, aber auch die war nicht so leicht zu tragen und man hat unter dem Kostüm ziemlich geschwitzt. Aber es war auch ein klasse Gefühl und das Engelskostüm war mega.

Sie haben vor der Show schon musikalische Erfahrungen gesammelt und sing auf Festivals aufgetreten. Wie war das?

Das war megaklasse. Ich bin dieses Jahr wieder zu Wacken eingeladen worden. Diesmal als Sänger. Im August trete ich dort mit einer Band auf -- „Bülent und die Metal Angels“. Wir haben tatsächlich einen 60-Minuten-Slot gekriegt. Das ist schon krass. Und die wollen schon, dass ich die Lieder aus der Show singe. Natürliche mache ich aber auch noch einige Witzchen. Die ersten zwei Male war ich hauptsächlich als Komiker dort. Es ist toll, dass die Menschen mich nun auch als Musiker wahrnehmen. Solche Festivals machen einen riesigen Spaß.

Können Sie sich vorstellen, ein zweites Standbein als Musiker aufzubauen?

Ich kann mir schon einiges vorstellen. Aber natürlich macht es auch die Mischung zwischen Comedy und Musik aus. Das macht mich individuell. Aber auf der anderen Seite kann ich mir auch vorstellen, nur in der Rolle des Musikers auf einem Festival zu sein. Musik habe ich ja schon immer gemacht -- nur die Wahrnehmung nach Außen ist eine andere geworden. Es ist spannend zu sehen, was eine Fernsehshow alles bewirken kann.

Bülent Ceylan macht mit seinem neuen Soloprogramm auch in der Region Halt.
Bülent Ceylan macht mit seinem neuen Soloprogramm auch in der Region Halt. © dpa | Uwe Anspach

Zurück von der Musik zu ihrem neuen Programm „Luschtobjekt“. Was dürfen die Fans erwarten?

Ganz zu Beginn erfülle ich schon die Erwartungshaltung. Ich komme raus und habe kein T-Shirt an. Aber weil ich irgendwo doch ein Warmduscher bin, ziehe ich es relativ schnell wieder an. So viel Sex -- wie der Name vermuten lässt -- steckt aber in dem Programm tatsächlich nicht drin. Natürlich erzähle ich, wie mich mein Vater aufgeklärt hat. Aber nicht alle Anekdoten drehen sich um Lust. Es gibt auch viele andere Geschichten. Außerdem singe ich vor der Pause noch Schuberts Winterreise an -- also etwas Klassisches. Das hat einen Wow-Effekt. Aber es passt auch zu mir, weil ich es früher auswendig gelernt habe und Opernsänger werden wollte.

Wieso haben Sie diesen Berufswunsch verworfen?

Na ja, ich bin Bassbariton und da steht man immer nur in der zweiten Reihe (lacht). Die Tenöre sind die Superstars. Und dann bin ich Komiker geworden.

Aber damit haben Sie in die Vollen gegriffen.

Als Komiker muss man nicht der perfekte Opernsänger sein. Die Leute sind meist schon begeistert, wenn man als Komiker mehrere Facetten zeigen kann.

Nicht nur musikalisch sind Sie engagiert – sie sprechen sich auch deutlich gegen Rechts aus.

Ja. Gerade in diesen Zeiten, in denen es so viel Rechtspopulismus gibt, ist es wichtig. Dinge, wie die Wahl in Thüringen, beschäftigen mich. Für jemanden mit Migrationshintergrund wie mich, ist das immer noch mal etwas anderes. Es kann ja nicht sein, dass ein Faschist im Landtag sitzt. Da konnte ich nicht länger meinen Mund halten. Es betrifft mich, es betrifft Freunde von mir und man hat einfach Angst. Und die sollte man nicht haben. Es gab immer schon ein paar Idioten, aber jetzt haben sie eine Berechtigung, in der Politik mitzumischen. Und das ist traurig. So was tut mir echt weh.

Sie scheuen sich bei Ihrer Show nicht, ins Publikum zu gehen. Suchen Sie sich vorher die Leute aus oder ist das alles spontan?

Feingefühl gehört immer dazu. Man darf mal frech sein, muss aber immer Anstand haben. Es kann mal sein, dass einem im Eifer des Gefechts etwas rausrutscht, was vielleicht drüber war. Aber dann kann man sich entschuldigen. Ich würde mir niemals jemanden raussuchen, dem die Dinge unangenehm sind.

Ist so was schon mal in die Hose gegangen?

Ich habe auch schon mal jemanden angesprochen, der gar keine Miene verzogen hat. Die Frau neben ihm hat total gelacht, aber er wollte anscheinend gar nicht zur Veranstaltung mitkommen. Die beiden waren dann auch nach der Pause weg. Leute, die nicht angesprochen werden wollen, sollten bei mir nicht in der ersten Reihe sitzen.

Gibt es denn auch eine neue Figur in Ihrem Programm?

Ja, die Fans haben so lange auf eine neue Figur gewartet und nun ist sie da -- ein Thor mit Mannheimer Dialekt. Er ist absolut hohl und bringt damit die Leute zum Lachen.

Sie kommen ja auch zu uns in die Region. Müssen Sie Ihren Akzent dann zurückfahren?

Ein kleines bisschen. Aber dann geht’s.

Termine 2020: U.a. 3.9. Siegen (L.-G.-Saal), 26.9. Soest (Stadthalle), 1.11. Hagen (Stadthalle). Ab ca. 41 €.