DUisburg. . Das gute alte Spiel mit den Zahlen-Zetteln und Mitfieber-Garantie ist wieder angesagt. Angebote in der Region für gibt es einige.
Es ist still. Stecknadelstill. Alle blicken konzentriert nach unten, die Ohren gespitzt. Nach einer Ewigkeit, die an die Spannungsmache eines Castingshow-Finales erinnert, erlöst Stefan Pelzer uns endlich: „76!“, brüllt er ins Mikro.
Dann geht alles ganz schnell: Aus einer Ecke ruft ein Mann „Bingo!“ – mit einer solchen Siegessicherheit, dass es in den Herzen der restlichen 50 Spieler schmerzt. Buuuh! Einige werfen ihren Bingo-Stempel theatralisch auf den Tisch. So ein Mist!
Bingo: Zwei Mal im Monat „Anne Tränke“
Die Stimmung ist aufgekratzt in der Duisburger Kneipe „Anne Tränke“. Am Waldrand im beschaulichen Bissingheim ist noch heile Welt: Die Stimmung ist gut, das Bier kalt, die Sprache Pott. Aber: Bingo? Das Omma-Entertainment? Zwei Mal im Monat holt Geschäftsführer Michael Krebs (52) die stahlgerippige Kugel-Trommel hinter der Theke hervor und Kollege Stefan Pelzer (50) wird zum Bingo-Onkel.
Auch ich habe meinen Zahlen-Zettel erfolglos nach der 76 abgesucht, und selbst wenn ich es mir nicht eingestehen will: Frustriert bin ich schon. Der Schein mit Ziffern zwischen 1 und 90 sieht jungfräulich aus, mein lilafarbenes Bingo-Stempelchen ist noch nicht oft zum Einsatz gekommen. Doch der Ehrgeiz ist geweckt, als Stefan wieder das Mikrofon nimmt: „Wollt ihr die nächste Zahl?“ Und wie wir die wollen. „Jaaaa“ schallt es durch den Raum. Oh, Bingo ist Begeisterung!
Ohne Reservierung kein Tisch
„Ich habe das immer mit Sonntagnachmittagen im Seniorenheim in Verbindung gebracht“, gibt die 27-jährige Miriam aus Duisburg zu. „Aber hier bringt das richtig Spaß, es ist spannend und die Atmosphäre macht’s einfach aus.“ Sie sitzt mit Schwester Melanie (33) „anne Theke“. Ohne Reservierung hat man keine Chance, am Tisch zu sitzen.
Ich hatte Glück; eine Truppe eingeschworener Stammspieler hat mich aufgenommen. Erstmal wird klargestellt, dass wir ein Team sind. Wichtigste Regel: Hat einer Bingo, brüllt der ganze Tisch. In mehreren Spielrunden gibt’s schließlich feines Essen – wie Friko mit Senf – und Bier zu gewinnen.
Jede Zahl hat eine Geschichte
Der Bingo-Onkel wirft die Zahlen schnell in die Donnerkuppel. Aufpassen ist angesagt. 15, 47, 90, 78 – dann, auf einmal: die Zahl, die nicht ausgesprochen werden darf. Ein Pappschild verkündet die Ziehung der 10. Warum die nicht artikuliert wird, bleibt mir ein Rätsel. Jede Zahl hat halt eine Geschichte, einen Spruch, eine Anekdote.
Die Stifte fliegen über die Zettel, jeder Zahl folgt ein konzentriertes „verdammt“ oder energisches „endlich“. Zwischendurch werfe ich einen prüfenden Blick auf die Blätter meiner Teammitglieder. Die Spannung steckt an, ich will unbedingt gewinnen. Doch da ruft schon wieder der Nebentisch: „Bingo!“
>>>INFO: Hier wird Bingo gespielt
Duisburg: Anne Tränke, Vor dem Tore 76, Duisburg. Bingo jeden 1. und 3. Donnerstag, Eintritt frei. Infos/Reservierung unter www.annetränke.de
Dinslaken: Bingomania gilt jeden Donnerstag im Hinz & Kunz in Dinslaken. Unter dem Motto „Von wegen Bingo ist was für alte Leute“ wird das kostenfreie Spiel ab 21.30 Uhr eröffnet. Zu gewinnen gibt es Essen und Trinken im Lokal. Hinz & Kunz, Am alten Drahtwerk 6, Dinslaken. Jeden Donnerstag ab 18 Uhr geöffnet. Eintritt frei. Mehr Infos im Internet auf www.hinzundkunz-dinslaken.de
Dortmund: Die Kugeln drehen sich auch an der Dortmunder Rennbahn. Die anliegende Gastronomie Zum Hufeisen veranstaltet jeden Freitag ein großes Familien-Bingo. Einen Spielschein mit sechs Tickets gibt es für sechs Euro. Zum Hufeisen, Rennweg 70, Dortmund. Jeden Freitag ab 18.30 Uhr, Eintritt frei, Spielen nur mit Tickets möglich. Infos im Netz unter www.gastronomie-hufeisen.de
Arnsberg: Wer Lust auf eine Kombination aus Bingo und Cocktails hat, ist bei Herr Nilsson in Arnsberg richtig. Die Teilnahme kostet nichts, Preise gibt’s trotzdem. Die Cocktail-Happy-Hour macht auch was her. Die nächsten Termine: 18.10., 15.11., 6.12. Herr Nilsson, Zum Schützenhof,Arnsberg. Einlass 19 Uhr, Beginn 20 Uhr. Eintritt frei, Tischreservierung erforderlich. Infos/Buchung auf www.herrnilsson-arnsberg.de
Schon gewusst?
Historie. Der amerikanische Spielwarenverkäufer Edwin Lowe führte den Namen „Bingo“ 1929 ein. Ursprünglich hieß es „Beano“, weil man die gezogenen Ziffern mit getrockneten Bohnen (engl. „bean“) abdeckte.
Film und Fernsehen. Auch im TV ist Bingo erfolgreich. Besonders beliebt sind die Sendungen „Bingo“ (Sat.1) und „Bingo!“ (NDR) – hier geprägt durch den Witz von Moderator Michael Thürnau. „Das ist ein Bingo!“, rief Schauspieler Christoph Waltz in „Inglourious Basterds“ (2009). Dass er den Oscar dafür bekam, zudem aus der Hand von Penélope Cruz, nannte er „Über-Bingo“.
Skurriles. Besonders im ländlichen deutschen Raum hat das „Kuhfladen-Bingo“ Tradition. Dafür wird eine Wiese in Felder unterteilt und die Spieler geben Wetten ab, in welches Feld eine weidende Kuh ihren Fladen fallen lassen wird. Eine zünftige Bauern-Gaudi.