Line Dance lässt nicht nur Western-Herzen höher schlagen. Die Rhinestone Line & Country Dancers in Bochum geben Einblicke in den Reihen-Tanz.

Cowboystiefel, Hüte, Fransenwesten – beim Stadtbummel tragen sie solche Outfits nicht. Doch wenn Ilse (62) und ihr Mann Hans (62) zum gemeinsamen Tanzabend gehen, passt alles zusammen: die Kleidung, die Musik, die Stimmung. Ilse und Hans sind Mitglieder bei den Rhinestone Line and Country Dancers in Bochum (RLCD). Hinter diesem Namen steckt eine Tanz-Truppe, die sich der Country- und Westernmusik verschworen hat – und das bereits seit einem Vierteljahrhundert.

„Los geht’s!“, ertönt die Stimme von Lena Weller (57). Sie ist die 2. Vorsitzende bei den RLCD und trainiert am heutigen Abend die gut 35 anwesenden Line Dancers im Vereinsheim des Kleingärtnervereins Flora in Bochum-Werne. Während sich nach und nach die Tänzerinnen und Tänzer in mehreren Reihen hinter- und nebeneinander aufstellen, startet Lena die beschwingt-fröhliche Country-Musik.

Die Rhinestone Line and Country Dancers trainieren im Vereinsheim Flora in Bochum.
Die Rhinestone Line and Country Dancers trainieren im Vereinsheim Flora in Bochum. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

„Old And Grey“ schallt es aus den Boxen. Doch alt und grau ist hier an diesem Herbsttag nur das Wetter draußen. Drinnen ist man heiter beim Du. „Die Leute sollen herkommen und Spaß haben“, erklärt Chefin Sabine Eckmann (51) (kl. Foto). Niemand stehe in der Pflicht, alle Tänze mit zu tanzen. Eben jeder so, wie er mag. Die Freude am Line Dance sieht man den Tänzern während ihres Trainings an. Manche singen mit, andere bewegen die Hände im Takt der Musik.

Tänze auf Linien

„Da sind wir nicht so streng“, sagt Sabine und lacht. In einigen Vereinen werde nämlich auf eine einheitliche Handhaltung in den Gürtelschlaufen oder an den Hosentaschen geachtet.

Was zunächst ein bisschen statisch aussieht, folgt einer vielseitigen Choreographie: Schrittfolgen, Drehungen und Richtungswechsel. „Das Besondere beim Line Dance ist, dass man keinen festen Tanzpartner hat und auch keinen braucht“, erklärt die 1. Vorsitzende. Es sind eben Tänze, die an räumlichen Linien ausgerichtet sind.

Deshalb spiele die Gruppengröße keine Rolle. Bei Auftritten gilt aber: Je mehr dabei sind, desto eindrucksvoller sieht die Choreo aus. Sabine ist bereits seit der Gründung der Rhinestone Dancers im Jahr 1995 mit dabei und seitdem hin und wieder auf Stadtteilfesten oder Firmenfeiern aufgetreten.

Jeder kann mitmachen

Ilse und Hans tanzen längst zum nächsten Song. Der Rhythmus wird schneller, die Schritte sehen schwieriger aus. Immer wieder kommen andere Tänzer dazu oder setzen sich zum Plaudern an die Tische im Vereinsheim. Genügend Gesprächsstoff haben sie, da die meisten bereits von Anfang an was übrig für die Country-Kultur hatten:

Einige kommen vom Westernreiten, andere haben zuvor Square Dance getanzt – die Leidenschaft für die aus den USA stammende Musikrichtung teilen sie alle. „Auch wenn in gewisser Weise jeder für sich tanzt, ist Line Dance ein kommunikatives Hobby“, sagt Sabine. Hier entstehen Freundschaften. Deshalb lautet die Devise des 70 Mitglieder starken Vereins: „Bei uns kann jeder mitmachen“ – Alter, Geschlecht und Vorkenntnisse spielen keine Rolle.

„Anfänger führen wir mit einfachen Tänzen Schritt für Schritt heran“, verspricht Lena lächelnd. „Und wenn es Schwierigkeiten gibt, nehmen unsere ,alten Hasen’ die Neuen beiseite.“

Line Dance hat seinen Ursprung in den USA.
Line Dance hat seinen Ursprung in den USA. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Schon gewusst?

Line Dance entwickelte sich im Laufe des 20. Jahrhunderts hauptsächlich in den USA. In der damaligen Tanzkultur in den Clubs war Line Dance eine Ergänzung zum vorherrschenden Paartanz. In Europa fasste der Tanzstil nach dem Zweiten Weltkrieg Fuß – amerikanische Musik galt als modern. Allerdings wird Line Dance heute nicht mehr nur auf Country- und Westernmusik getanzt. Auch die RLCD greifen gelegentlich zu Rock, Pop oder irischen Songtiteln. Andere Line-Dance-Gruppierungen machen ihre Choreografien zu Charts oder Schlager.

Square Dance wird im Gegensatz zu Line Dance zu je vier Paaren im Quadrat getanzt. Der so genannte „Caller“ ruft den Tänzern die Figurenfolgen spontan zu, die umgesetzt werden sollen. Ein weiterer Unterschied: Im Square Dance gibt es keine Meisterschaften, im Line Dance hingegen schon.

Line-Dance-Vereine gibt es auf www.bfcw.com/mitgliedsvereine.html. Clubs und Tanzschulen finden Interessierte außerdem auf www.we-love-country.de

Cowboystiefel an – und ab auf die Tanzfläche

Rhinestone Line Dancers aus Bochum: Wer bei den RLCD mitmachen möchte, muss nicht im Western-Outfit kommen; Alltagskleidung und Sneakers tun es aus. Trainingszeiten: Dienstags und Freitags, jeweils ab 19.15 Uhr im Vereinsheim des Kleingärtnervereins Flora, Am Herrbusch 60 in Bochum. (www.rlcd-linedance.jimdo.com)

Yukon Line Dancer im Dinslakener Saloon: Im Oktober haben sie ihr 20-jähriges Bestehen gefeiert. Die Yukon Line Dancer in Dinslaken tanzen sogar in einem waschechten Saloon im amerikanischen Stil. Trainingszeiten: Freitags ab 18 Uhr im Yukon Saloon in der Lanterstraße 46 in Dinslaken. (www.yukon-saloon.de/line-dance/)

Die HeiLiners aus Heiligenhaus: Pop-Songs und Country stehen bei den HeiLiners auf dem wöchentlichen Tanzprogramm. Anfänger-Training: Mittwochs 20-21-30 Uhr, Große Halle, Am Sportfeld, Heiligenhaus (bitte vorher anrufen). Infos: 0170/2968766 (Brigitte Denné) und www.ssvg-heiligenhaus.de/fitness-sport/line-dance/

Country Liners in Winterberg: Die Winterberger Country Liners tanzen seit 2003 gemeinsam. Durch Workshops erarbeiten sie neue Tänze – auch zu Chartmusik. Training: Donnerstags ab 19.30 Uhr, Grundschule Winterberg, Am Postteich. Anmeldung und Infos: 01575/9335411 (Barbara) und linedance-winterberg.webs.com