Die Breakdance-Gruppe Flying Steps hat sich für ihr neues Programm etwas einfallen lassen: Sie tanzen in „Flying Bach“ zu Musik des Komponisten.
Breakdance und Johann Sebastian Bach – auf den ersten Blick hat beides nicht so wirklich viel gemeinsam. Aber Musik verbindet. Und genau das machen die Tänzer der Urban Dance Company Flying Steps aus Berlin. Sie bringen zusammen, was eigentlich nicht zusammen passt. In ihrer Crossover-Show „Flying Bach“ verbinden sie akrobatische und explosive Breakdance-Moves mit klassischen Klängen aus Bachs „Das Wohltemperierte Klavier“. Und das seit mittlerweile zehn Jahren. Für den Start ihrer Jubiläumstour kommen die Flying Steps am 13.4. ins Essener Colosseum Theater. Auch Düsseldorf statten sie einen Besuch ab (18.4.).
Es ist eine Geschichte der Konfrontation und Begegnung zugleich. Eine Ballerina trifft auf sieben Breakdancer. Mit erhobenem Kinn und graziler Haltung schlägt sie Kapriolen, schwebt in der Luft und landet im Spagat. Auftritt der Tänzer: Mit der Basecap auf dem Kopf drehen sie sich auf den Schultern um die eigene Achse und wirbeln die Beine wie die Flügel einer Windmühle. Sie machen einen Handstand, einhändig, springen und rotieren dabei einfach weiter.
In „Flying Bach“ gibt’s Live-Musik und elektronische Beats
Wie das ungewöhnliche Aufeinandertreffen ausgeht, erzählen die Flying Steps anhand der Präludien und Fugen (c- bis f-Moll) von Johann Sebastian Bach. „Das Besondere ist, dass wir nicht einfach nur auf die Musik tanzen, sondern sie visualisieren und in Bewegungen übersetzen“, sagt Choreograf Michael „Mikel“ Rosemann.
Was heißt das konkret? „In den Stücken gibt es immer mehrere Stimmen und jeder Tänzer übernimmt dann eine davon“, erklärt Crew-Mitglied Niranh Chanthabouasy. So inszenieren die Flying Steps zum Beispiel das dreistimmige Thema der c-Moll-Fuge als Tanztraining mit einem Lehrer und zwei Schülern. „Aber weil sich die Stimmen oft überlagern, ist es nicht immer so einfach, sie genau herauszuhören“, verdeutlicht Chanthabouasy die Schwierigkeit.
Nichts soll von Musik und Tanz ablenken
Liebhaber des basslastigen Hip-Hop müssen jedoch nicht komplett darauf verzichten. Einzelne Parts wie die Toccata sind mit elektronisch verfremdeten Beats arrangiert. Das Bühnenbild ist bewusst zurückhaltend. Zwei Musiker spielen live an Cembalo und Klavier. Das war es dann aber auch schon mit Schnickschnack. Eine imposante Lichtshow, geschweige denn Laser, wären fehl am Platz. „Es soll nichts von Musik und Tanz ablenken“, so Mikel.
Die Idee zu „Flying Bach“ hatte Flying Steps-Gründer Vartan Bassil nach einem klassischen Konzert: „Er hat sich gedacht, Ballerinas machen Pirouetten auf Zehenspitzen und wir drehen uns eben auf unseren Köpfen“, erzählt Mikel. Diesen Move nennt man übrigens Headspin. Bis dato hatte es ähnliche Projekte noch nicht gegeben.
Echo-Sonderpreis 2010
Auch die Crew hatte mit Klassik nichts am Hut bzw. an der Mütze. Der Dirigent und Opernregisseur Christoph Hagel fand die Idee spannend und entwickelte mit Bassil ein Konzept. Für die Tänzer folgten Wochen und Monate mit Bach auf den Ohren. Im Debütjahr 2010 gab es für „Flying Bach“ prompt den Echo Klassik Sonderpreis.
„Schön ist, wie verschiedene Generationen in der Show zusammenkommen“, beschreibt Mikel die Mischung des Publikums. So verbindet die Musik Klassik- und HipHop-Anhänger, Jung und Alt. Während Kinder feststellen, „Bach ist voll cool“, erkennen die Älteren: „Breakdance ist doch kunstvoll.“
Flying Bach, 13.4. (Essen, Colosseum Theater), 18.4. (Düsseldorf, Tonhalle). Karten ab 31 € gibt’s bei www.ruhrticket.de.