Essen. Mit dem Coversong „Nothing Compares 2 U“ wurde Sinéad O’Connor berühmt. Den Klassiker gibt’s 2020 bestimmt auch beim Konzert in Essen zu hören.

1990 kannte sie fast jeder, die traurigen blauen Augen von Sinéad O’Connor. In ihnen lag all der Schmerz, den die Irin mit ihrer sonst versteinerten Mine im Musikvideo zu „Nothing Compares 2 U“ verbergen wollte. Knapp über fünf Minuten litten damals Millionen Fans vor der Mattscheibe mit, als O’Connor schließlich Tränen über die Wangen rollten. Das Prince-Cover katapultierte die Sängerin in vielen Ländern an die Chartspitze und ebnete ihr den Weg für eine erfolgreiche Karriere. Die fand vor vier Jahren ein abruptes Ende. Sinéad O’Connor zog die Reißleine und verordnete sich selbst eine Bühnenpause. Doch nun ist sie zurück.

Das Comeback führt sie im kommenden Jahr in die Essener Lichtburg. Im Rahmen der „The 786“-Tour blickt die 53-Jährige nicht nur auf eine turbulente Musik-Karriere, sondern auch auf ein durchgerütteltes Leben zurück. Beides geht bei Sinéad O’Connor jedoch Hand in Hand. Es braucht keinen Blick zwischen die Zeilen ihrer Songs, um die Selbstzweifel, die Wut und den Weltschmerz zu erkennen. Jedes einzelne Lied ist ein eigenes Drama im Miniaturformat – mal untermalt mit zerbrechlichen leisen Tönen, mal förmlich in die Welt hinaus geschrien.

Sinéad O’Connor wechselte den Glauben

Sinéad O’Connor vertonte schon immer die düstere Seite der Gefühle. Alles andere würde bei ihrer Vorgeschichte auch aufgesetzt wirken. Als Kind wurde sie von der eigenen Mutter misshandelt und später in einem katholischen Internat sexuell missbraucht. Ihrer Mutter hatte sie zwischenzeitlich verziehen und mit ihrem christlichen Glauben anscheinend nie so recht gebrochen – bis jetzt. Das farbenfrohe Jesus-Tattoo, dass seit acht Jahren die Brust der Künstlerin ziert, werden Zuhörer beim Konzert nicht sehen.

Vorbei sind die Zeiten, in denen die Irin Oberteile mit Ausschnitt trug. Heute zeigt sie sich hochgeschlossen. Im vergangenen Jahr konvertierte O’Connor zum Islamund nennt sich seither Shuhada’ Sadaqat. Das raspelkurze Haar – Jahrzehnte lang ihr Markenzeichen – ist unter einem Hidschab verschwunden.

Sängerin wagt kleines Tänzchen auf der Tour

Ihre blauen Augen allerdings wirken wacher und glücklicher als je zuvor. Vergessen scheinen die Depressionen, die Selbstmordversuche und der Moment, in dem sie 1992 vor laufenden Kameras das Bild des Papstes zerriss. Beim ausverkauften Konzert im Berliner Admiralspalast vor wenigen Wochen wagte Sinéad O’Connor zum Chart-Hit „Take Me To Church“ sogar ein kleines Tänzchen – barfuß und mit einem Lächeln im Gesicht.

Mit geschlossenen Augen und einer Stimme, die über die Jahre der Abwesenheit nichts an ihrer Intensität verloren hat, präsentierte sich die Sängerin hinter dem Mikrofon. Mit im Gepäck hatte die Irin beim Auftakt der kleinen Tour eigene Songs wie „Reasons With Me“ und „The Emperor’s New Clothes“ sowie Coversongs anderer Interpreten wie etwa John Grants „Queen of Denmark“.

Und natürlich darf bei der Tour auch der Song nicht fehlen, der alles ins Rollen brachte: „Nothing Compares 2 U“. Da sind sie wieder, zumindest musikalisch, die traurigen blauen Augen der Sinéad O’Connor.

Sinead O´Connor - The 786 Tour, 13.1., 20 Uhr, Lichtburg, Kettwiger Str. 36, Essen. Karten ab ca. 50 €.