Essen. Mit dem aktuellen Album „Schritte“ gehen Silbermond neue Wege. Seichter Pop trifft auf tiefe Texte. Live sind die im kommenden Jahr zu hören.

Vor gut 15 Jahren heizten Silbermond als Vorgruppe die Fans für Jeanette Biedermann an. Wenige Monate nach der Tour erschien ihr Debütalbum „Verschwende deine Zeit“. An dieses Motto haben sich die Bautzener allerdings nicht gehalten. Im Zweijahresrhythmus haben die Deutsch-Popper seither weitere Alben veröffentlicht. Für die aktuelle Platte „Schritte“ haben sie sich jedoch etwas mehr Zeit gelassen. Grund dafür ist die Geburt des „Band-Babys“. Doch nun sind Silbermond zurück und touren 2020 durch die Region – mit dabei ist auch der Nachwuchs von Sängerin Stefanie Kloß und Gitarrist Thomas Stolle.

Der einjährige Sohn der beiden ist für die große Abenteuerreise im kommenden Jahr bereits gerüstet. Er tummelt sich dann mit einem eigenen Backstage-Pass hinter der Bühne. Auch bei den Proben sei der Kleine mit dabei. „Wir mussten ihn nur fernhalten vom Schlagzeug“, verriet Stefanie Kloß dem Radiosender MDR Jump im Interview. Na, da steckt doch eine Musikkarriere in den Kinderschuhen.

Angefangen als ein Jugendprojekt

Das Rhythmusgefühl dürften seine Eltern ihm in die Wiege gelegt haben. Immerhin haben Kloß & Co. selbst als Jugendliche angefangen, Musik zu machen. 1998 lernten sich die Mitglieder von Silbermond bei dem Jugendprojekt „Ten Sing“ des CVJM kennen. Damals musizierte die Truppe allerdings als Coverband unter dem Namen Exakt. Vier Jahre später war Exakt Geschichte und die erfolgreiche Band Silbermond geboren – gesungen wurde seitdem nur noch auf Deutsch.

Der Umschwung hat sich gelohnt. Mit Anbruch der Silbermond-Ära wurde die Band mit zahlreichen Platten in verschiedensten Farben regelrecht überschüttet. Zwei Beispiele: Das Debütalbum wurde seinerzeit mit siebenfachem Gold ausgezeichnet, dreifach Platin gab’s für den Nachfolger „Laut gedacht“ 2006

Popmusik hat wieder eine Meinung

Fans der Band feiern jedes der mittlerweile sechs Studioalben. Hunderttausende gingen jeweils über die Ladentheke. Für so manch einen Kritiker hingegen denken Silbermond noch nicht laut genug. Während die Band sich abseits der Bühne seit vielen Jahren gegen Rechtsextremismus einsetzt, finden politisch-angehauchte Themen in den Songtexten nur bedingt einen Platz.

Auf der aktuellen Platte klingt das anders. Ob es der Klimawandel, Homophobie oder der Rechtsruck bei den Wahlen ist – zwischen den Zeilen findet sich so manch gesellschaftspolitischer Seitenhieb. „Es gab eine Zeit, in der sich Popmusiker zurückgezogen haben, weil sie dafür kritisiert wurden, Stellung zu beziehen. Aber mittlerweile kommt das Gefühl auf, dass Popmusik wieder eine Meinung hat, und das finde ich gut“, sagte Schlagzeuger Andreas Nowak (36) der Deutschen Presse-Agentur.

Neue Verantwortung als Mutter

Zudem sei der Silbermond-Nachwuchs einer der Gründe, warum sich die Band auch auf ihrer neuen Platte deutlich positioniert, sagt Kloß. „Ich habe eine neue Verantwortung, die ich für mich merke. Ich hab diesen kleinen Wurm in die Welt geworfen, das hat er sich nicht ausgesucht. Jetzt muss ich dafür sorgen, dass er gut klarkommt.“ Dazu gehört für die 35-Jährige auch, sich eine Meinung zu bilden und Haltung zu beziehen.

Untermalt wird das von einem leichten, überwiegend ruhigen Popsound – nicht etwa mit einem musikalischen Zeigefinger. Das Album schwankt Song für Song zwischen altbekannter Leichtigkeit und ungewohnter Tiefe. Silbermond wagen neue Schritte auf gewohntem Grund.

Termine: 30.1., 20 Uhr, Lanxess Arena, Willy-Brandt-Platz, Köln.
6.2., 20 Uhr, Westfalenhalle, Rheinlanddamm 200, Dortmund.
19.6., 19.30 Uhr, Open Air am Biggesee, Am Sonderner Kopf 3, Olpe.

Karten gibt’s ab ca. 40 € in unseren LeserLäden, auf www.ruhrticket.de und unter 0201 / 804 60 60.