Beim Headis spielt man Tischtennis mit dem Kopf. Die Pottheads Bochum sind der einzige Headis-Verein in NRW. Wir haben sie beim Training besucht.
Marvin hält den weißen, handballgroßen Gummiball in seinen Händen. Mit seiner Rechten versetzt er ihn in Rotation, wirft ihn mit der Linken hoch und stößt ihn nach vorn. Mit dem Kopf. Gegenüber wartet Talia. Breitbeinig, etwas gebückt, aber mit festem Stand. Der Ball kommt. Flach, sehr flach. Talia geht noch tiefer in die Knie, nimmt den Kopf zur Seite und titscht den Ball zurück. Auf die Tischtennisplatte. Die steht zwischen ihr und Marvin. Die beiden spielen Headis: Kopfballtischtennis.
Talia Flunkert (23) und Marvin Klejdzinski (29, gr. Foto) trainieren. Sie sind Mitglieder bei den Pottheads Bochum, dem einzigen Headis-Verein in NRW. In der Halle neben dem Kulturzentrum Thealozzi liefern sich drei weitere Paare ein Match. Es quietscht. Das sind die Turnschuhe auf dem Boden. Und die Hände auf den Tischtennisplatten. Mit ihnen stützen die Spieler sich ab, was beim Orientieren hilft.
Auch interessant
VfL Bochum hat Headis eine Absage erteilt
„Die Regeln sind im Prinzip wie beim Tischtennis. Aber du darfst die Platte mit allen Körperteilen berühren. Der Ball darf allerdings nur mit dem Kopf gespielt werden“, erklärt Marco Ibscher, Vorsitzender der Pottheads. Der 42-Jährige hat den Verein vor einem Jahr zusammen mit sieben anderen Sportsfreunden gegründet. „Die Tischtennis-Abteilung des VfL Bochum wollte uns nicht, da haben wir es selbst angepackt.“
Gespielt wird eins gegen eins. Der Sieger muss zwei Sätze à 11 Punkte gewinnen, bei Gleichstand sind zwei Punkte Vorsprung notwendig. „Maaaaan“ schreit Marvin durch die Halle und schlägt mit der flachen Hand auf die Platte. Angabefehler. Das heißt, der Ball berührt das Netz (beim Headis eine stabile Steckkonstruktion aus Kunststoff) oder die gegnerische Kante. Die Bestrafung: ein geschenkter Punkt für die Gegnerin.
Auf die Tischtennisplatte springen ist erlaubt
Beim nächsten Mal klappt’s besser. Nach ein paar schnellen Ballwechseln kontert Talia mit einem hohen Ball. Marvin springt bäuchlings auf die Platte und nimmt den Ball volley, also direkt. Tut das nicht weh? „Ich hatte am Anfang viele blaue Flecke an den Oberschenkeln, weil ich nicht wusste, mit wie viel Kraft ich springen soll. Aber man lernt schnell, es einzuschätzen. Ab und zu gibt es eine Schürfwunde, das ist alles“, erzählt Talia und zeigt auf ihre Beine. Sie ist eine von bloß zwei Frauen des 14 Personen starken Vereins.
Aktuell steht Talia in der Weltrangliste der Spielerinnen auf Platz 10. Ja, es gibt sogar eine Weltmeisterschaft. Sie findet jedes Jahr in Kaiserslautern, der Geburtsstätte von Headis, statt. 2006 war der damalige Sportstudent René Wegner aus Saarbrücken dort mit Freunden im Freibad. Der Fußballplatz war belegt, die Ping-Pong-Platte aber frei. Und Not macht erfinderisch. So spielten die Kumpel den Ball halt mit dem Kopf übers Netz.
Aber mal ehrlich: Zumindest der Kopf schmerzt doch irgendwann, oder? Die Pottheads schütteln denselben. „Nein, wir haben einen speziellen Ball“, sagt Marco Ibscher. 100 Gramm wiegt er bei einem Umfang von 50 Zentimetern. In der Hand fühlt er sich tatsächlich federleicht an. Doch beim Laien wummert die Stirn nach ein paar Minuten schon etwas.
Headis gibt es in folgenden Städten der Region als Hochschulsport: Dortmund, Bochum, Köln, Bielefeld, Paderborn. Training der Pottheads Bochum: donnerstags, 19-21 Uhr, Sporthalle neben dem Thealozzi, Pestalozzistr. 23. Mehr Infos auf www.pottheads.net.