Bei Einbruch der Dunkelheit leuchten im Landschaftspark Duisburg-Nord die Fackeln auf. So können Sie bei einer Führung Industrieromantik erleben.
Langsam senkt sich die Sonne über den Landschaftspark Duisburg-Nord. Während das natürliche Licht schwindet, erwacht das künstliche. Bunte Strahler setzen die Stahlkonstruktionen in Szene. Zwischen Hochöfen, Gießhallen und Gasometer bahnt sich eine Besuchergruppe ihren Weg durch die Kulisse. Die abendliche Wanderung allein versprüht schon Industrieromantik pur. Damit der Funke aber wirklich überspringt, gibt es noch eine Fackel für jeden obendrauf.
Bis die Teilnehmer die feurigen Lichtquellen in die Hand bekommen, müssen sie sich etwas gedulden. Der erste Teil der Führung wird ohne Fackeln absolviert, ist dadurch aber nicht weniger spannend. Zu Beginn gibt Tour-Guide Andreas Matthes einen Abriss der Industriegeschichte des einstigen Hüttenwerkes. „Immerhin sollten Sie nach der Führung auf einem höheren Niveau verwirrt sein als vorher“, scherzt der 48-Jährige.
Hochofen ist ein Feuer-Löscher
Die nackten Fakten sind schnell erzählt: In der Blütezeit malochten hier 1800 Menschen, zur letzten Schicht ertönte die Sirene am 4. April 1985, danach war das rund 180 Hektar große Areal eine Industriebrache. Deren Herzstück sind bis heute die Hochöfen, von denen einer begehbar ist. Die 70 Meter hohe Anlage bietet zwar einen eindrucksvollen Blick übers Revier, ist aber auch ein Feuer-Löscher.
Die ersten 41 Treppenstufen sind Pflicht. Der Rest ist was für Schwindelfreie, Wetterfeste und Abenteurer. Fackeln hätten hier oben keine Chance. Der Wind, der die Haare der Damen zerzaust, würde den Flammen im Nu den Garaus machen. Als Belohnung für die Kletterpartie gibt es auf dem Weg hinunter dann doch noch eine Fackel – und selbst hier unten kämpfen die Flammen noch mit den Böen.
Stählerner Zungenbrecher am Abstich
Schnell füllt sich die Luft in der Abstichhalle mit dem Geruch des Petroleums. Der warme Schein der Fackeln erleuchtet das stählerne Gerippe und überzieht es mit den tanzenden Schatten der Teilnehmer. „Die Atmosphäre ist toll“, schwärmt Guido Hüllenkremer, der mit einer Truppe aus Aachen hergekommen ist – alles ehemalige Glashüttenkollegen. Mit Feuer kennt er sich also aus.
Bei der Hochofenstichlochstopfmaschine – und nun sagen Sie das zehn Mal schnell hintereinander – müssen alle schmunzeln. Sie brachte den flammenden Bach aus Roheisen und Schlacke zum Versiegen. Der Abstich war eine der gefährlichsten Arbeiten, weil das Roheisen eine Temperatur rund 1600 Grad hatte. Heute werden hier nur noch die Fackeln so heiß.
Schon gewusst?
Auf dem Gelände des Landschaftsparks tummelten sich zu den Ruhr Games im Juni 5000 Athleten aus verschiedenen Sportbereichen. Die BMX-Fahrer nutzen die eindrucksvolle Kulisse für Stunts aller Art.
Dort, wo früher Gichtgas im Park zwischengelagert wurde, können heute Taucher schwerelos durchs Wasser schweben. Im 13 Meter tiefen Gasometer gibt es einiges zu entdecken: ein Schiffs- und ein Flugzeugwrack, zwei Autos und ein künstliches Riff.
In der 170 Meter langen Halle der Kraftzentrale sind seit langem nicht mehr die Hüttenwerker, dafür mitunter sogar „Ninjas“ unterwegs. Für die erfolgreiche TV-Show „Team Ninja Warrior“ wurde in der Kraftzentrale ein Parcours aufgebaut, der den Teilnehmern so einiges abverlangte.
Hier wird noch im Schein der Fackeln gewandert:
Hattingen: 150 Jahre sprühten auf der Henrichshütte die Funken. Heute ist das Werk für Besucher offen. Henrichshütte, Werksstraße 31-33, Hattingen. Ab 22.11. immer freitags 20 Uhr. Erw. 8 €, Ki. (6-17 J.) 4 €. Infos: www.lwl.org
Witten: In Witten kann man das Muttental im Fackelschein erleben, den Bergbaulehrpfad begehen oder eine Grünkohltour machen. Verschiedene Wanderungen, Termine und Preise. Mehr Infos auf www.stadtmarketing-witten.de
Olsberg: Die Wanderung führt zum Naturmonument Bruchhauser Steine. Nachher gibt es warme Getränke. 27.12., 15 Uhr, Infocenter Bruchhauser Steine, Olsberg. Anmeldung unter 02962/97670. Karten Erw. 12,50 €, Familien 25,50 €.
Herten: Auch in Herten kann man mit einer Fackel die Halde erkunden und den Blick schweifen lassen. Freitags, verschiedene Zeiten, RVR-Besucherzentrum Hoheward, Werner-Heisenberg-Straße 14, Herten, www.hoheward.rvr.ruhr
Fackelführungen im Landschaftspark Duisburg-Nord: freitags und samstags um 18 Uhr. Kosten: 10 €. Infos: www.landschaftspark.de. Video auf